Alles wird Musik Pan Daijing im Haus der Kunst
11. März 2024 • Text von Quirin Brunnmeier
Die Künstlerin und Komponistin Pan Daijing bespielt mit ihrem Projekt “Mute” die Westgalerie im Haus der Kunst. Mit einer vielschichtigen und vielstimmigen Mischung an den Schnittstellen von Musik und bildender Kunst gelingt ihr ein beeindruckendes Erlebnis.
Am Ende blieb nur eine tiefe und laute Bass-Vibration, die rhythmisch durch die dunkle Westgalerie des Haus der Kunst hallte, fast wie in der After-Hour eines Technoklubs. Der Schall durchdrang förmlich die Architektur und die Besucher*innen, der Ton wurde körperlich erfahrbar. In den Stunden zuvor hatte am Freitagabend ein mehrköpfiges Tanz-Ensemble die Ausstellung “Pan Daijing. Mute” mit einer Performance aktiviert. Die bisher größte Einzelausstellung der Klang- und Performancekünstlerin nimmt sowohl die gesamte Westgalerie wie auch das Auditorium im ersten Stock ein und verwandelt die Architektur des Ausstellungsraumes in eine begehbare Klanglandschaft, in der Stimmen, Körper und Räume miteinander vernetzt und verwoben werden.
Zu Beginn der Ausstellung wurde ein Prozess der Transformation in Gang gesetzt, eine Aktivierung, die auch während der gesamten sechswöchigen Laufzeit der Ausstellung stattfindet. Die speziell für das Haus der Kunst konzipierte Ausstellung umfasst neben der Choreografie architektonische Interventionen, Klang und Video. Wie in einem Environment können die Besucher*innen diese Ausstellung erkunden, installative und performative Elemente entdecken und die historischen Räume aus der Perspektive der Künstlerin erleben. Für Pan Daijing stehen Prozesse der Transformation im Mittelpunkt. Sie fokussiert das Dazwischen: Zwischen zwei Endpunkten, zwischen Bewegung und Stillstand, zwischen Tag und Nacht.
Die Lichtsituation im zentralen Ausstellungsraum wirkt surreal, außerhalb des Museums platzierte Lichtkörper strahlen künstliches Tageslicht durch die Fenster. Im Innenraum geht das Zeitgefühl zunehmend verloren. Die Besucher*innen wandeln durch diese düstere Dämmerung und treffen in jedem Raum auf eine neue auditive Schicht. Pan Daijing nutzt die Architektur der Räume als Struktur für Klänge und Sounds, durch ihre Bewegung vermischen die Besucher*innen die Klangschichten und haben ein höchst individuelles Hörerlebnis. Zudem hat die Künstlerin teilweise subtile, teilweise massive skulpturale und installative Interventionen in den Räumen platziert. Bühnenelemente geben dem Hauptraum eine Struktur, ein in die Wand eingelassenes Metronom gibt leise seine akustischen Impulse ab. Auf quadratischen Hantarex Monitoren laufen kurze Videos, die formell wie inhaltlich enigmatisch bleiben und dennoch die Stimmung der Ausstellung verdichten.
Dicht und vielschichtig ist das gesamte Projekt. Pan Daijing verbindet und verschränkt unterschiedliche Medien und Ebenen und bespielt die ausufernde Westgalerie des Haus der Kunst gekonnt und subtil. Die ortsspezifischen Eingriffe verweisen auf die Geschichte des Hauses und erwecken die Räume zum Leben. Im Spannungsfeld zwischen Musik und bildender Kunst schafft Pan Daijing ein multisensorisches Erlebnis, die Künstlerin sagt: “Alles wird Musik“.
Nach der Aktivierung zur Eröffnung wird es während der sechswöchigen Laufzeit der Ausstellung tägliche Aktivierungen mit einer kleineren Anzahl von Performer*innen geben. Diese werden wochentags von 15–19 Uhr und an Wochenenden zwischen 13–17 Uhr im Haus der Kunst anwesend sein. Am 13. April gibt es um 20 Uhr eine abschließende Performance, die alle Performer*innen der Eröffnung wieder zusammenführen wird. Der Transformationsprozess wird damit gestoppt. Bis zur Aktivierung der nächsten Live-Ausstellung von Pan Daijing.
WANN: Die Ausstellung “Pan Daijing. Mute” ist noch bis zum 14. April zu sehen.
WO: Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München.