11 Highlights der Kunstmesse Art Düsseldorf
Diese Galerien solltet ihr nicht verpassen

10. April 2024 • Text von

Mit der Art Düsseldorf eröffnet auch in diesem Jahr wieder eine der sympathischsten Kunstmessen Europas. Von uns gibt es ein wenig Navigationshilfe vorab: Bei diesen elf Galerien könnte es sich lohnen, genau hinzusehen.

JVDW David Benedikt Wirth gallerytalk art duesseldorf 2024
David Benedikt Wirth: Sensing, 2023. Courtesy/Copyright JVDW.

JVDW, Düsseldorf: David Benedikt Wirth

Wie durch eine Wärmebildkamera blickt David Benedikt Wirth auf wilde Tiere. Und so glimmt eine Tatze grell orange, strahlen Raubkatzenaugen eisgrau, fast weiß am Stand der Düsseldorfer Galerie JVDW. Die porträtierten Wesen wirken verletzlich, obwohl man ihnen nicht zwingend in freier Wildbahn begegnen wollen würde. Wirths Malerei zeigt, wie leicht Jäger zu Gejagten werden können.

copperfield noah klink gallerytalk art duesseldorf 2024
Oscar Santillán: Module for the Rediscovery of Life (0A), 2021. Collage, ink on rubber, minerals, gelatine, pencil on paper and mixed media, 90 x 75 cm. Courtesy of the artist and Copperfield, London. // Gerrit Frohne-Brinkmann: Prey and Protagonist. Courtesy of the artist and Galerie Noah Klink, Berlin. Foto: Volker Renner.

Copperfield, London: Oscar Santillán

Eine monströse Seespinne war bereit zum Sprung. Meteoriten und Mineralien wurden archiviert. Eine blaue Zeichnung wurde angefertigt. Wer die Betrachtung eingerahmter und ausgestellter Artefakte in westlichen Museen geübt hat, wäre wohl geneigt, zu ihrer Klassifizierung und Kontextualisierung anzusetzen. Wie ließen sich die Versatzstücke anders erschließen? Oscar Santillán stellt Verknüpfungen zwischen alten Funden und neu Geschaffenem, organischem Material und Daten her, die sich einer klassisch wissenschaftlichen Lesart entziehen. Die Londoner Galerie Copperfield zeigt seine Arbeiten.

Noah Klink, Berlin: Gerrit Frohne-Brinkmann, Alison Yip

Am Stand der Berliner Galerie Noah Klink bilden Katze und Schlange ein eher ungewöhnliches Duo. In der Natur hätte ein Aufeinandertreffen vermutlich nicht so harmonisch ausgesehen, doch Gerrit Frohne-Brinkmann lässt den Roboter auf dem Keramikkörper ruhen, als wäre nicht Spannung, sondern Anschmiegsamkeit die logische Konsequenz der tierischen Begegnung. Auch Alison Yip weckt zärtliche Gefühle, wo sie nicht unbedingt zu erwarten waren: beim Anblick in Nahaufnahme fixierten Alltagsgerümpels. Pillen, To-do-Listen, Quittungen, Gemüsereste – Tokens sämtlicher Verantwortungsbereiche der eigenen Existenz.

Elektrohalle Rhomberg Tammy Langhinrichs gallerytalk art duesseldorf 2024
Tammy Langhinrichs, untitled, 2022, wool, mixed fabric, fiberfill, leather, horn, pins 80 x 200 x 180 cm @ the artist

Elektrohalle Rhomberg, Salzburg: Tammy Langhinrichs

Kleider machen Leute, doch ein Textil vermag es auch ohne Träger:in, menschlich zu erscheinen. Tammy Langhinrichs Arbeiten jedenfalls stehen, liegen und lehnen als eigenständige Vertreter:innen von Mode und Körperlichkeit. Selbstinszenierung, Abgrenzungs- oder Zugehörigkeitsbedürfnis und Ausdruck von Identität lassen sich auf die Objekte am Stand der Salzburger Galerie Elektrohalle Rhomberg projizieren wie auf gekleidete Körper.

nouveaux deuxdeux Mona Schulzek gallerytalk art duesseldorf 2024
Mona Schulzek: Spitting off the Edge of the World, 2023. Organ pipes, compressor, steel, tubes. Dimensions variable (482 x 300 x 250 cm). Courtesy of the artist and nvx22.

Nouveaux Deuxdeux, München: Mona Schulzek

Die Grenze des für Menschen Hörbaren markiert der sogenannte Demutston. Den lässt Mona Schulzek in ihrer Installation “Spitting off the Edge of the World” erklingen. Zwischen zwei modifizierten Orgelpfeifen werden Besucher:innen am Stand der Münchner Galerie Nouveaux Deuxdeux zu Resonanzkörpern ähnlich der Erde, wenn Erdbeben oder Meteoriteneinschläge sie zum Tönen bringen. Weltuntergang, ick hör dir trapsen.

julia scher drei cologne steve turner gallerytalk art duesseldorf 2024
Julia Scher: Pakhet, 2024. Marble, 101 x 35,5 × 34,5 cm. Foto: Jörg von Bruchhausen. Courtesy the artist, Drei, and Esther Schipper. // Jingze Du: The Colossus, 2024. Oil on canvas, 150 x 120 cm. Courtesy of the artist and Steve Turner, Los Angeles.

Drei, Köln: Julia Scher

Unter den Blicken marmorner Eulen begeben sich Besucher:innen des Stands der Kölner Galerie Drei in die Überwachungsarchitektur von Julia Scher. Wie Schutzpatronen wachen die Tiere über das Spannungsfeld von Sicherheit und Privatsphäre, das die Künstlerin seit Jahren erforscht. Oder vielleicht sind sie doch Boten herannahenden Übels.

Steve Turner, L.A.: Jingze Du

Wie von Goya nur anders präsentiert sich der Koloss am Stand der Galerie Steve Turner aus Los Angeles. Jingze Du hat das bekannte Meisterwerk neu interpretiert, so auch Arbeiten von Vermeer und Manet. Mit geschultem Blick lassen sich in Dus Bildern die Originale erkennen. Was zunächst als Ahnung aufploppt, legt sich beim Betrachten wie eine Folie über die Werke. Und so sieht man mit den Augen und der Erinnerung zugleich.

Durst Britt Mayhew Lennart Lahuis gallerytalk art dusseldorf 2024
Lennart Lahuis: Murmur, 2024. Installationsansicht Museum Schloss Moyland. Foto: Gert Jan van Rooij.

Dürst Britt & Mayhew, Den Haag: Lennart Lahuis

Der Stand der Galerie Dürst Britt & Mayhew aus Den Haag gleicht einer archäologischen Grabungsstätte: Tonfragmente mit Textfragmenten. Theoretisch ließen sie sich zusammensetzen zu einer überdimensionalen Version eines Fachartikels über den Erosionsprozess, der einst das Vereinigte Königreich vom europäischen Kontinent trennte. Lennart Lahuis hat die Arbeit erstmals gezeigt, als Großbritannien sich aus der Europäischen Union verabschiedete, seitdem immer wieder Wasser über die Tonteile laufen lassen und so seinen ganz eigenen Erosionsprozess in Gang gesetzt. Beim Blick auf die Bruchstücke ist eine Frage unvermeidbar: Ließe sich das nicht irgendwie wieder sinnvoll zusammensetzen?

rebekka benzenberg anton janizewski aspn leipzig gallerytalk art dusseldorf 2024
Rebekka Benzenberg. Courtesy of the artist and Galerie Anton Janizewski. Foto: Juliuan Blum. // Jochen Mühlenbrink: WP BCP (JM2024_13), 2024. Acrylics, oil and resin on canvas, 120 x 100 cm. Foto: Gregor Guski.

Anton Janizewski, Berlin: Rebekka Benzenberg, Ferdinand Dölberg & Dorian Sari

Mit Feuerzeug und Kerze macht sich Rebekka Benzenberg an ihren Leinwänden zu schaffen. Ruß on Canvas – mythologische Erzählungen, eingebrannt ins kollektive Gedächtnis, brennt die Künstlerin ins Textil. Die Berliner Galerie Anton Janizewski zeigt ihre Arbeiten gemeinsam mit Werken von Ferdinand Dölberg und Dorian Sari.

ASPN, Leipzig: Katarína Dubovská, Harry Hachmeister, Jochen Mühlenbrink

Sieht echt aus, ist auch echt – aber eben nicht echt im Sinne von Foto, sondern von tatsächlich gemalt. Die Arbeiten von Jochen Mühlenbrink bestechen mit technischer Präzision. Die Leipziger Galerie ASPN zeigt außerdem Werke von Harry Hachmeister und Katarína Dubovská.

Artemis Gallery Evelyn Bencicova gallerytalk art dusseldorf 2024
Evelyn Bencicova: The future is not what it used to be. Artificial Tears Series, 2018. Courtesy of the artist.

Artemis Gallery, Lissabon: Evelyn Bencicova, Banz & Bowinkel, kennedy+swan

Fliesenböden, lange Gänge, steriles Mobiliar – in kühles Ambiente hat Evelyn Bencicova ihre Frauenfiguren gepflanzt. Es sind Prototypen des klassisch Femininen, künstlich präsent, makellos und mit dem Rücken zu den Betrachter:innen irgendwie auch deren Welt abgewandt. Sie sind einen Schritt weiter auf der technologischen Zeitachse, nicht mehr ganz Mensch, vielleicht schon Maschine. Die Artemis Gallery aus Lissabon ist auf Medienkunst und digitale Kulturen spezialisiert. Neben Bencicova zeigt sie Banz & Bowinkel und kennedy+swan.

WANN: Die Kunstmesse Art Düsseldorf eröffnet am Donnerstag, den 11. April, um 16 Uhr. Die Öffnungszeiten sind am Freitag von 12 bis 19 Uhr, Samstag von 11 bis 19 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
WO: Areal Böhler, Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf.

In freundlicher Zusammenarbeit mit ART DÜSSELDORF.

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