Frisch aus der Gerüchteküche
Gruppenausstellung "Gossips" bei Nir Altman

3. April 2024 • Text von Quirin Brunnmeier

Das bleibt aber unter uns! Unter dem Titel “Gossips” zeigen die Galerien Nir Altman aus München und Ginny on Frederick aus London eine kooperative Gruppenausstellung. Junge und etablierte Positionen präsentieren Klatsch und Tratsch und Subversion.

Tratschen macht Spaß, kann harmlos sein oder gefährlich. Man tauscht Informationen aus und bringt sich gegenseitig auf den neuesten Stand. Durch Klatsch und Tratsch etablieren sich soziale Systeme, Beziehungen verfestigen sich oder brechen auf. Es entstehen ein drinnen und ein draußen. Die Mechanismen von Klatsch und Tratsch, von lustigen Gerüchten oder fiesen Verleumdungen sind immer zutiefst menschlich. Manche sehen Klatsch und Tratsch sogar als festen Bestandteil femininer und queerer Identität, der zur Wissenserweiterung und zum Ausdruck von Bedürfnissen dient. Klatsch und Tratsch sind dabei eine Form der Wissensweitergabe und Gemeinschaftsbildung.

Eine Gemeinschaft bilden auch die Arbeiten, die unter dem Titel “Gossips” aktuell bei Nir Altman in der Maxvorstadt zu sehen sind. Die Ausstellung ist in Kooperation mit Ginny On Frederick aus London entstanden. Die Galerie, die sich aktuell in einem ehemaligen Sandwichladen im Osten Londons befindet, gilt als einer der spannenden jüngeren Spaces der britischen Hauptstadt. Der Galerist Freddie Powell hat ein informelles Ökosystem geschaffen, das jungen Künstler*innen Raum für erste ambitionierte Einzelausstellungen und Präsentationen bietet. Einige dieser jungen Künstler*innen hat er nun nach München mitgebracht und sie mit bereits etablierten Positionen verbunden.

Wie eine zarte, übergroße Blume wirkt die Skulptur von Alexandra Metcalf, die auch gerade eine Ausstellung bei Capitain Petzel in Berlin hat. In diesem floralen Objekt verwebt sie persönliche Erinnerungen an ihre Mutter und ihre Kindheit zu einer persönlichen Antimaterie. Daneben ein großformatiges, expressives Bild von Angelique Heidler. Auch hier werden persönliche Artefakte aus der Kindheit in die Arbeit integriert und mit pop-kulturellen Referenzen zu einer dichten Komposition verbunden. Wie eine Pop-Swatch aus den 1990er Jahren wirkt die übergroße Patek Philippe Interpretation von Bruno Zhu, die rückwärtsläuft. Wie aus einer alternativen Zeit wirkt das architektonische Miniatur-Objekt von Arash Nassiri.

Neben den eher jungen Positionen in dieser Ausstellung finden auch zwei etablierte Künstler einen Platz. Der in Edinburgh lebenden Keith Farquhar zeigt mit Alltagsszenen bedruckte Pelz-Bildträger. Auch hier spielen private Erinnerungen wieder eine wichtige Rolle. Auf einem klassischen Hantarex Würfel-Monitor ist zudem das Video “The Woman Who Went Too Far” von Colin Campbell aus dem Jahr 1984 zu sehen. Für die Ausstellung Gossips haben die Galerien Nir Altman und Ginny on Frederick eine stimmige Auswahl an Arbeiten zusammengestellt, die eine gewisse subversive Sensibilität eint.

WANN: Die Ausstellung “Gossips” ist noch bis zum 27. April zu sehen.
WO: Nir Altman, Gabelsbergerstraße 58, 80333 München.