Berliner Kunstgriff
06.02. - 12.02.18

6. Februar 2018 • Text von

Britische Pop Art, deutsche Gegenwartskunst und das multidisziplinäre Oeuvre von Arthur Jafa. Wen bei Berliner Minusgraden das Fernweh packt, findet Zuflucht bei diesen internationalen Eröffnungen der Woche.

 

Eduardo Paolozzi: Bunk: Take Off, 1950−1972. © Trustees of the Paolozzi Foundation, Licensed by/VG Bild-Kunst, Bonn 2018.

Die Berlinische Galerie kündigt die kommende Einzelausstellung von Eduardo Paolozzi in ihren Räumen mit folgendem Superlativ an: „Einer der respektlosesten Künstler der britischen Nachkriegsmoderne.“ Der 1924 in Edinburgh geborene Künstler war Teil der Londoner Independent Group, eine Vereinigung britischer Kunstschaffender, die nach dem 2. Weltkrieg mit den Konventionen ästhetischer und akademischer Praxis brach. Bei Paolozzi vollzog sich die Abkehr von der Bildtradition der Klassischen Moderne sowohl auf formaler, also auch auf inhaltlicher Ebene. Fasziniert von Massenproduktion und Konsumkultur integrierte er Motive der damaligen Gesellschaft in seine Werke, wobei die Grenze zwischen Mensch und Maschine zusehends verwischte. Für dieses Bestreben war die Collage das geeignete Medium für den Künstler, das er auch in druckgrafischen und skulpturalen Werken verwendete. Die Ausstellung „Lots of Pictures – Lots of Fun“ in der Berlinischen Galerie widmet sich den experimentellen Tendenzen der ersten Hälfte von Paolozzis Oeuvre und setzt einen besonderen Schwerpunkt auf dessen Berlin Aufenthalt Mitte der Siebziger.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, den 08. Februar, um 19 Uhr.
WO: Berlinische Galerie – Landesmuseum Für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Alte Jakobstrasse 124-128, 10969 Berlin. Weitere Infos hier.

Judith Hopf: Stepping Stairs, 2018. Courtesy Judith Hopf.

Die Einbindung von Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs in moderne Kunst hat eine lange Tradition im 20. Jahrhundert: Nach der Etablierung von Readymade und Objet trouvé als Formen des künstlerischen Ausdrucks, bediente sich die Pop Art der Ikonografie der Konsumgesellschaft mit einer nonchalanten Selbstverständlichkeit – beispielsweise Eduardo Paolozzi. In den letzten Jahrzehnten, spätestens seit der Jahrtausendwende, entfalten eben diese Gegenstände ein Eigenleben in der zeitgenössischen Kunst. Materialien, Objekte und Details werden nicht mehr nur als Zitat dargestellt, sondern verformt, umgestaltet und schließlich verfremdet. So auch im Oeuvre der deutschen Künstlerin Judith Hopf: Jahrgang 1969, Professorin an der Frankfurter Städelschule und eine feste Größe in der internationalen Gegenwartskunst. Das KW – Institute for Contemporrary Art präsentiert ab dem kommenden Freitag eine umfassende Werkschau von Hopf. Neben ihren charakteristischen Ziegelsteinskulpturen, die sich irgendwo zwischen Objekt und Architektur einordnen lassen, wird eine Neuauflage der sogenannten Laptop Skulpturen von Hopf, ein Kurzfilm, sowie eine Wandarbeit im Innenhof zu sehen sein.

WANN: Opening ist am Freitag, den 09. Februar, um 19 Uhr.
WO: KW – Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin. Alles weitere online.

 

Arthur Jafa: LOVE IS THE MESSAGE AND THE MESSAGE IS DEATH, 2016. Video, 7’25’’, Farbe, Ton. Courtesy of the artist and Gavin Brown ́s Enterprise, New York City, Rome.

Nach zwei groß angelegten Gruppenausstellungen, konzentriert sich die dritte Schau in der temporären Depandance der Julia Stoschek Collection in Berlin auf das Werk von Arthur Jafa. Von Hans Ulrich Obrist und Amira Gad konzipiert, trägt die erste Ausstellung des US-amerikanischen Künstlers, Filmemachers und Kameramanns in Deutschland den kryptischen Titel „A Series Of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions“ und bezieht sich damit auf das Gefühl des Nicht-Vorhandenseins, das der Künstler in der Lebenswirklichkeit von Afroamerikanern beobachtet. In seiner multidiszplinären künstlerischen Praxis strebt er danach eine visuelle Ästhetik umzusetzen, deren „Kraft, Schönheit und Verfremdung“ der afroamerikanischen Musik in der US-Kultur entspricht. In diesem Zusammenhang ist es nicht überraschend, dass Jafa für das Musikvideo zu Jay-Zs „4:44“ Regie geführt hat. Die Ausstellung war zuvor in den Serpentine Galleries in London zu sehen und wird in Berlin um Werke der Fotografin Ming Smith, den lnstagram-Feed der Künstlerin Frida Orupabo, sowie Inhalte des YouTubeKanals von Missylanyus erweitert.

WANN: Die Eröffnung findet am Samstag, den 10. Februar, um 19 Uhr, statt.
WO: Julia Stoschek Collection, Leipziger Straße 60 / Eingang Jerusalemer Straße, 10117 Berlin. Details hier.

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