Best of Various Others
Der Kunstherbst 2023 in München

4. September 2023 • Text von

Galerien, Off-Spaces, Museen und andere Institutionen bringen mit der kollaborativen Initiative Various Others auch dieses Jahr den Kunstherbst in München in Schwung. Das Programm bietet eine Vielzahl an großartigen Ausstellungen und Events, da fällt es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Wir empfehlen Sperling, Jo van de Loo, Beacon, Britta Rettberg, Max Goelitz, Kunstraum München, Nagel Draxler und Francoise Heitsch.

Kinke Kooi, Hospitality, [detail] 2016, Courtesy the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf.

Sperling – Lucas Hirsch & Veda

Dieses Jahr arbeitet die Galerie Sperling mit Lucas Hirsch aus Düsseldorf und Veda aus Florenz zusammen. Gemeinsam zeigen sie künstlerische Positionen, die sich auf ihre jeweils spezielle Art mit dem Medium Papier auseinandersetzen. Monique Moutons Medium ist die Malerei, ihre zarten und expressiven Arbeiten bewegen sich aber immer an den Grenzen von Zeichnung und Skulptur. Auch die Bilder von Kinke Kooi haben eine expressive Qualität, Formen lösen sich auf, Zwischenräume verschwimmen und Gegensätze werden obsolet. Auch in der künstlerischen Praxis von Anna McCarthy werden Grenzen verwischt und Ebenen zu etwas Neuem geschichtet. Die in München lebenden britischen Künstlerin vermengt in ihrem interdisziplinären Ansatz unterschiedliche Konzepte und Ästhetiken zu etwas Eigenem.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Freitag, den 8. September, zu sehen bis zum 14. Oktober.
WO: Sperling, Regerplatz 9, 81541 München.

Diese Empfehlung kommt von Quirin Brunnmeier.

Sandra Slim “Stephie y la Changa“, 2023 Courtesy the artist and JO VAN DE LOO.

Jo van de Loo – Galerie Drei

Gemeinsam mit der Galerie Drei aus Köln präsentiert Jo van de Loo Arbeiten der Künstlerinnen Julia Scher und Sandra Slim. Die in Köln lebende Künstlerin Julia Scher setzt sich bereits seit drei Jahrzehnten mit privater und öffentlicher Überwachung auseinander – lange vor Formaten wie “Big Brother”. In ihren immersiven Installationen und Werkserien reflektiert sie kritisch den Umgang mit Sicherheitssystemen. In Kontrast dazu sind neue Arbeiten der mexikanischen Künstlerin Sandra Slim zu sehen. Ihre fantasievollen Malereien zeigen surreale Landschaften sowie abstruse und humorvolle Interaktionen zwischen Mensch und Tier. Ihr persönlicher Malstil basiert auf Mustern und folkloristischen Maltechniken, die zu einer naiven Figuration verschmelzen und erfrischende Geschichten erzählen.

WANN: Die Ausstellung “Julia Scher & Sandra Slim” eröffnet am Freitag, 8. September und läuft bis zum 27. Oktober.
WO: Jo van de Loo, Theresienstraße 48, 80333 München.

Diese Empfehlung kommt von Julia Anna Wittmann.

Krystel Cárdenas: Reliquary box, 2022, Piece for group show “Ashes denote that fire was” at Fortnight Institute, New York.
Photo: courtesy of Fortnight Institute.

Beacon / Paulina Caspari

Im Beacon im Lehel ist eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Carolina Aguirre, Helin Alas, Krystel Cárdenas, Jeanne Gaigher, Jens Kothe und Berenice Olmedo zu sehen. Aus ihrer jeweils eigenen Perspektive setzen sich die Künstler:innen in den gezeigten Arbeiten mit der An- und Abwesenheit menschlicher Existenz auseinander. Spuren, Häute, Hüllen, Gegenstände und Assoziationen verweisen auf subtile Momente der Anwesenheit. Alle Arbeiten basieren auf eigenen Mythen, haben eine individuelle symbolische Sprache und entwerfen eine neue Ästhetik von Potenzialen menschlicher Präsenz. Die Ausstellung ist auch bei Paulina Caspari in der Augustenstraße 33a, in der Maxvorstadt, zu sehen.

WANN: Die Ausstellung “the sieve of secrecy” eröffnet am Freitag, den 8. September, zu sehen bis zum 13. Oktober.
WO: beacon, Liebherrstraße 8, 80538 München.

Diese Empfehlung kommt von Quirin Brunnmeier.

Lerato Shadi, “Ngono Le Nna”,2020, KINDL–Centre for Contemporary Art, Berlin, Photo: Jens Ziehe.

Britta Rettberg – Blank Projects

In Zusammenarbeit mit Blank Projects aus Kapstadt zeigt Britta Rettberg aktuelle Arbeiten der südafrikanischen Künstlerin Lerato Shadi. In ihren Installationen, Videoarbeiten und Performances macht Shadi auf eine unsichtbare und ungesehene Historiographie aufmerksam. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht der marginalisierte Körper, der Körper einer Schwarzen Künstlerin. Dabei greift sie Themen wie kulturelle Auslöschung oder strukturelle Ausgrenzung auf und stellt das westliche Geschichtsverständnis in Frage.

Zusätzlich sind auch noch neue Arbeiten des Münchner Künstlers Patrick Ostrowsky im Projektraum “park” der Galerie zu sehen. Ostrowsky, der sich immer wieder skulptural mit urbanen Strukturen und temporären Architekturen beschäftigt, widmet seine neue Werkgruppe dem Konzept des Heimischen und der häuslichen Welt.

WANN: Die Ausstellungen “Lerato Shadi: Tsela di matlapa” und “Patrick Ostrowsky @park” eröffnen am Freitag, den 8. September, und laufen bis zum 21. Oktober.
WO: Britta Rettberg, Gabelsbergerstr 51, 80333 München.

Diese Empfehlung kommt von Julia Anna Wittmann.

Nicolás Lamas: Network collapse, 2019, Courtesy of Meessen De Clercq, Copyright of the artist, Photo: Josépha Blanchet.

Max Goelitz

Bei Max Goelitz geht es um Konzepte des Scheiterns, der Transformation und des ständigen Wechsels der Perspektive. Unter dem Titel “failed transcendence” zeigt die Galerie in einer Gruppenausstellung die Gastkünstler Nicolás Lamas und Jeremy Shaw gemeinsam mit Haroon Mirza, Helga Dóróthea Fannon und Niko Abramidis &NE. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf Konzept der “failed transcendence“ des Schriftstellers Tom McCarthy, das sich auf den Begriff des Scheiterns und die Infragestellung traditioneller Vorstellungen von Authentizität konzentriert. Die Ausstellung vereint Technologie und Spiritualität und schafft so einen multidimensionalen Dialog.

WANN: Die Ausstellung “failed transcendence” eröffnet am Freitag, den 8. September, zu sehen bis zum 21. Oktober.
WO: max goelitz, Maximilianstraße 35, Entrance Herzog-Rudolf-Straße, 80539 München.

Diese Empfehlung kommt von Quirin Brunnmeier.

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Santiago Sierra: THE MAELSTRÖM Serekunda, The Gambia. May 2023. Courtesy of Estudio Santiago Sierra. // Mirjam Thomann, “Column”, 2022 Courtesy Galerie Nagel Draxler Berlin / Cologne / Munich. Foto: Eric Bell.

Kunstraum München

Der Kunstraum bringt zwei Künstler aus unterschiedlichen Generationen zusammen. Franz Erhard Walther gilt als Pionier der Konzeptkunst und der Minimal Art, Santiago Sierra erlangte durch provokante Installationen und politischen Aktivismus internationale Bedeutung. Der Kunstraum München hat in Kooperation mit der Performance-Reihe „En plein air“ Performances im öffentlichen Raum geplant. Santiago Sierra wird an verschiedenen Orten in München (Kunstraum, Terrasse am Haus der Kunst, Olympiapark, Isarauen) Geflüchtete aus Kriegsgebieten, die sich derzeit in München aufhalten, in einem besonderen Setting fotografieren lassen. Im Wechsel mit Sierras Aktionen finden an diesen Orten auch Aktivierungen ausgewählter Objekte von Franz Erhard Walther statt.

WANN: Die Performances finden sonntags zeitgleich an verscheidenen Orten in München statt. Los geht es am Sonntag, den 10. September, um 15 Uhr.
WO: im öffentlichen Raum.

Diese Empfehlung kommt von Quirin Brunnmeier.

Nagel Draxler

Die Galerieräume von Nagel Draxler werden zum Ausgangspunkt für Mirjam Thomanns skulpturale Interventionen. Basierend auf den räumlichen Gegebenheiten nähert sich die Künstlerin mittels Skulptur, Installation, Zeichnung und Text an die vorherrschende architektonische, soziale und institutionelle Ordnung an. Dabei geht Thomann prozesshaft vor, installiert Einbauten, kombiniert vor Ort Gefundenes und achtet auf Wiederverwendbarkeit. Die Räume der Galerie fungieren also nicht nur als Ausstellungsraum, sie werden zum Teil der Installation.

WANN: Die Ausstellung “Alliance” von Mirjam Thomann eröffnet am Freitag, den 8. September, zu sehen bis zum 13. Januar 2024.
WO: Galerie Nagel Draxler, Türkenstraße 43 80799 München.

Diese Empfehlung kommt von Julia Anna Wittmann.

Onur Gökmen: Belkis, 2021 Foto: Jens Gerber, © Hessische Kulturstiftung.

Francoise Heitsch

Der in der Karibik lebende Künstler Christopher Cozier ist für seine roten Stufen bekannt – eine Skulptur, die er auf leeren Grundstücke in verschiedenen Städten weltweit platziert. Innerhalb seines Projekts “Home/Portal” initiiert Cozier Begegnungen mit anderen Künstler*innen, um über Heimat und Vertreibung zu sprechen. Francoise Heitschs Ausstellung “Home/Portal: Christopher Cozier featuring Onur Gökmen” bringt zwei Künstler in einen solchen Austausch. Auch Onur Gökmen greift in seinen Arbeiten immer wieder architektonische Rückstände auf, die zum Ausgangspunkt für einen breiteren Diskurs werden. Im Fokus seiner Werke steht die Wechselwirkung von Verwestlichung und Modernisierung, sein Blick geht dabei gleichermaßen in die Zukunft und die Vergangenheit.

WANN: Die Ausstellung “Home/Portal: Christopher Cozier featuring Onur Gökmen” eröffnet am Freitag, den 8. September und läuft bis zum 4. November.
WO: Francoise Heitsch, Amalienstraße 19, 80333 München.

Diese Empfehlung kommt von Julia Anna Wittmann.

gallerytalk.net ist Medienpartner von Various Others.

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