Schwarz und Weiß
Arthur Jafa im Luma Westbau

24. Juli 2023 • Text von

841 nacheinander geschaltete Bilder in Schwarzweiß ergeben einen Film, der mitreißt. Mit der Videoarbeit „Slopex“ zeigt Arthur Jafa eine Bildsammlung und zugleich ein interpiktoriales Netzwerk aus Verweisen. Es verhandelt Themen US-amerikanischer Geschichte, Schwarzer Identität und zeitgenössischer Popkultur.

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Arthur Jafa: SloPEX, 2022. Video (color, sound) duration 33 minutes 8 seconds. Installation view. Courtesy of the artist and Gladstone Gallery

Man hört den Beat von weitem. Noch bevor man den Ausstellungsraum von Luma Westbau betritt, ist der Klang von Arthur Jafas „Slopex“ zu  hören. Er lockt in den geräumigen Screening Room. Darin erstreckt sich eine große Leinwand hinter vier weißen Bänken vom Boden bis zur Decke. Gezeigt wird eine Videoarbeit, die sich aus 841 Einzelbildern zusammensetzt. Sie laufen in 33 Minuten ab. Der Bilderfluss wird vom regelmäßigen Rhythmus des Technobeats von dem US-amerikanischen Musikproduzent Robert Hood untermalt.

Alle Bilder sind Schwarzweiß. Sie stammen aus Popkultur, Kunst, Biologie und Geschichte. Sie zeigen Schwarze Körper und Gesichter, Masken, mikroskopische Aufnahmen von Mikroben, Satellitenaufnahmen, Tiere, Narben, Musiker*innen, Münder, Waffen, Tatorte und Cartoons. Kurt Cobain erscheint ebenso wie Michael Jackson, Jimi Hendrix, Martin Luther King, Beyoncé oder Rihanna, Filmstills aus Star Wars und Micky Maus. Eine Implosion und Explosion piktorialer Verweise, die zahlreiche Assoziationen wecken.

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Arthur Jafa: SloPEX, 2022. Video (color, sound) duration 33 minutes 8 seconds. Film Still. Courtesy of the artist and Gladstone Gallery

Die Fotografien, Illustrationen und Film Stills stammen aus dem Bildarchiv des Künstlers selbst. Jafa erweitert es seit seiner Jugend. Er schneidet Bilder aus Magazinen, Zeitungen oder Werbeanzeigen und organisiert sie in einem Notizbuch. Zunächst in analoger, heute in digitaler Form angelegt, ist diese Sammlung eine wiederkehrende Referenz im Produktionsprozess seiner Filme.

2013 zeigte Jafa bereits eine Auswahl dieser Bilder in der 8-minütigen Filmarbeit „Apex“. „Slopex“ modifiziert „Apex“ und schaltet die Bilder langsamer hintereinander. Der Blick der Rezipierenden hat folglich mehr Zeit, jedes einzelne Bild zu erfassen und das assoziative Sehen wird angeregt. So erkennen die Rezipierenden narrative Verbindungen zwischen einzelnen Bildern und werden dazu bewegt, intuitive Sinnverknüpfungen anzustellen.

Zum Beispiel treffen sich Blicke der realen und irrealen Charaktere der Bilder, oder eine ausgreifende Gestik erweitert sich über das Nacheinander mehrerer Abbildungen. Zudem lassen sich gewisse Themenbereiche innerhalb der Bildzusammenstellung ausmachen. Versammelt ist eine Vielzahl an Abbildungen, die die Geschichte der Vereinigten Staaten, Schwarze Identität, Gewalt, Unterdrückung, Faszination an der Ausprägung unterschiedlicher Lebensformen, Bildproduktion und Performance verhandeln.

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Arthur Jafa: SloPEX, 2022. Video (color, sound) duration 33 minutes 8 seconds. Film Still. Courtesy of the artist and Gladstone Gallery

Die Verweise zwischen diesen Bildern funktionieren nicht allein auf inhaltlicher Ebene. Sie werden auch durch Farb- und Formkorrelationen erzeugt. Teilweise bildet das Schwarzweiß musterähnliche Formationen. Grafische Umrisse oder organische Gebilde zeichnen sich in der Bildabfolge besonders deutlich ab. So schafft die Abbildungsreihe eine schwarzweiße Ästhetik der vielen Teile. 

Die Teile dieses Films passen nicht so zusammen, wie es konventionellerweise der Fall ist. Zwar werden vor allem fotografische Bilder im gleichen Format nacheinander geschaltet und so ein bewegter Bilderfluss erzeugt. Allerdings sind diese Bilder nur lose miteinander verbunden. Der Immersionseffekt in eine mögliche Filmerzählung ist aufgebrochen.

Durch die Machart der Videoarbeit reflektiert Jafa nicht nur auf die Multidimensionalität medialer Bildkultur, sondern auch auf deren Produktionsprozess selbst. „Slopex“ provoziert Fragen wie: Was ist Schwarz? Was ist Weiß? Was ist Foto? Was ist Film? Die Arbeit vermittelt Aussagegehalte popkultureller Bilder und reflektiert zugleich auf ihre Medialität.

Wann: Die Ausstellung „Slopex“ läuft bis Sonntag, den 17. September.

Wo: Luma Westbau, Löwenbräukunst, Limmatstrasse 270, 8005 Zürich.

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