Best of Curated by Diese Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen
14. September 2022 • Text von Gast
Für Curated by haben Wiener Galerien internationale Kurator*innen eingeladen, ihre Räume zu bespielen. Daniela Grabosch von YYYYMMDD verrät, welche Ausstellungen bei ihr besonders Eindruck hinterlassen haben. Sie empfiehlt: Galerie Hubert Winter, Exile, Wonnerth Dejaco, Gianni Manhattan und Felix Gaudlitz.
Galerie Hubert Winter
“WATER BEING WASHED AWAY”, kuratiert von Alessandro Rabottini.
Künstler*innen: Giorgio Andreotta Calò, Latifa Echakhch, Phillip Lai, Basir Mahmood und Claudia Pagès Rabal.
Ich rieche das Meer, feuchten Sand – zerbrochene Muscheln. Mediterrane Küstenpflanzen vermischt mit Zement. Ventilatoren, eine Brise. Stetiges Rotieren.
Drip, drip, drip im Hintergrund. Braunwässrige Flüssigkeit[en].
Der Horizont ist safrangelb. Davor rotorangene Bojen.
Am Boden geologische Tiefbohrrohe, Erdschichten – erodierte Zeitschienen. Solide. Porös fragil.
[…] Und am Tag danach haftet da immer noch das Meer an mir.
Exile
“Extraneous”, kuratiert von Zasha Colah mit Valentina Viviani.
Künstler*innen: Milica Tomić & Grupa Spomenik, Sawangwongse Yawnghwe, Margherita Moscardini und Nazar Strelyaev-Nazarko.
Eine Drohne fliegt über eine grenzenlos erscheinende [temporär] bebaute Fläche – Za’atari *(1) in Jordanien. Ein gerastertes Gelände.
Tönerne Wasserpumpen im Raum, [Spring]brunnen im Maßstab 1:10. Versehen mit einem Namen und einem spezifischen Ort. Treffpunkte [in] einer Nation ohne Territorium.
Ihre Farben erinnern mich an aufgewirbelten, staubigen Lehmboden – ecru, beige, erdig, grau.
Dahinter verblasste Landschaften. Szenen zerrissen von Marschflugkörpern.
Kann man Genozid[e] dechiffrieren?
Und ist es eigentlich möglich durch [wiederholtes] “Spielen” Widerstand zu erproben?
*(1) Flüchtlingslager im Norden Jordaniens. Es ist eines der weltgrößten und entwickelt sich zu einer festen Siedlung.
Wonnerth Dejaco
“JOY ~ JOY ~ JOY ON THE PEPPERSIDE OF SUPRAINFINIT”, kuratiert von Kilobase Bucharest.
Künstler*innen: Apparatus 22, Anatoly Belov, Ștefan Botez, Irina Bujor, Robert Gabris, Alex Horghidan, Barbora Kleinhamplová, Sebastian Moldovan, Ioana Nemeș und Elisa Sighicelli.
Im Fenster zum Innenhof eine Neonleuchtschrift in Endlosschleife:
“QUEER SINCE THE BEGINNINGS OF TIME” / “QUEER SINCE OUR FOREFATHERS (ANCESTORS)” *(2)
Drinnen passiert alles parallel – zusammen vermischt.
Ein [diffuses] Mäandern zwischen [den] Räumen.
Überall flüsternde Rohre, die [scheinbar] parasitär den Ort unterwandert haben.
Sound, Farben, Formen und Materialitäten.
Ich fühle mich, als wäre mein Körper in einem Folder auf einem Smartphone. Ein digitales Archiv, das in den Raum geholt wurde.
Und vor mir entfaltet sich ein [un]greifbares, extrem dichtes Gesamtbild.
hazy skies
you are my sunshine
marry me *(3)
*(2) KILOBASE BUCHAREST, Title for an Exhibition, 2021 (Text auf Rumänisch, Englisch, Polnisch, Ukrainisch, Ungarisch, Slowakisch, Bulgarisch, Deutsch)
*(3) Ioana Nemeș, Untitled, 2011
Gianni Manhattan
“The Prompt”, kuratiert von Adomas Narkevičius.
Künstler*innen: Milda Drazdauskaitė, Elena Narbutaitė und Ola Vasiljeva.
Zwei Laser durchbrechen den Raum – und markieren auf der Wand eine temporäre Wunde, in Magentaviolett.
Papier, Metall und [elektromagnetische] Strahlung.
Verflüssigte, transformierte Körper in Falten.
Ein [figuratives] Gitter trennt den Raum. But Ernesto can’t.
Voreinander, hintereinander – Miteinander von Archiven und dem Jetzt. Performative [Re]konstruktion von Repräsentation.
Räumlich geschichtet überlagert sich alles.
Felix Gaudlitz
“I am the secret meat”, kuratiert von Tolia Astakhishvili.
Künstler*innen: Tolia Astakhishvili, Hervé Guibert, Simon Lässig, Nat Marcus, James Richards, Galen and Edwin Riley.
[…] There’s wind and morse
of sunlight – […] *
Ein [vergessener] Raum im Raum. Im Aufbau oder Abbau. Zwischenstatus.
Bräunliche Flüssigkeiten, die die Fenster intransparent machen. Sichtbar bleiben die darin hinterlassenen Spuren.
Beständig klickt ein Diaprojektor.
Es ist dunkel und warm. Die Luft stickig.
In meiner Erinnerung bleibt am Ende dieser undefinierbare Geruch von anwesenden und abwesenden Körpern/Objekten.
[…] – to smell
not just the air that hangs
off you but your skin – […] *
*Nat Marcus, Green Poem, 2022
Knapp vorbei an den Top 5, aber unbedingt erwähnenswert: Dariia Kuzmych (Crone Wien), Victoria Pidust (Crone Wien), Lucy McKenzie + Atelier E.B (Meyer*Kainer), Katarina Burin (Krobath Wien), Barbora Kleinhamplová (Silvia Steinek Galerie), Olga Balema (Charim Galerie Wien), Melika Ngombe Kolongo (Layr), Anna Zemánková (Sophie Tappeiner), Maria Pinińska-Bereś (Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder) und Yeni Mao (Zeller van Almsick).
Online findet ihr das gesamte Programm von Curated by.
Ihr seid hin und weg von Daniela Graboschs Kunstgeschmack? Dann ab zu YYYYMMDD.