Paris, ein Fest fürs Leben! Stefan Marx in der Galerie Ruttkowski;68
19. Juli 2023 • Text von Teresa Hantke
Ob bekannte Songtitel, Redewendungen oder Aussagen aus dem alltäglichen Leben – Stefan Marx bringt allbekannte Phrasen in comicähnlicher Manier auf farbige Leinwände. Das regt zum Nachdenken an, weckt Erinnerungen und amüsiert nicht zuletzt durch eine sarkastische wie sehr humorvolle Herangehensweise an unseren Alltag. Mit Werken, die das Pariser Nachtleben thematisieren, bespielt Marx nun die Räume der Galerie Ruttkowski68 im Marais.
Es mögen sehr ähnliche Assoziationen sein, die die meisten Menschen mit der Stadt Paris, der “Grande Capitale” verbinden. Stadt der Liebe, der Romantik, der Haute-Couture, des kulinarischen Genusses. Eine wahre aber durchaus verkitschte Vorstellung, die die ständigen sozialen Brennpunkte der Stadt außer Acht lässt. Glitzernder Eiffelturm und glänzende Fassaden in Saint-Germain-des-Prés, Bilder die sich nicht zuletzt durch eine Vielzahl an Literatur von Modiano bis Hemingway ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben und heute einen Hype durch Serien wie “Emily in Paris” erleben.
So zieren auch die Werke in der Sommerausstellung “Gute Nacht Bonne Nuit” von Stefan Marx in den Räumen von Ruttkowski;68 im Pariser Marais größtenteils Phrasen und Assoziationen, die nicht nur verbal, sondern auch auf farblicher Ebene die französische Hauptstadt als Stadt der Liebe hochleben lassen. In bekannter Manier – weiß gehaltene, verzerrt umrandete Buchstaben auf rotem, rosa farbigem oder schwarzem Untergrund – evoziert Marx, der an der HAW Hamburg studierte und vorrangig bekannt ist für seine Kollaborationen mit Marken wie KPM oder Supreme, typische Emotionen, die man mit einem flirrenden Paris unter Sternenhimmel verbindet.
“Love Song”, Love Letters”, “Moon Lights” – bis hin zu “Pardon My Late Response” und “I Have Lost Control”. Stellt man das visuell eher flache rein auf Schrift und Phrasen reduzierte Werk in den Hintergrund, lässt sich aus den Sätzen, den Leinwänden folgend, eine Geschichte gepaart mit eigenen Erinnerungen kreieren. Es sind humorvolle Inspirationen und Ansätze, die Marx liefert und dabei die Betrachter und Besucherinnen anregt ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.
Zwischen Sunrise und Sunset, dem einzigen in kräftig changierenden Farben gehaltenen Werk, sind viele der Monoprints in originalem Abzug genauso wie in der Negativ-Version vorhanden und verdoppeln dabei nicht nur visuell, sondern auch in ihrer Intention, die Fragmente die eine “Gute Nacht” – interpretiert wie es beliebt – bringen kann. Dabei wird deutlich, es bleibt ein Mysterium, was sich zwischen Sonnenuntergang und -aufgang in der Stadt der Liebe zwischen Liebesbekundungen, Kontrollverlust und Mondlicht abspielt. Paris, ein Fest fürs Leben!
WANN: Die Ausstellung läuft bis Sonntag, den 30. Juli.
WO: Ruttkowski;68, 8 Rue Charlot, 75003 Paris.