Saisonstart: Die besten Shows in Berlin
Diese Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen

7. September 2021 • Text von

Eigentlich ist es noch gar nicht so weit. Erst kommende Woche steht mit Berlin Art Week und der ersten Herbst-Ausgabe des Gallery Weekends der ganz große Kunst-Trubel an. Weil es aber schon jetzt zu viel Gutes zu empfehlen gibt, legen wir los mit: Peres Projects, Anton Janizewski, Russi Klenner, KOW, dem Kunstraum Potsdam, Guido W. Baudach, Schiefe Zähne und der Villa Schöningen.

In der Galerie Peres Projects liegt weißer Sand. Im Raum: eine reflektierende Metallskulptur, eine kleine hellblaue Skulptur und an der Wand ein abstraktes Gemälde.
Donna Huanca: “OBSIDIAN MIRROR”, 2021, Peres Projects, Berlin. Courtesy Peres Projects, Berlin. Photographed by: Matthias Kolb

Donna Huanca bei Peres Projects

Man kann sich spiegeln in den Metallskulpturen von Donna Huanca. Wichtiger, sie reflektieren die Malerei der Künstlerin im Ausstellungsraum genauso wie die das Leben auf der Straße jenseits der Fensterfront. Unter dem Titel „OBSIDIAN MIRROR“ entführt Huanca in der Galerie Peres Projects auf eine Düne. Weißer Sand, glänzende Oberflächen, leuchtende Farben – ein ganzes Environment zum Durchschreiten und Runterfahren.

WANN: Die Ausstellung „OBSIDIAN MIRROR“ von Donna Huanca läuft bis Freitag, den 1. Oktober.
WO: Peres Projects, Karl-Marx-Allee 82, 10243 Berlin

Ein Gebilde aus schwarzem Stahl steht auf Betonboden, auf eine Stelle fällt blaues Licht.
Zuza Golińska. Courtesy of the artist and Galerie Anton Janizewski.

Zuza Golińska bei Anton Janizewski

Was also ist nun der Mensch und wie fügt sich der Körper in die Welt? Etwas von Zuza Golińska bildet sich jedenfalls ab in ihren Skulpturen. In einer Werft in Danzig formt die Künstlerin schwarzen Stahl aus Überresten der Produktion. Sie macht das alles selbst, das ist ihr wichtig. Die Arbeiter vor Ort unterstützen sie mit ihrer Expertise. In der Galerie Anton Janizewski sind Golińskas netzwerkartigen Metallgebilde unter dem Titel „Body Electric“ zu sehen.

WANN: Die Ausstellung „Body Electric“ von Zuza Golińska eröffnet am Donnerstag, den 9. September, von 19 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 16. Oktober.
WO: Galerie Anton Janizewski, Goethestraße 69, 10625 Berlin.

Ein fragmentierter Körper scheint eine Art blaue Blase zu gebähren, die von Fabelwesen bevölkert ist.
Sophia Süßmilch: “Gott gebiert die Welt wie es ihr gefällt”, oil on canvas, 120×150 cm, 2021. Courtesy of the artist and Galerie Petra Martinetz.

Sophia Süßmilch bei Russi Klenner

Inmitten segelohriger Vasen, angerichtet in diffusem Nebel und bunten Gräsern ruht spitznipplig und stumm ein lackierter Leib geschnitzt aus Styropor. Darüber hat drohend ein dämonenköpfiges Insekt die gegliederten Beinchen ausgebreitet. Mit ihrer Ausstellung „Im Einklang mit Mutter Natur“ in der Galerie Russi Klenner lädt Sophia Süßmilch ein in eine groteske Welt bevölkert von Fabelwesen. Sie vereint dabei Malerei, Fotografie, Video, Skulptur und Performance.

WANN: Die Ausstellung „Im Einklang mit Mutter Natur“ eröffnet am Freitag, den 10. September, von 19 bis 22 Uhr. Um 19.30 startet die Performance „Mutter Erde“ von BAUMILCH featuring Valentin Popmusiker (Vito Baumüller und Sophia Süßmilch mit Valentin Wagner). Am Sonntag, den 12. September, um 12 Uhr findet ein Artist Talk statt.
WO: Galerie Russi Klenner, Luckauer Straße 16, 10969 Berlin.

Ein senfgelbes Viereck auf weißem Grund.
Michael E. Smith, 2021, Courtesy the artist and KOW, Berlin.

Michael E. Smith bei KOW

Der Spannungsbogen bleibt gespannt bis zur letzten Minute. Was genau Michael E. Smith in bei KOW Berlin zu veranstalten gedenkt, scheint jedenfalls noch ein Geheimnis zu sein, während diese Zeilen entstehen. Ein senfgelbes Trapez muss genügen, um Lust zu machen auf die Ausstellung eines Künstlers, dessen Skulpturen Minimalismus und Skurrilität auf exzellente Weise vereinen. Man denke an ein in Babystrampler gekleidetes Kehrblech, Handknochen mit Popcorn-Gliedern oder ein Sweatshirt mit eigener Nebelmaschine.

WANN: Die Ausstellung von Michael E. Smith läuft ab Freitag, den 10. September.
WO: KOW, Lindenstraße 35, 10969 Berlin.

Ein kleines buntes Rennauto vor blau-weißem Hintergrund.
Hannah Sophie Dunkelberg: BMW Artcar Hilma af Klint 3.0 CSL 1976″, 2021, 32 x 12 x 9 cm. Foto: Andrés Galeano.

Hannah Sophie Dunkelberg im Kunstraum Potsdam

Vertraut sieht es aus, aber irgendwas ist anders. So ist das oft mit den Arbeiten von Hannah Sophie Dunkelberg. Die Künstlerin beherrscht das Spiel mit Materialen. Und ja, klar, es hilft natürlich, eine Ausstellung mit einem bunten Rennwagen anzukündigen. „L’ Esprit Nouveau“ hieß ein Magazin, das unter anderem von Le Corbusier gegründet wurde. Nun heißt so Dunkelbergs Solo-Show im Kunstraum Potsdam. Zu erwarten nichts Geringeres als der neue Geist dessen, was einmal Kunstgeschichte werden wird. Das ist natürlich ironisch gemeint – und ein bisschen ernst.

WANN: Die Ausstellung „L’ Esprit Nouveau“ im Kunstraum Potsdam eröffnet am Samstag, den 11. September, von 12 bis 19 Uhr. Sie läuft bis zum 10. Oktober.
WO: Kunstraum Potsdam, Schiffbauergasse 4D, 14467 Potsdam.

Ebenfalls am 11. September eröffnet im Kunstraum Potsdam übrigens die Ausstellung „energy, strategy, tragedy“ von Jagoda Bednarsky. Die ist gleichermaßen empfehlenswert. Zwei Fliegen, eine Klappe, keine down sides.

Jasmin Werner: “Seniorita Latifa Sherifah”, Galerie Guido W. Baudach, Berlin, 2021. Courtesy Galerie Guido W. Baudach.

Jasmin Werner bei Guido W. Baudach

Ein bisschen wie auf der Baustelle nur selbstredend ungleich schöner füllen raumgreifende Skulpturen von Jasmin Werner die Galerie Guido W. Baudach. Auf Metallsockeln, an Metallpfeilern, metallgerahmt an der Wand stehen Besucher*innen der Ausstellung „Seniorita Latifa Sherifah“ vor den assemblageartigen Arbeiten wie vor Fassaden. Eine eigene Stadt, eine ganz eigene Welt.

WANN: Die Ausstellung „Seniorita Latifa Sherifah“ eröffnet am Samstag, den 11. September, ab 12 Uhr. Sie läuft bis zum 16. Oktober.
WO: Galerie Guido W. Baudach, Pohlstraße 67, 10785 Berlin.

Ein Mann trinkt aus einem Einwegbecher.
Photo by Phung-Tien Phan.

Phung-Tien Phan bei Schiefe Zähne

Es wird voll bei Schiefe Zähne. Ess- oder Bürotische in diversen Formen erfüllen nicht länger ihren ursprünglichen Zweck. Darauf montierte Kreissägeblätter weisen sie als so etwas wie Werktische aus. Fertig, aber unfertig, mitten im Raum. Und apropos fertig: An der Wand lesen sich zwei aus angekokeltem Stoff zwei Wortfragmente: LETS TRIP – oder eben TRIPLETS, wenn es heute nicht Eskapismus, sondern ein Schwung hungrige Mäuler sein soll. Phung-Tien Phan verzerrt das Vertraute. Ihre Ausstellung „STOP DREAMING“ kommt, so kennt man es von ihr, mit einer soliden Portion Sarkasmus daher.

WANN: Die Ausstellung „STOP DREAMING“ von Phung-Tien Phan läuft ab Samstag, den 11. September.
WO: Schiefe Zähne, Schliemannstraße 37, 10437 Berlin.

Eine Fotoarbeit in Pink lehnt vor einem Foto-Vorhang, auf dem eine Blume zu erahnen ist.
Marius Glauer: “GLAUER JOIE DE VIVRE”, 2019, Ausstellungsansicht fructa space. Courtesy of the artist.

Marius Glauer in der Villa Schöningen

Super echt und doch unwirklich wirken die skulpturalen Fotoarbeiten von Marius Glauer. Es sind Assemblagen aus übergroßen Orchideen oder Glanzfolie, die den Raum einnehmen. Glossy, so der allgemeine Eindruck. Im Hatje Cantz Verlag erscheint nun Glauers erste Monografie. Die Villa Schöningen richtet den Launch der Publikation aus.

WANN: Die Buchvorstellung findet am Sonntag, den 12. September, von 14 bis 17 Uhr statt. Um 15 Uhr gibt es einen Artist Talk mit der Direktorin des Hauses, Sonia González, und Journalistin Laura Helena Wurth.
WO: Villa Schöningen, Berliner Straße 86, 14467 Potsdam.

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