Alle Artikel von Carolin Kralapp

Hinter verschlossenen Türen

In “My Happy Place” in der Galerie Kollaborativ hat Julie Legouez einen heimelig anmutenden Ikea-Wohntraum eingerichtet, der sich bei näherer Betrachtung als beklemmender Angstraum entpuppt und die traumatische Erfahrung toxischer Beziehungen widerspiegelt. Häusliche Gewalt ist allgegenwärtig – Tendenz steigend.

Funktionlos, aber fun

In “Nie wieder Freizeit” in der Galerie Mathias Güntner entzieht Axel Loytved einfachen Alltagsgegenständen ihren ursprünglichen Nutzen und verfremdet sie bis zur völligen Funktionslosigkeit. Dabei entwickeln die Objekte ein merkwürdig-witziges Eigenleben mit wesenhaften Zügen, das Fragen aufwirft.

Wie Misogynie salonfähig wurde

In “On Rape – An Institutional Failure” im C/O Berlin legt Laia Abril mit viel Empathie für die Betroffenen in Fotografien, Geschichten, Zitaten, Artefakten und Videos frauenfeindliche Strukturen offen – ohne explizite Darstellungen sexualisierter Gewalt. Ein eindringlicher Appell. Unbedingt hinschauen.

Unfertige Zwischenzustände

Schiefe Zähne zeigt Fotografien einer Figur, die sich in einem Proberaum bewegt, und ein Objekt von Sarah Rosengarten. Die unfertigen Zwischenzustände in der Ausstellung “Who’s There” visualisieren slapstickartig Lern- und Schaffensprozesse, passive Momente und Gleichzeitigkeit.

Kunst auf den Gleisen

Mit Grotto Berlin hat sich eine Initiative gegründet, die das Hansaviertel als Kulturstandort beleben will. Sie startet fulminant und bringt mit der Ausstellung “16 Hintergleisflächen” von Stefan Marx Kunst in die U-Bahn-Station Hansaplatz.

Wahrnehmung des Nichts

Künstlerinnen werden zu Forscherinnen: In der Ausstellung “Dort, wo das Nichts ist” in der Galerie im Turm gehen Arbeiten von Yen Chun Lin und Tanja Nis-Hansen dem geheimnisvollen Schwarzen Loch näher auf den Grund. Eine Ausstellung, die zum Verweilen, zum genauen Hinhören und -schauen einlädt.

Alte Tasten, neue Codes

Die “Typewriter Photographs” von Viktoria Binschtok, die in “43% happy” bei Klemm’s zu sehen sind, zeigen auf Schreibmaschinen abgetippte Ergebnisse von KI-Bilderkennungsprogrammen. Was bleibt am Ende von den Menschen, ihren Gesichtern und Geschichten?

Ich und mein Besenstiel

In “A Candle Makes Its Own Fuel” bei Contemporary Fine Arts entführt Emily Mae Smith die Betrachter*innen in ihre malerischen Mikrokosmen. Ihre Faszination für lokale Landschaften und das kunsthistorische Bildprogramm vergangener Jahrhunderte finden sich auf den kleinen Leinwänden wieder.

Pittoreske Zeitreise

Sarah Buckner nimmt Besucher:innen der Galerie Esther Schipper mit auf eine Zeitreise. Die Künstlerin bedient sich traditioneller Herstellungsweisen in der bildenden Kunst und interpretiert sie neu. Sie bringt mythische Gestalten, literarische Heldinnen und reale Personen in traumartigen Szenarien auf die Leinwand.

Choreografien des Unbehagens

Mit “The Creep” zeigt das E-WERK in Luckenwalde die bislang größte Einzelausstellung der Künstlerin und Choreografin Melanie Jame Wolf. Die multidisziplinären Arbeiten verhandeln auf poetische und nachdenkliche Weise körperliche Ausdrucksformen von Gewalt, Angst und Macht.