Abseits des Gallery Weekend 2023 16 Tipps für Kunst-Ausstellungen in Berlin
20. April 2023 • Text von Anna Meinecke
Ist Gallery Weekend, ist natürlich nicht nur Gallery Weekend. Überall in Berlin eröffnen dieser Tage exzellente Kunst-Ausstellungen, die unbedingt angesteuert werden wollen. Welche Shows ihr auf keinen Fall verpassen solltet? Wir haben den Überblick in Form von 16 Tipps.
Fluentum: Loretta Fahrenholz
37 Minuten besten Trash, genau genommen “Trash The Musical” präsentiert Loretta Fahrenholz bei Fluentum. Darin begleitet sie die Performancekünstlerin Alicia McDaid, die sich aufmacht in der Heimat das Haus ihres Onkels zu entrümpeln. Während sie sich durch die Hinterlassenschafften arbeitet vollführt sie TikTok-Tänze, mimt Celebrities oder übt Gesellschaftskritik: Wie ist das mit dem Älterwerden? Was unterscheidet Kunst von Müll? Gesten und Gedanken collagiert Fahrenholz zu einem wilden filmischen Ritt.
WANN: Die Ausstellung “Trash The Musical” von Loretta Fahrenholz eröffnet am Dienstag, den 25. April, von 18 bis 22 Uhr. Die Premiere des Films “Trash The Musical” beginnt um 18.30 Uhr. Die Ausstellung läuft bis zum 29. Juli.
WO: Fluentum, Clayallee 174, 14195 Berlin.
E-Werk Luckenwalde: Kira Freije
Theoretisch könnten die Metalskelette unfertig wirken, doch man ist umgehend geneigt, Kira Freijes hohlen Gerippen emotionale Tiefe anzudichten. Wie skulpturale Charakterskizzen bevölkern sie die Turbinenhalle des E-Werk Luckenwalde. In der Ausstellung “The Throat is a Threaded Melody” gleiten Lichtkegel durch den Raum und beleuchten punktell Interaktionen zwischen industriell gefertigten wie fleischlichen Akteur*innen.
WANN: Die Ausstellung “The Throat is a Threaded Melody” von Kira Freije eröffnet am Samstag, den 29. April. Sie läuft bis zum 1. Juli.
WO: E-WERK Luckenwalde, Rudolf-Breitscheid-Straße 73, 14943 Luckenwalde.
68projects: Igor Simic
In Anbetracht der Widersprüchlichkeiten einer immer komplexer erscheinenden Welt, kann man schon mal Feelings haben. Viele Feelings, Feelings mit fünfmal E. Mit Film, Sound, Skulptur und Game versucht sich Igor Simic bei 68projects an einer großen Erzählung über das 21. Jahrhundert. Hier leuchtet “Loneliness” als “lol”, dort laufen post-faktische Nachrichten zum Mitsingen, indes brechen die Ultrareichen auf gen Mars.
WANN: Die Ausstellung “FEEEEELINGS” von Igor Simic eröffnet am Freitag, den 28. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 24. Juni.
WO: 68projects, Fasanenstr. 68, 10719 Berlin.
Grove: “Sweat”
Vielleicht wird es heiß, anstrengend oder schweißtreibend – jedenfalls regt sich etwas. Mit “Sweat” eröffnet Grove die zweite Ausstellung überhaupt in den Berliner Galerieräumen. Mariona Berenguer, Hannah Bohnen und Colm Mac Athlaoich fixieren Bewegung in motorisierten Pferdeschweifen, malerischem Gestus oder athletischen Körpern auf Leinwand.
WANN: Die Ausstellung “Sweat” eröffnet am Mittwoch, den 26. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis Donnerstag, den 25. Mai.
WO: GROVE Berlin, Greifswalderstraße 5, 10405 Berlin.
Eternithaus, Hansaviertel: “Conceptual Substance”
1957 errichtet von Paul Baumgarten für die Internationale Bauaustellung in Berlin, steht das Eternithaus heute für eine historische Vision urbanen Wohnens. Die Ausstellung “Conceptual Substance” lädt ein, das Ganze nicht nur aus der Nähe, sondern von innen zu betrachten. Tina Roeder hat Architekt*innen, Designer*innen und Künstler*innen zusammengebracht, das denkmalgeschützte Gebäude im Hansaviertel zu bespielen.
WANN: Die Ausstellung “Conceptual Substance” eröffnet am Freitag, den 28. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis Sonntag, den 30. April.
WO: Eternithaus, Altonaer Straße 1, 10557 Berlin.
Ruinart x Eva Jospin
“Carte Blanche” für Eva Jospin. Das Champagnerhaus Ruinart hat die Bildhauerin eingeladen, sich für ihre aufwändigen Kartonskulpturen von der Montagne de Reims inspirieren zu lassen. Aus Wellpappe schneidet und schichtet Jospin detailreiche Installationen. Die neu entstandenen Werke sind während des Berliner Gallery Weekends im Rahmen des Pop-ups „Ruinart Maison 1729 – From Reims to Berlin“ im Amtsalon zu sehen. Im Lovis Restaurant wird außerdem das “Food For Art Dinner” von Sophia Rudolph, ein 5-Gänge-Menü mit Champagnerbegleitung, serviert. Zudem werden exklusive Masterclasses mit Sophia Rudolph oder Sissel Tolaas angeboten. Tickets dafür könnt ihr hier buchen.
WANN: Das Pop-up „Ruinart Maison 1729 – From Reims to Berlin“ ist von Donnerstag, den 27. April, bis Dienstag, den 2. Mai, von 12 bis 20 Uhr geöffnet.
WO: „Ruinart Maison 1729 – From Reims to Berlin“ im Amtsalon, Kantstraße 79, 10627 Berlin.
Number 1 Main Road: Bob Bicknell-Knight
Was haben schickere Waffen bei “Call of Duty” und das nächste “Candy Crush”-Level gemeinsam? Gut möglich, dass ihr dafür bezahlt habt. Gaming bedeutet oft auch Geld ausgeben. Für seine Ausstellung “Sunday School” verwandelt Bob Bicknell-Knight den Neuköllner Ausstellungsraum Number 1 Main Road in ein von christlichen Sonntagsschulen inspirierten Unterrichtszimmer. Auf dem Lehrplan steht die Lootbox.
WANN: Die Ausstellung “Sunday School” von Bob Bicknell-Knight eröffnet am Freitag, den 28. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis Dienstag, den 23. Mai.
WO: Number 1 Main Road, Ossastraße 21a, 12045 Berlin.
Robert Grunenberg: “Imagine – 10 Unrealized Projects”
Anfangen ist besser als aufhören. Jedenfalls fühlt sich das oft so an. Der Weg zur Vollendung, er ist beschwerlich. Bei Robert Grunenberg Berlin zeigen zehn Künstler*innen, was werden könnte, würden sie durchziehen, was sie mit ihrem Beitrag zur Ausstellung angestoßen haben. Für “Imagine – 10 Unrealized Projects” haben unter anderem Stefan Knauf, Brandon Lipchik, Sonja Yakovleva, Martin Kähler und Sonja Rychkova Projekte begonnen, mit denen sie Neues wagen und die sie jedenfalls in der Theorie auch gern fertigstellen würden.
WANN: Die Ausstellung “Imagine – 10 Unrealized Projects” eröffnet am Freitag, den 28. April. Sie läuft bis zum 17. Juni.
WO: Robert Grunenberg Berlin, Marburger Straße 3, 10789 Berlin.
Super Super Markt
Drei Frauen stellen aus und direkt könnte man geneigt sein, die autobiografische Lesart zu bemühen, doch Isabella Ducrot, Laila Tara H und Anousha Payne treten an, die Grenzen zwischen persönlicher Erfahrung, Allegorie und Fiktion zu verschieben. Auf Einladung von Super Super Markt bespielen sie eine Wohnung in Mitte.
WANN: Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, den 27. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis Sonntag, den 21. Mai.
WO: Super Super Markt, Friends Apartment, Mulackstraße 26, 10119 Berlin.
Duve: Gao Hang
Gao Hang ist ein Internetmensch. So richtig ist ihm das erst aufgefallen, als er vor zehn Jahren von China in die USA zog: anderer Kontinent, Menschen mit genau denselben Interessen. Die klobigen Kanten früher Videospiele finden sich heute in Gao Hands Arbeiten wieder. Unter dem Titel “First Contact” zeigt Duve Berlin seine Malerei.
WANN: Die Ausstellung “First Contact” eröffnet am Freitag, den 28. April, von 18 bis 21 Uhr.
WO: DUVE Berlin, Michaelkirchstraße 15, 10179 Berlin.
Peles Empire: Rob Crosse
Zwischen den Seiten eines Fotobuchs schützen Trennblätter die bildgewordenen Erinnerungen. Viel Aufmerksamkeit erfahren sie selten. Für seine Ausstellung “Out of Time” bei Peles Empire hat Rob Crosse darauf gezeichnet. Auf dem dünnen Papier werden die Hände wie zu beweglichen Akteuren zwischen fixen Formationen im Album.
WANN: Die Ausstellung “Out of Time” von Rob Crosse eröffnet am Freitag, den 21. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 26. Mai.
WO: Peles Empire, Karl-Marx-Straße 58, 12043 Berlin.
CCA Berlin: Yu Ji
Welches Potenzial birgt die Ungewissheit? Der Frage nährt sich Yu Ji in ihrer Ausstellung “Miss Shell, Delta, and Two Noughts” bei CCA Berlin. Als Bildhauerin war sie lange einen stabilen Arbeitsplatz gewöhnt. Sie arbeitet mit Gips, Ton oder Beton – inzwischen auch mit Materialien, die sie in ihrer temporären Umgebung vorfindet und recycelt. Die Ausstellung bei CCA nutzt Yu Ji als Studio. Wer zur Eröffnung kommt, wird in den Wochen danach ein verändertes Setting vorfinden.
WANN: Die Ausstellung “Miss Shell, Delta, and Two Noughts” von Yu Ji eröffnet am Donnerstag, den 20. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 24. Juni.
WO: CCA Berlin, Kurfürstenstraße 145, 10785 Berlin.
Sandy Brown: “Those of Us”
Klingt nach Lifestyletrend, ist jedenfalls für den Moment nur Hannah Rose Stewarts Beschreibung einer Gruppenausstellung bei Sandy Brown: “exhausted cute”. Zwei kleine Wörter, eine ganze Atmosphäre. Die Ausstellung “Those uf Us” vereint Arbeiten von Endre Aalrust, Daphne Ahlers, Ilja Karilampi, Jim C. Nedd, Hannah Rose Stewart und Dena Yago, ein bisschen post-industrielle Apokalypse, ein bisschen Humor und Menschlichkeit.
WANN: Die Ausstellung “Those of Us” eröffnet am Mittwoch, den 26. April, von 18 bis 20 Uhr. Sie läuft bis zum 27. Mai.
WO: Sandy Brown, Goebenstrasse 7, 10783 Berlin.
Saarländische Galerie: Emma Adler
Auf Simulator und Great Reset folgt Paranoia. Wie das dritte Level eines Videospiels baut Emma Adlers Ausstellung “Holistic Paranoia” in der Saarländischen Galerie auf vorangegangenen Schauen auf. Vom Gamer-Stuhl aus offenbaren sich die Abgründe des Digitalen, wo die Scheußlichkeiten des Analogen längst Präsenz etabliert haben. Adler vermengt Frauenhass und Rassismus, Ideologie und Esoterik. Reiht Rabbithole an Rabbithole. Ein sakrales Urinal, eine vibrierende Daunenjacke, alles gehört zusammen.
WANN: Die Ausstellung “Holistic Paranoia” von Emma Adler eröffnet am Mittwoch, den 26. April, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 4. Juni.
WO: Saarländische Galerie, Charlottenstraße 3, 10969 Berlin.
Spoiler: “Meadow’s Sisters”
Wachs, Ton, Kombucha, Holz, Wolle, Latex, Kräuter, Karamell, Steine – der Kraft natürlichen Materials in Frauenhänden soll die Ausstellung “Meadow’s Sisters” im Spoiler Ausdruck verleihen. Katya Quel hat verschiedene Künstlerinnen, zusammengebracht. Wer bei ihren Werken an heidnische Rituale denkt, ist nicht auf der falschen Fährte.
WANN: Die Ausstellung “Meadow’s Sisters” eröffnet am Freitag, den 28. April, um 18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis Sonntag, den 30. April.
WO: SPOILER – Aktionsraum Moabit, Quitzowstraße 108a, 10551 Berlin.
Future Gallery: “Alchemic Renderings”
Die Malerei von Kévin Bray kommt ohne Technologie nicht aus. Seine Bildsprache speisen umfunktionierte Software und Manipulation. Die Future Gallery kombiniert seine Arbeit in “Alchemic Renderings” mit Mixed-Media-Installationen von Alexandra Martens Serrano.
WANN: Die Ausstellung “Alchemic Renderings” eröffnet am Freitag, den 28. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 3. Juni.
WO: Future Gallery, Schöneberger Ufer 59, 10785 Berlin
Die Highlights aus dem offiziellen Programm des Gallery Weekend Berlin sind auch schon online: hierlang zu den besten Ausstellungen.
