Ein bisschen Gold und Silber
Kunst und Alchemie bei Sperling in München

17. März 2023 • Text von

In den Gemälden fließen und zerrinnen scheinbar körpereigene Flüssigkeiten. Die Bildinhalte wie auch die ausgestellten Skulpturen von Künstlerinnen wie Dominika Dobiášová, Anousha Payne oder dem Duo Pakui Hardware erinnern an surrealistische Szenerien voller Magie und Zauber. Die aktuelle Ausstellung “Cheirokmeta (Things Made by Hand)” bei Sperling bietet einen beflügelnden Ausflug in die Welt der Alchemie.

Sperling München Cheirokmeta Installationsanischt
Cheirokmeta (Things Made By Hand), 2023, installation view, photo: Sebastian Kissel. Courtesy the artists and Sperling, Munich.

Alchemie bedeutet Verwandlung. Genauer geht es um die Transmutation von Metallen – an deren Ende, so glaubte man lange, die Herstellung von Gold stand. Der Begriff leitet sich ab vom griechischen Wort chēmeía, übersetzt “Metallgießen”. Eine handwerkliche Praktik, die bereits im babylonischen Reich, im Alten Ägypten sowie in der Naturphilosophie der Griechen angewendet wurde. Von der Schriftensammlung “Cheirokmeta”, verfasst von Zosimos aus Panopolis, einem der bedeutendsten Vertreter der Alchemie in der griechischen Spätantike, leiht die Ausstellung ihren Titel.  

Sperling München Cheirokmeta Installationsansicht mit blauem Bild
Cheirokmeta (Things Made By Hand), 2023, installation view, photo: Sebastian Kissel. Courtesy the artists and Sperling, Munich.

Dass diese Kunst der Verwandlung, gepaart mit der Idee von Magie, dem Mysteriösen sowie der Prozess der Metallveredelung schon Generationen von Künstlern und Künstlerinnen, wie Jan van der Straet bis zu modernen Positionen wie Yves Klein faszinierte, ist nicht verwunderlich. Bietet die Alchemie, das Unerklärbare, doch Raum für künstlerische Interpretation. Hiervon zeugt nicht zuletzt das Aufgreifen von Pieter Brueghels Kupferstich “Der Alchimist” auf der Einladungskarte zur Ausstellung bei Sperling. Hier wird probiert, die Transformation chemischer Stoffe vorangetrieben und akribisch an einer Metallveredlung gearbeitet. Pulverartige Stoffe werden erhitzt und verflüssigen sich. 

Sperling München Installations Ansicht Cheirokmeta
Cheirokmeta (Things Made By Hand), 2023, installation view, photo: Sebastian Kissel. Courtesy the artist and Sperling, Munich. // Dominika Dobiášová, The Cup Overflowed, 2021, Courtesy the artist and Sperling, Munich.

Eine ähnliche Bildthematik findet sich auch in den mythischen Welten der Künstlerin Dominika Dobiášová. Hier lässt eine grüne Skeletthand in einer höhlenartigen Umgebung Flüssigkeit in ein menschenähnliches Gefäß, zwar ohne Kopf aber mit Beinen in Stiefeln mit Absatz gleiten. Mystik trifft auf zeitgenössische Mode. Dobiášovás Bildsprache ist amüsant, faszinierend und beinhaltet Geschichten, die comicartige Illustrationen in sich tragen und gleichzeitig an fantastische Welten eines René Magritte oder Max Ernst erinnern.  

Sperling München Cheirokmeta Installationsanischt
Cheirokmeta (Things Made By Hand), 2023, installation view, photo: Sebastian Kissel. Courtesy the artists and Sperling, Munich.

Die titelgebende Schriftensammlung “Cheirokmeta” des griechischen Alchimisten Zosimos aus Panopolis bedeutet übersetzt “Handgriffe” – ein Verweis, der sich auch in den ausgestellten Arbeiten immer wieder zeigt. Geisterhafte Hände, die eine Blume aus Eisensträngen umfassen, zieren die Bildzentren von Ádám Horváths Malereien und finden sich in der mehrteiligen Skulptur der Künstlerin Anousha Payne wieder. Inspiriert von “A Flowering Tree”, einem indischen Volksmärchen sowie der Textsammlung “Women without men” verdeutlicht Payne in ihrer mehrteiligen Skulptur bestehend aus Körperteilen in Rattan und Keramik das Schicksal der Protagonistin, die sich in einen Baum verwandeln kann. Es ist zeigt ein Zusammenkommen an Transformation, Magie und Spiritualität, die sich nicht nur Anousha Paynes Arbeit manifestiert, sondern ebenfalls in den Werken von Anna McCarthy oder Hamish Pearch widerspiegelt. 

Sperling München Cheirokmteta Installationsansicht
Cheirokmeta (Things Made By Hand), 2023, installation view, photo: Sebastian Kissel. Courtesy the artists and Sperling, Munich. // Hamish Pearch, Limbic Flare Archive (London Chalk), 2023, Courtesy of Hamish Pearch, Sperling, Munich and sans titre, Paris.

Die Ausstellung “Cheirokmeta (Things Made by Hand)” bietet ein gelungenes Zusammenspiel von skulpturalen und zweidimensionalen Werken, die sich mit der Transformation von Körpern, mit Spiritualität und dem Spiel aus Fiktion und Wahrhaftigkeit auseinandersetzen. Es sind künstlerische Werke, die Gefallen finden lassen an Magie, dem Unerklärbaren, der Alchemie. Transformationen, die man zwar nie ganz durchdringen werden kann, die aber die Hoffnung am Ende auf etwas Gold und Silber nicht gänzlich aufgeben.

WANN: Die Ausstellung “Cheirokmeta (Things Made by Hand)” läuft bis einschließlich Samstag, den 22. April.
WO: Sperling, Regerplatz 9, 81541 München.

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