Berlin

Hinter verschlossenen Türen

In “My Happy Place” in der Galerie Kollaborativ hat Julie Legouez einen heimelig anmutenden Ikea-Wohntraum eingerichtet, der sich bei näherer Betrachtung als beklemmender Angstraum entpuppt und die traumatische Erfahrung toxischer Beziehungen widerspiegelt. Häusliche Gewalt ist allgegenwärtig – Tendenz steigend.

Lanzenvergleich

Mit “Savoir Vivre” bei ChertLüdde bricht Agnes Scherer eine Lanze für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Nicht, indem sie beispielhafte Missstände aufzeigt, sondern indem sie zeigt, wie wenig sich seit dem Mittelalter verändert hat. Die Männer buhlen, die Frauen pulen – lasset die Spiele beginnen!

Schau mir in die Achselhöhle

Hautoberfläche, Pferdenacken und Klitoris spielen in der Ausstellung „Vulnerable State“ tragende Rollen. Im Eigen + Art Lab präsentiert Jens Kothe Arbeiten, die den Körper und seine Verletzlichkeit thematisieren. Der Künstler zeigt, dass die Haut viel mehr Funktionen als nur die einer schützenden Barriere besitzt.

Funktionlos, aber fun

In “Nie wieder Freizeit” in der Galerie Mathias Güntner entzieht Axel Loytved einfachen Alltagsgegenständen ihren ursprünglichen Nutzen und verfremdet sie bis zur völligen Funktionslosigkeit. Dabei entwickeln die Objekte ein merkwürdig-witziges Eigenleben mit wesenhaften Zügen, das Fragen aufwirft.

Kurz an den Tod denken

„Do you guys ever think about dying?“, fragt Barbie in Greta Gerwigs Spielfilm und bringt damit ein bisschen Realität in die vermeintlich perfekte Traumwelt. In der gleichnamigen Ausstellung in der Galerie Parterre zeigen Antonia Freisburger, Frank Jimin Hopp und Felix Kultau Arbeiten, die sich mit unser aller Endlichkeit beschäftigen.

Wie Misogynie salonfähig wurde

In “On Rape – An Institutional Failure” im C/O Berlin legt Laia Abril mit viel Empathie für die Betroffenen in Fotografien, Geschichten, Zitaten, Artefakten und Videos frauenfeindliche Strukturen offen – ohne explizite Darstellungen sexualisierter Gewalt. Ein eindringlicher Appell. Unbedingt hinschauen.

Wie geht Verschwinden?

Der Wunsch nach Unsichtbarkeit und gleichzeitigem Gesehenwerden ist ein Dilemma. Karolina Jabłońska erkundet bei Esther Schipper malerisch die Sehnsucht nach dem Verschwinden – und ist dennoch sehr präsent. Die Erzählungen der Künstlerin handeln von emotionalen Ausnahmezuständen und sind erschreckend nachvollziehbar.

Unfertige Zwischenzustände

Schiefe Zähne zeigt Fotografien einer Figur, die sich in einem Proberaum bewegt, und ein Objekt von Sarah Rosengarten. Die unfertigen Zwischenzustände in der Ausstellung “Who’s There” visualisieren slapstickartig Lern- und Schaffensprozesse, passive Momente und Gleichzeitigkeit.

Kunst auf den Gleisen

Mit Grotto Berlin hat sich eine Initiative gegründet, die das Hansaviertel als Kulturstandort beleben will. Sie startet fulminant und bringt mit der Ausstellung “16 Hintergleisflächen” von Stefan Marx Kunst in die U-Bahn-Station Hansaplatz.

Wahrnehmung des Nichts

Künstlerinnen werden zu Forscherinnen: In der Ausstellung “Dort, wo das Nichts ist” in der Galerie im Turm gehen Arbeiten von Yen Chun Lin und Tanja Nis-Hansen dem geheimnisvollen Schwarzen Loch näher auf den Grund. Eine Ausstellung, die zum Verweilen, zum genauen Hinhören und -schauen einlädt.