Art Cologne: 10 Highlights der Kunstmesse Diese Galerien solltet ihr nicht verpassen
15. November 2023 • Text von Anna Meinecke
Zum Start der Kunstmesse Art Cologne gibt es von uns vorab ein wenig Navigationshilfe. Inmitten der diversen Stände lohnt es, nach einigen Galerien gezielt Ausschau zu halten. Wir empfehlen: Harlan Levey, House of Chappaz, Berthold Pott, Galleri Opdahl, Valeria Cetraro, Lange + Pult, Martinetz, Klemm’s, Judin und Layr.
Harlan Levey Projects, Brüssel
Fünfmal sechs Bildschirme nebeneinander hat Emmanuel Van der Auwera zu seiner “VideoSculpture XXVIII” montiert. Darauf läuft dokumentarisches Bewegtbildmaterial – fragmentiert und verfremdet mittels eines digitalen Streifen-Filters, der gebietet, schnell irgendetwas in Richtung malerischer Gestus zu postulieren. Der Künstler beschäftigt sich mit der Zirkulation von Bildern in der heutigen Zeit. Die Brüssler Galerie Harlan Levey Projects zeigt seine Arbeiten neben Werken von Marcin Dudek und Willehad Eilers.
House of Chappaz, Barcelona
Anmutig wie historisches Gebäudedekor, zerknautscht wie eine ramponierte Leitplanke – die Skulpturen von Antonio Fernández Alvira muten steinern an und gebaren sich doch wie Körper. Die organische Verformung der Versatzstücke naturgemäß doch eher fester Architektur inszeniert die spanische Galerie House of Chappaz mit Ablegern in Barcelona und Valencia auf der Messe im Rahmen einer Solopräsentation.
Berthold Pott, Köln
Diese Barbie hat auch schon mal frischer ausgesehen, aber das macht rein gar nichts. Lucia Sotnikova versteht sich auf angenehm unaufgeregte Darstellungen des Grotesken. Diese Barbie hat kaum noch Iris vor lauter Pupille und vermutlich einfach schon einiges erlebt. Unzufrieden sieht sie nicht aus. Die Kölner Galerie Berthold Pott zeigt neben Sotnikova unter anderem Isabelle Andriessen.
Galleri Opdahl, Stavanger
Ganz schön dramatisch mutet der Faltenwurf an für so ein unfunktionales Störobjekt – Störobjekt ist an dieser Stelle im allerbesten Wortsinn zu verstehen. Mit ihrer Arbeit “In the morning at freezing point” nimmt Hanne Tyrmi Raum ein am Stand der Galleri Opdahl aus dem norwegischen Stavanger. Die Erfahrung von Macht und Ohnmacht am Körper des Individuums wie der Gesellschaft sind seit Jahrzehnten zentral für Tyrmis Werk. Auf der Art Cologne sind ihre Arbeiten neben denen von Rebecca Ackroyd, Jimmie Durham, Tom Howse und Franka Hörnschemeyer zu sehen.
Update: Statt der Arbeit “In the morning at freezing point” zeigt die Galleri Opdahl die Arbeit “The first Snowfall” von Hanne Tyrmi.
Valeria Cetraro, Paris
Wer auf die Holzpuppen von Angélique Aubrit und Ludovic Beillard das eigene Spiegelbild projizieren möchte, wird im konturenarmen Holz Maserungen eines eher unbehaglichen Ich-Zustands erkennen können. Angelehnt oder abgelegt scheinen die künstlichen Leiber darauf zu warten, belebt zu werden. Die Pariser Galerie Valeria Cetraro zeigt Teile des Rollenspiel-Projekts “Le sort des Labourgue” am Messestand. Wer mehr davon sehen will, könnte sich aufmachen gen Haus Mödrath in Kerpen. Dort sind mehr Arbeiten von Aubrit und Beillard als Teil der Ausstellung “Home Is Where You’re Happy” zu sehen.
Lange + Pult, Zürich
Künstlerische Weiterverwertung hin oder her, das Objekt bleibt, was es nun einmal ist: ein Bürostuhl, ein Einkaufswagen, eine Dose. So hält es Delphine Reist seit Jahren. Entsprechend zeigt ihre Zyanotypie am Messestand von Lange + Pult aus Zürich ein aufwendiges Collier – oder nein, vielleicht doch eher Schneeketten denn feines Geschmeide? Mit der gewählten Darstellungsform bringt Reist verborgene Qualitäten ihres erwählten Objekts zum Vorschein. Am Stand der Galerie verlangt übrigens ein weiteres Objekt besondere Aufmerksamkeit: eine großartige Maxi-Puderdose von Sylvie Fleury.
Martinetz, Köln
Weiche Schale, hart wie ein Waschbecken. Emma Adler bringt vermeintliche Gewissheiten ins Wanken. Wer nicht in jedes Rabbithole für Verschwörungstheoretiker:innen mit hinabsteigen mag, kann sich an der neugewonnenen Erkenntnis erfreuen, dass so ein belangloser Keramikkörper verdoppelt und an sein Gegenüber geschmiegt von wirklich rührender Schönheit ist. Die Kölner Galerie Martinetz zeigt Adler im Duo mit der Künstlerin Mary-Audrey Ramirez.
Klemm’s, Berlin
Den Finger nicht in die Arbeit stecken! Das mit dem “die Kunst nicht anfassen” lässt sich bei Jonas Roßmeißls “Schredder L” ausnahmsweise mal gut begründen: Im hochkant montierten Fernsehbildschirm ist ein potenzielles Mahlwerk eingelassen. Roßmeißls ausgeklügelte Skulpturen wirken wie einer dystopischen Zukunft entlehnt. Technik, die auf den ersten Blick bedrohlich anmuten mag, erweist sich bei ihm jedoch schnell als Ausdruck spielerischer Schläue. Die Berliner Galerie Klemm’s zeigt seine Arbeiten im Rahmen der New Positions der Art Cologne. Neben der Förderkoje lohnt es unbedingt auch, den regulären Messestand von Klemm’s zu besuchen, etwa für die Malereien von Renaud Regnery.
Judin, Berlin
Einen neuen Blick auf ein vertrautes Gesicht gewährt die Berliner Galerie Judin an ihrem Stand auf der Kölner Messe: Alexander Basils Alter ego hat sich dieses Mal in einen Tuschkasten verirrt. Alle, die es besonders auf Malerei abgesehen haben, werden bei Judin auf ihre Kosten kommen. Neben Basil zeigt die Galerie unter anderem Ellen Akimoto und Ian Davis.
Layr, Wien
Wie genau es denn um die formalen Qualitäten so eines Heizkörpers bestellt sei, könnte man ihn mal fragen. Schließlich ist es Benjamin Hirtes Spezialgebiet, die entsprechenden Vorzüge diverser Objekte mit seinen Skulpturen einzufangen, oder – ganz konkret und noch deutlich komplexer – niederschmetternde Schicksale der griechischen Mythologie in Untersberger Marmor zu meißeln. Wieso Niobe bei dem Vater (es war Tantalos) mit rosiger Zukunft ohnehin gar nicht erst zu rechnen hatte, könnt ihr vor dem Besuch bei der Wiener Galerie Layr ja noch schnell googeln.
WANN: Die Kunstmesse Art Cologne eröffnet am Donnerstag, den 16. November. Sie läuft bis Sonntag, den 19. November.
WO: Köln Messe, Messeplatz 1, 50679 Köln.