Entspannt durch den Endspurt Empfehlungen für das Ende des Jahres
21. Dezember 2023 • Text von Quirin Brunnmeier
Der Vorweihnachtsstress nähert sich dem absoluten Höhepunkt, da ist es doch gut, wenn man sich auf etwas entspannende Kunst freuen kann. Zwischen den Jahren ist dann wieder Zeit für ein paar Ausstellungen, die man dieses Jahr vielleicht noch nicht gesehen hat. Zum Beispiel im Lenbachhaus, im Haus der Kunst, in der Pinakothek der Moderne oder im Museum Brandhorst.
Dichte Formen auf vielschichtigen Bildflächen, Linien unterschiedlicher Stärken deuten Verbindungen an, dazwischen leere Flächen. Die geometrisch-konstruktiven Kompositionen von Günter Fruhtrunk scheinen sich in Bewegung setzten zu wollen. Fruhtrunk gilt als einer der führenden Vertreter der konkreten Malerei in Deutschland nach 1945, er war Professor an der Münchner Akademie der bildenden Künste und Designer der Alditüte. Das Lenbachhaus widmet nun Fruhtrunks Jahren in Paris eine Ausstellung. Dort hatte er seine Malerei entwickelt und zunächst seine Karriere aufgebaut, wie viele junge Künstler*innen in den 1950er zog es ihn in die Metropole an der Seine. Seine Bilder sind akribisch und präzise, sie wirken durch ihre einfachen und doch komplexen Formen subtil und ausdrucksstark. Ebenfalls im Lenbachhaus zu sehen ist die beeindruckende Ausstellung “Turner. Three Horizons”.
WANN: Die Ausstellung “Günter Fruhtrunk, die Pariser Jahre (1954-1967)” ist noch bis 7. April 2024 zu sehen.
WO: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, Luisenstraße 33, 80333 München.
Bunt und eng, laut und ganz ruhig. Die in der Gruppenausstellung “In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956—1976“ im Haus der Kunst gezeigten Raum-Installationen sind immersive Umwelten, in denen man gehen, sitzen, liegen, tanzen oder sich entspannen kann. Die Ausstellung zeigt Werke dreier Generationen von Künstlerinnen aus Asien, Europa sowie Nord- und Südamerika. Die zwölf gezeigten Schlüsselwerke sind maßstabsgetreue Rekonstruktionen der Originale, die nach ihrer ursprünglichen Präsentation oft nicht konserviert wurden. Die Ausstellung verleiht diesen imposanten Positionen nun eine zwar nachträgliche, aber dennoch nachhaltige Wertschätzung. Die Ausstellung zeigt die entscheidende Rolle von Frauen bei der Entwicklung raumgreifender Kunst und rückt so Künstlerinnen in den in den Fokus, die bislang im Kanon nicht ihren adäquaten Platz gefunden haben.
WANN: Die Ausstellung “In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956-1976” läuft bis zum 10. März 2024.
WO: Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München.
Kunstwerke aus 120 Jahren, präsentiert in medienübergreifenden Themenräumen, losgelöst aus herkömmlichen kunsthistorischen Narrativen. Die Ausstellung “MIX & MATCH” in der Pinakothek der Moderne hat sich die “vollständige Eliminierung der Chronologie“ zum Ziel gemacht und die Sammlung Modern Kunst auf 3.600 qm Ausstellungsfläche mit rund 350 Werken von mehr als 150 Künstler*innen neu geordnet. Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Videokunst treten dabei in epochenübergreifende Dialoge und schaffen so lebendige Perspektiven auf zentrale Fragestellungen der Gegenwart. Auch hier wird der eurozentristische und nordamerikanische Kanon hinterfragt und eine Offenheit für Wieder- und Neuentdeckungen geweckt. Außerdem wird in der Pinakothek der Moderne bei der Ausstellung “Glitch. Die Kunst der Störung” die poetische Seite des Fehlerhaften gefeiert.
WANN: Die Ausstellung “MIX & MATCH” ist bis zum 31. Dezember 2024 zu sehen.
WO: Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München.
Auch im benachbarten Museum Brandhorst gibt es seit diesem Jahr eine neue Sammlungspräsentation. Kontraste und Affinitäten, historische Korrespondenzen und verbindende Themen kennzeichnen die Ausstellung “Von Andy Warhol bis Kara Walker. Szenen aus der Sammlung Brandhorst”. Die Ausstellungsräume im Erdgeschoss sind als eine Serie von Modulen konzipiert, in denen bestimmte Themen, historische Ereignisse sowie einzelne Künstler*innen umkreist werden. Die Schau verbindet Klassiker aus der Museumssammlung von Andy Warhol und Alex Katz bis Jean-Michel Basquiat im Dialog mit Neuerwerbungen der letzten Jahre. Dabei wird klar, dass die Sammlung durchaus divers und politisch ist. Im Untergeschoss vereint die Ausstellung “This Is Me, This Is You“ ein vielfältiges Spektrum emphatischer fotografischer Menschenbilder.
WANN: Die Ausstellung “Von Andy Warhol bis Kara Walker. Szenen aus der Sammlung Brandhorst” ist noch bis 14. Juli 2024 zu sehen.
WO: Museum Brandhorst, Theresienstraße 35 a, 80333 München.
Der Absatz zu Günter Fruhtrunk entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Lenbachhaus München.