Kunst in Quarantäne #5 Puzzeln, radeln, ausmalen
14. April 2020 • Text von Anna Meinecke
Angucken kann jeder. In dieser Woche gehen wir mit der Kunst in die Interaktion. Wir haben junge Kunst zum Ausmalen, Urban Art zum Puzzeln und Architektur zum Abradeln für euch. Und was zum Lesen. Alles erste Sahne!
Ja, ja, wir haben euch bereits in der vergangenen Woche zum Ausmalen angehalten. Erstens ist das Ganze aber wirklich wahnsinnig beruhigend – darum immer wieder neu eine Empfehlung wert. Und zweitens ist dieser Schwung Malvorlagen auch noch ausgesprochen gut. Die Wiener Galerie Exile hat Künstler*innen dazu aufgerufen A4-Zeichnungen einzureichen und bietet mittlerweile eine ganz schön anständig befüllte Dropbox. Von uns zuerst ausgemalt werden die Arbeiten von Witalij Frese, Zuzanna Czebatul, Nschotschi Haslinger, Kinke Kooi, Dennis Loesch und Goetz Schramm – die mochten wir allesamt vorher schon und jetzt noch mehr. Denn kleiner Tipp für Kunstfans ohne Goldesel: Die Vorlagen machen sich auch ausgedruckt und unberührt ganz hervorragend an der Wand!
Der Tipp kommt von Anna Meinecke.
Was kann man machen, wenn man sich zu Hause in der Quarantäne langweilt, Netflix leergeguckt hat, alle guten Podcast durchgehört hat und bei Instagram auch nichts mehr los ist? Genau: Puzzeln! Das hat sich auch die Hamburger Affenfaust Galerie gedacht und lässt jetzt Puzzle mit Kunstmotiven produzieren. Jeweils 1000 Teile haben die guten Stücke mit den flashigen Urban-Art-Motiven. Zusammengepuzzelt ergeben sich daraus die Maße von 63,3 x 47,5cm. Für 25€ plus Versandkosten seid ihr dabei. Für den Anfang könnt ihr Puzzles von folgenden Künstler*innen kaufen: Nychos, Okuda, Doppeldenk, Ana Barriga, Flying Förtress und Marc Burckhardt.
Mit den Puzzles von der Affenfaust sagt ihr übrigens nicht nur der Indoor-Langeweile den Kampf an, ihr tut auch etwas Gutes: 5€ pro verkauften Puzzle der ersten Auflage werden an #leavenoonebehind2020 gespendet. Die Galerie bittet euch allerdings, etwas Geduld mit den Bestellungen zu haben – zwei bis drei Wochen kann die Lieferung aufgrund der aktuellen Lage schon dauern und leider könnt ihr die guten Stücke auch nicht in den Galerieräumen in der Paul-Roosen-Straße abholen.
Dieser Tipp kommt von Martina John.
Na, wollt ihr mal jemanden richtig gediegen wegknacken sehen? Dann ist die Videoarbeit “Time Without End” von Genre-Pionier Klaus vom Bruch genau das Richtige für euch. In einer Art Staccato-Loop ist zu sehen, wie ein wohl frisiertes Fräulein während einer Zugreise über ihrer Lektüre hinwegdämmert. Vergleichbares kennen wir wohl alle – nur eben in weniger glamourös. Unser Leben ist ja aber auch kein Film-Noir. Die ganze Arbeit könnt ihr euch im noch recht neuen Online Viewing Room von Videoart at Midnight anschauen. Die Veranstaltungsreihe pausiert im Moment und vertröstet online.
Zugegeben, die vor die Arbeiten montierte weiße Bank nervt irgendwie. Wir haben uns ja bereits an anderer Stelle an der Übersetzung der White-Cube-Ästhetik ins Digitale gerieben. Anders als “auf der Art Basel” funktioniert der Kunstgenuss hier aber ziemlich smooth. Ich zum Beispiel habe “Time Without End” bislang nur auf einem kleinen Röhrenfernseher gesehen und empfinde das Erlebnis auf dem Laptop-Bildschirm in keiner Weise als geschmälert. Schaut euch das mal an. Neben der Arbeit von Klaus vom Bruch gibt es unter anderem welche von Marcel Odenbach und Raphaela Vogel zu sehen. Interessante Randnotiz: Gezeigt werden Editionen – und die Preise sind einsehbar.
Der Tipp kommt von Anna Meinecke.
Erfundene Provenienzen, gefälschte Fälscher und die Frage: Wie verkauft man ein im Zweifel nicht echtes Seerosen-Bild von Claude Monet? Dieser und anderen spannenden Fragen gehen der Autor Tobias Timm und der Kulturredakteur Stefan Koldehoff in ihrem Anfang März erschienen Band „Kunst und Verbrechen“ auf die Spur. Was sich stellenweise wie eine erfundene Kriminalgeschichte liest, beleuchtet auf spannende Weise, wie selbst manch ehrlicher Galerist – man denke an die wegen Steuerbetruges kürzlich inhaftierte New Yorker Galeristin Mary Boone – sich in straffällige Geschäfte verwickeln ließ. Für alle, die sich nach Beltracchi an Kunst-Kriminalität nicht satt gelesenen haben, ein Must-Read! Ihr könnt “Kunst und Verbrechen” direkt beim Verlag bestellen.
Dieser Tipp kommt von Teresa Hantke.
Statt uns immer nur vor Augen zu führen, was gerade verboten ist, überlegen wir lieber: Was ist eigentlich erlaubt? Fahrradfahren zum Beispiel ist okay – jedenfalls unter Einhaltung der Kontaktregeln. Und da trifft es sich doch gut, dass sich das Brücke-Museum, das Haus am Waldsee und das Georg Kolbe Museum jüngst zusammengetan haben, um die perfekte Radelroute anzubieten. (Ja, schon klar, man will sicherlich auch vom Publikum der jeweils anderen Institutionen profitieren, aber der wollen wir den Einrichtungen ja wohl wirklich nicht verübeln, oder?) Die Empfehlung ist: Alle drei Häuser an einem Tag abhaken.
Gerade dürfte es sogar noch deutlich schneller gehen. Die Ausstellungsräume sind Corona-bedingt geschlossen. Egal, von außen machen die Gebäude auch was her. Das Brücke-Museum wurde 1967 im typischen Nachkriegsmodernismus von Werner Düttmann erbaut. Das Atelier-Ensemble des Bildhauers Georg Kolbe, schufen 1928 bis 1929 der Schweizer Architekt Ernst Rentsch zusammen mit dem Bauhausschüler Paul Linder im funktionalen Stil der 1920er Jahre. Und das Haus am Waldsee wurde 1922 bis 1923 von Max Werner im Stil eines englischen Landhauses mit italienischen Zügen angelegt. Alle drei Häuser stehen heute unter Denkmalschutz. Kein konkretes Bild vor Augen? Dann spart euch die Google-Bildersuche und springt rauf aufs Rad.
Der Tipp kommt von Anna Meinecke.