Saisonstart: Die besten Shows in Frankfurt
Diese Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen

1. September 2021 • Text von

Also wir sind soweit, die Kunst-Saison kann starten. In Frankfurt am Main eröffnen gleich eine ganze Reihe Ausstellungen, die ihr nicht verpassen solltet. Richtig gut wird’s in der basis, im TOR Art Space, bei der Absolvent*innenausstellung der Städelschule, bei Synnika, bei JeanClaudeMaier, im Atelierfrankfurt und bei Elvira.

Martin Kohout, Slides (Filmstill), 2017, Full HD Video, 22‘30“. © der Künstler.

basis e.V.

Den Auftakt für eine mögliche Tour zum Saisonstart in Frankfurt am Main macht die basis mit der Gruppenausstellung “State of High Performance” – und passt damit vielleicht besser zum Kunstmarathon, als im ersten Moment vermutet werden könnte. Es geht um Effizienz, Zeitmanagement, To-Do-Listen und Leistungsdruck. Erwartungen, die unserer Gesellschaft zugrunde liegen. Die Ausstellung zeigt mit Jakub Choma, Claire Fontaine, Kasia Fudakowski, Martin Kohout, Ariane Loze und Pilvi Takala sechs Künstler*innen, die sich mal ironisch und mal ganz ernst verschiedene Facetten und Lebensbereichen widmen, die davon durchdrungen sind.

WANN: Die Gruppenausstellung “State of High Performance” eröffnet am Mittwoch, den 1. September, um 17 Uhr. Sie läuft von Freitag, den 2. September, bis Sonntag, den 5. Dezember.
WO:
basis e.V., Gutleutstraße 8-12, 60329 Frankfurt am Main.

Der Tipp kommt von Louisa Behr.

Eine menschengroße Holzzahnbürste lehnt im White Cube.
Installationsansicht “+1” im TOR Art Space mit einer Arbeit von Rahel Goetsch.

TOR Art Space

Heute leider kein +1 für dich – dafür aber für eine Gruppe junger Künstler*innen. Die gleichnamige Ausstellung ist die erste in den neuen Räumlichkeiten des TOR Art Space. Fünf Freund*innen durften dafür jeweils eine andere Person einladen, mit ihnen gemeinsam auszustellen. Und die wiederum durfte ihrerseits nochmal ein +1 vergeben. Insgesamt sind also 15 Künstler*innen, darunter Dominika Bednarsky und Joshua Y. Arnaut, mit ganz unterschiedlichen Positionen vertreten. Überdimensionale Zahnbürsten neben Fellteppichen aus Keramik, collagierte Verpackungsmaterialien an gemaltem Feuer. Ohne offenzulegen, wie genau es zustandegekommen ist, inszeniert die Ausstellung ein Netzwerk. Exklusiv im Zugang, wie das eben bei Netzwerken so üblich ist, getragen dabei von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen. Denn nicht alle Teilnehmer*innen kannten ihre Gäste vorher und über die Auswahl deren Gäste wiederum fehlte den Initiator*innen die Kontrolle. Kann das gutgehen? Sehen wollen wir’s allemal.

WANN: Die Gruppenausstellung “+1” eröffnet am Mittwoch, den 1. September, um 19 Uhr. Sie läuft von Freitag, den 2. September, bis Samstag, den 2. Oktober.
WO: TOR Art Space, Hanauer Landstraße 161, 60314 Frankfurt am Main.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Städelschule Absolvent*innen
SMK 69, The Whistle—Absolventenausstellung Städelschule, 2021, Foto/photo: Dudu Quintanilha.

Absolvent*innenausstellung am Schaumainkain

Alle Jahre wieder absolvieren Kunststudierende die Hochschule für Bildende Künste–Städelschule – dieses Jahr wird die Ausstellung allerdings ganz besonders! Sie findet nämlich nicht etwa wie die vergangenen Jahre im Städelmuseum oder im Portikus statt, sondern in einem verlassenem Bürogebäude aus den 1970er Jahren, idyllisch gelegen am Schaumainkai. 24 Absolvent*innen aus 14 Nationen kommen unter dem Titel “The Whistle” zusammen und zeigen das Ergebnis ihres mehrjährigen Kunststudiums. “Whistleblowing”, Begleitung eines Songs, ein Weckruf – das Pfeifen hat vielschichtige Bedeutungen und steht in der Ausstellung exemplarisch für die Vielschichtigkeit der freien Kunst.

WANN: Die Absolvent*innenausstellung “The Whistle” eröffnet am Donnerstag, den 2. September, um 19 Uhr. Sie läuft von Freitag, den 3. September, bis Sonntag, den 19. September.
WO: Schaumainkai 69, 60596 Frankfurt am Main.

Der Tipp kommt von Louisa Behr.

Nahezu unkenntlich verpixeltes Bild, schemenhaft zu erkennen sind Teile von Schaufensterpuppen.
Vanessa A. Opoku: „Nichts als solide“, 4k Video, Projektion basierend auf Gedichten von Mascha Kaléko und May Ayim. Sprecherin: Tale Al-Deen. Musik: Adrian Diraque, Markus Dröse. Mastering: Philipp Waltinger, Markus Dröse.

Synnika

Mensch hinterlässt Spuren. Mit denen setzt sich Künstlerin und DJ Vanessa A. Opoku in ihrer Arbeit auseinander. Im Rahmen der Ausstellung “Nichts als solide” ist bei Synnika zu sehen, was dabei herauskommt, wenn Opoku mithilfe von Film und Fotografie, Animation, 3D-Scans und KI “Grenzgebiete einer gemischten Realität” erforscht, wie es heißt. In der titelgebenden Videoarbeit verschmelzen Gedichte der jüdischen Lyrikerin Mascha Kaléko und der afro-deutschen Dichterin May Ayim editiert von Opoku zu einer neuen Stimme. Das lyrische Ich positioniert sich. Hier wird mal nicht nur nach Identität gefragt, sondern Haltung artikuliert.

WANN: Die Einzelausstellung “Nichts als solide” von Vanessa A. Opoku eröffnet am Freitag, den 3. September. Sie läuft bis zum 6. November.
WO: Synnika, Niddastraße 57, 60329 Frankfurt am Main.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Ausstellungsansicht: “Dot, dot, dot”, Sóley Ragnarsdóttir, JeanClaudeMaier. Foto: Ivan Murzin.

JeanClaudeMaier

Direkt um die Ecke des Synnika eröffnet die Galerie JeanClaudeMaier ebenfalls am Freitag, den 3. September, die erste Einzelausstellung von Sóley Ragnarsdóttir. Die isländische Künstlerin arbeitet mit einer beachtlichen Materialvielfalt. Es geht in “Dot, dot, dot” eben auch um das verschränken von Grenzen verschiedener Medien und ihrer resultierenden Symbiose. Nicht nur von Kunst zu Kunsthandwerk sondern auch von beispielsweise Ornament und Linie. Sie möchte sich Dualismen und Polaritäten entziehen und einen Gegenentwurf hervorbringen. JeanClaudeMaier ist dafür bekannt, die “up- and coming” Künstler*innen zu entdecken und oft ihre erste Einzelausstellungen zu zeigen. Nicht nur aufgrund der tollen Galerieräume bleibt hier nicht mehr zu sagen als: go, go, go.

WANN: Die Einzelausstellung “dot, dot, dot” von Sóley Ragnarsdóttir eröffnet am Freitag, den 3. September, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum Donnerstag, den 30. September.
WO: JeanClaudeMaier, Münchener Straße 38, 60329 Frankfurt am Main.

Der Tipp kommt von Louisa Behr.

Drei Leinwände mit Karomuster und Schäferhund- und Deutschlandflaggen-Motiven hängen in der Berliner Galerie Irrgang.
Ausstellungsansicht: Marta Vovk “A wie Autobahn / B wie Business”, Galerie Irrgang Berlin. Foto: Kolja Linowitzki.

Atelierfrankfurt

Hier könnte euer Abend enden. Verlässliche Quellen haben die durchnummerierten Rundgänge im Atelierfrankfurt als exzellent besetzte Zusammenkünfte ausgewiesen. Der Tannhäuserkreis lädt ein zu Kunst und gehobener Konversation. Man wage sich hinaus gen Hanauer. Dieses Mal, beim Rundgang 4, stellen Marta Vovk, Natalia Schwappacher und Jonas Fahrenber aus. Sie haben die Veranstaltung mal bescheiden provokant als deutschen Saisonstart angekündigt. Wieso an diesem Wochenende nach Köln oder Düsseldorf, wenn “deutscher Wein und deutscher Sang” auch in Frankfurt zu genießen sind? Wird auch nicht so schwarzrotgold, wie es klingt, versprochen.

WANN: Der “Rundgang 4” findet nur am Freitag, den 3. September, ab 20 Uhr statt.
WO: Atelierfrankfurt, Schwedlerstraße 1-5, 60314 Frankfurt am Main. Hier lang zum Event.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Eine schwarz gekleidete Frau mit weißer Sporttasche läuft durch eine Einkaufsstraße, sie passiert ein Ladengeschäft von Tiffany & Co.
Videostill Phung Tien Phan: “Girl at heart” (2020). Courtesy of DREI and Phung Tien Phan.

Elvira

Alles nur Fassade? Dies gilt es zu untersuchen. Die Ausstellung – ihr ahnt es – “Fassaden” bei Elvira hat eben solche zum Thema. Mit Arbeiten von Bogdan Ablozhnyy, Judith Hopf, Phung Tien Phan und Matt Welch entsteht ein Bild von Stadt. Die Auseinandersetzung mit den Oberflächen urbaner Räume schärft den Blick für die Fassade als Bindeglied zwischen öffentlichem Leben und privatem Kontext und hinterlässt im besten Fall “einen eigentümlichen Eindruck des Jetzt”.

WANN: Die Gruppenausstellung “Fassaden” eröffnet am Samstag, den 4. September, um 19 Uhr. Sie läuft bis Donnerstag, den 23. September.
WO: Elvira, Gutleutstrasse 14, 60329 Frankfurt am Main.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.