Immersive Mythen
Dineo Seshee Bopape in der Secession

31. März 2022 • Text von

Körperlich und metaphysisch, elementare Materialen und ephemeres Licht. Die südafrikanische Künstlerin Dineo Seshee Bopape zeigt unter dem Titel „Lerato le le golo (…la go hloka bo kantle)“ eine raumgreifende Installation im Untergeschoss der Secession in Wien. Ihre Kunst ist geprägt durch eine persönliche Suche nach einer bildlichen, klanglichen und materiellen Sprache, die mit politischer und symbolischer Bedeutung aufgeladen ist.

Dineo Seshee Bopape, Lerato le le golo (…la go hloka bo kantle), Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Oliver Ottenschläger.

Die Räume sind in ein zartes Violett getaucht, das Summen von Honigbienen brummt durch die Gänge. Neonröhren treffen auf Lehmböden, archaisch anmutende Objekte interagieren mit traditionellen architektonischen Konstruktionen. Für die Secession hat Dineo Seshee Bopape eine neue Installation entwickelt, die sich auf den Ort einlässt und die Besucher*innen mit einer spürbaren Körperlichkeit einnimmt. Viele Aspekte und Ebenen treffen hier aufeinander. Postkoloniale Politik wird mit einer geradezu metaphysischen Ästhetik verbunden, Dineo Seshee Bopape setzt sich mit dem Konzept Heimat auseinander, der Erinnerung und deren Konstruktion.

Dineo Seshee Bopape, Lerato le le golo (…la go hloka bo kantle), Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Oliver Ottenschläger.

Dineo Seshee Bopape nutzt in ihrer weitreichenden künstlerischen Praxis spielerische und experimentelle Strategien. Sie verbindet Videoarbeiten und Soundarbeiten mit ausufernden Installationen aus gefundenen Objekten. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit den performativen Aspekten von Kultur. Sie verbindet persönliche mit kollektiven Erinnerungen und vermengt Bekanntes mit vermeintlich Fremdem. In ihrer Arbeit seziert sie unsere Vorstellungen von Erinnerung, Erzählung und Narrativ, dabei hinterfragt sie auch deren Darstellung. Sie verwendet häufig eine Vielzahl alltäglicher Materialen wie Erde, Ziegel und Holz. Diese setzt sie mit gefundenen Objekten, Bilder und Ton in Beziehung und schafft so Installationen, die in ihrer Mehrschichtigkeit eine eigene Dichte entfalten.

Dineo Seshee Bopape, Lerato le le golo (…la go hloka bo kantle), Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Oliver Ottenschläger.

Auch in der Secession kombiniert sie natürliche und synthetische Elemente, verbindet analoge und digitale Ästhetik. Sie nutzt unterschiedliche Materialien, um ein immersives Environment zu gestalten, in dem unterschiedliche Bedeutungsebenen ko-existieren und existenzielle Fragen in der Luft zu hängen scheinen. Doch anstatt endgültiger Antworten, schafft die Künstlerin ein poetisches Monument, in dem das Denken über den Körper, die Zeit, die Geschichte und Sprache einen adäquaten Platz findet.

Dineo Seshee Bopape, Lerato le le golo (…la go hloka bo kantle), Ausstellungsansicht, Secession 2022, Foto: Oliver Ottenschläger.

Die künstlerische Bildsprache von Dineo Seshee Bopape ist geheimnisvoll, Referenzen und Relationen sind auf den ersten Blick nicht immer klar erkenntlich. Dennoch transportiert die Installation intuitiv verständliche Wahrheiten über die Beziehungen zwischen Rationalität und Mythos, Körper und Geist, Vergangenheit und Zukunft.

WANN: Die Ausstellung „Lerato le le golo (…la go hloka bo kantle)“ von Dineo Seshee Bopape läuft bis 14. Juni.
WO: Wiener Secession Friedrichstraße 12, A-1010 Wien.

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