Internet Explorer: Kunst online #17
Die Realität reicht nicht mehr

22. März 2022 • Text von

Auch im März empfehlen wir euch wieder eine Auswahl an virtuellen Projekten und hybriden Veranstaltungen, die es wert sind, geklickt zu werden. Dieses Mal mit einer Entdeckungsreise durch eine futuristische Kirche, einer Ausstellung in schwerelosen Sphären, mit Liebesbriefen an Künstler*innen und einer Radioshow aus dem Museum.

© www.mana-project.xyz / Animation: Studio Paradiso / Idee: Janina Totzauer / Still aus dem virtuellen Ausstellungsraum www.mana-project.xyz

Die Galerie der Künstler*innen in München zeigt noch bis Sonntag, den 3. April die hybride Gruppenausstellung „MANA“ mit Arbeiten von Diogo da Cruz, Sebastian Quast, Lilian Robl, Janina Totzauer, Judith Neunhäuserer, Merlin Stadler, Angela Stiegler, Justin Urbach, Paul Valentin und Tatjana Vall. Vor Ort zeigen die Künstler*innen großformatige Videoarbeiten, Soundinstallationen und raumgreifende Objekte. Die Ausstellung geht virtuell weiter in der futuristischen Kirche HOLY PLAZA, einem fiktiven Bauprojekt, das ihr auch von Zuhause aus besichtigen könnt. Sowohl in ihren physischen, als auch in ihren digitalen Arbeiten thematisieren die zehn teilnehmenden Künstler*innen das Spannungsfeld zwischen Realität und Fiktion. Diesem Ansatz folgend reagieren die intermedialen Werke aufeinander, indem sie sich gegenseitig erweitern oder vervollständigen.

Screenshots der Instagram-Accounts von gallerytalk.net und YYYYMMDD

Als nächstes möchten wir euch ein Projekt in eigener Sache vorstellen. Die Chefredakteurinnen Anna Meinecke von gallerytalk.net und Daniela Grabosch von YYYYMMDD haben sich zusammengetan und gemeinsam das Format „I think you should know“ gestartet. Auf dem jeweils anderen Instagram-Account stellen sie sich gegenseitig Künstler*innen vor, von denen sie überzeugt sind, dass alle sie und ihre künstlerische Arbeit kennen sollten. Bisher waren das Monika Grabuschnigg, Nicholas Warburg und Sophia Süßmilch, Jakob Lena Knebl, Barbara Kapusta und Hannah Rowan. Dazu veröffentlichen die beiden immer kurze Liebesbriefe an ihre Favorit*innen und erläutern, warum gerade sie es wert sind, entdeckt zu werden. Seit kurzem kann man das Projekt auch auf der Website von YYYYMMDD verfolgen. Schaut hier.

Ausstellungsansicht “immaterial 非物質”, kuratiert von UGLYKIKI.

Die digitale Galerie New Art City zeigt zusammen mit der NFT-Handelsplattform akaSwap die Gruppenausstellung „immaterial 非物質”, die von der Medienkünstlerin UGLYKIKI kuratiert wurde. Die Ausstellung will zeigen, dass NFT-Projekte ähnlich wie physische Güter unvergänglich sind. Der virtuelle Raum erweckt den Eindruck eines luftleeren Metaversums, in dem es keine physischen Referenzen gibt. Als Besucher*in schwebt man ohne Boden unter den Füßen durch eine raumlose Sphäre zu den einzelnen Arbeiten von Zhao Tian-lin, Che-Kuang Chuang, frigg2222, YUN, Yung-Chi Wang, Zhou-Yu Studio, Jia Ma, KMI, Fang-Jui “Fang-Raye” Chang und Artgis Tim. Auch die Künstler*innen setzen sich in ihren Arbeiten mit „immateriellen Materialien“ auseinander, wie beispielsweise mit Erinnerungen, Träumen oder Emotionen.

„Site Visit“ im Museum Brandhorst, 8. März – 3. April 2022. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München.

Seit Anfang März präsentiert das Museum Brandhorst die multimediale Gruppenausstellung „Site Visit“ mit Künstler*innen, die sich in ihrer Praxis mit dem Ort als Material oder Sujet auseinandersetzen: Helin Alas, Johanna Klingler, Robert Keil, Maria VMier, Cameron Rowland, Carolyn Lazard, Haris Epaminonda und Madeline Hollander. Das Ausstellungskonzept lädt dazu ein, die Bedeutung von Orten in der zeitgenössischen Kunst zu hinterfragen. Ergänzt wird das Projekt durch ein abwechslungsreiches, interaktives Begleitprogramm mit virtuellen Erkundungstouren und Videos, in denen die Künstler*innen über ihre Herangehensweisen und Intentionen sprechen. Obendrauf gibt es Livestreams von Radio 80000 mit DJ-Sets und Performances aus dem Untergeschoss des Museums. Gesendet wird wieder am 26. März 2022 von 13 bis 17 Uhr in dem temporären Studio „Inter Weave“, das eigens für die Ausstellung konzipiert wurde.