Aus Notwendigkeit
Stefan Marx im Interview

31. Mai 2018 • Text von

Zwischen Design und Kunst, Skatepark und Galerie, Dorf und Metropole. Stefan Marx bewegt sich mit seinen graphischen Arbeiten jenseits aller Einschränkungen. Heute gestaltet er zusammen mit dem Musikproduzenten Toshiya Kawasaki aus Tokio das 48 Hours Paulaner im Zwickl Apartment im Lovelace.

Stefan Marx: 24 Records.

In einer Kleinstadt geboren, beginnt Stefan Marx als junger Mann, T-Shirts für seine skatenden Freunde zu gestalten. Es folgen ein eigenes Label, ein einschlägiges Studium und Kooperationen mit kleineren und größeren Firmen. Früher waren seine Motvie in selbst gebastelten Zines zu finden, heute zieren sie Shirts von Uniqlo.

gallerytalk.net: Das Projekt 48 Hours Paulaner im Zwickl Apartment ist eine Mischung aus Kunst und Musik, du kollaborierst dabei mit einem Produzenten. Könnte man das als einen Ausdruck deiner Arbeitsweise verstehen, man kann dich ja zwischen Kunst, Design und Fashion verorten, jenseits von Grenzen.
Stefan Marx: Es gib im Zwickl Apartment eine Reihe, bei dem ein Musiker und ein bildender Künstler zusammenkommen. Für den aktuellen Abend wurde Toshiya Kawasaki aus Tokio eingeladen, der auch das Label Mule Musiq betreibt. Ein tolles elektronisches Label, das es schon länger gibt. Ich habe für Mule Musiq bereits diverse Cover gestaltet in den letzten 12 Jahren. Ich stelle meiner Bilder dem Label zu Verfügung und mache Cover-Art, auch speziell für die Musik. Da gibt es eine langjährige Zusammenarbeit. Es ist auch spannend, sich mit der japanischen Kultur der Musikveröffentlichung zu beschäftigen, da gibt es schon Unterschiede zu Europa. Deshalb habe ich mich auch sehr gefreut, als ich zusammen mit Toshiya eingeladen wurde.

Stefan Marx: High Society Secrets, 2017.

Musik ist also eine Konstante für dich?
Musik inspiriert meine Arbeit schon immer, ich arbeite schon lange mit unterschiedlichen Labels zusammen, mache Cover-Art. Diese Arbeit begleitet mich schon sehr lange, deswegen ist es für mich nicht neu, es fühlt sich einfach sehr gut an, zusammen so einen Abend zu gestalten.

Stefan Marx: The New Old Group Galerie Karin Guenther, 2009.

Hast Du auch ein Interesse an der Manga- und Anime-Kultur?
Nicht speziell. Ich habe ein extremes Interesse an der japanischen Kultur, da gehört das natürlich schon dazu. Aber mich interessiert an der japanischen Kunst, an der Kultur generell, eher die spezielle Ausdrucksweise, das spezielles Verhalten. Natürlich auch das Essen, die Landschaft und die Geschichte des Kunsthandwerks. Und die Schriftzeichen, ich beschäftige mich ja intensiv mit Typologie. Es fasziniert mich, wie die Zeichnung als Teil der Schrift verwendet wird.

Stefan Marx: Die Hefte, Galerie Karin Günther, 2012.

Du kommst eigentlich aus einer Do-It-Yourself Perspektive. Du kommst aus der Skate-Kultur und hast dich dann Schritt für Schritt weiterentwickelt. Du hast auch viele Zines produziert. Wie wichtig ist dir ein offener Ansatz?
Ich komme natürlich aus der Vor-Internet-Generation. Als sich mein graphisches und künstlerisches Verständnis entwickelt hat, als ich angefangen habe, etwas zum Ausdruck zu bringen, hat mich die Fan-Zine Kultur wahnsinnig inspiriert. Das war aber natürlich auch eine Notwendigkeit, da ich auf dem deutschen Dorf aufgewachsen bin. Mir wurde ja nichts serviert, Großstadtstrukturen kannte ich damals nicht. Ich musste also Fan-Zines aus dem Plattenladen aus der weit entfernten Stadt lesen. Dinge, die auf dem Dorf nicht verfügbar waren, also Konzerte oder Skateboard-Rampen, hat man sich einfach selbst gemacht. Dementsprechend habe ich dann auch mein T-Shirt Label gegründet. Mit dem Ansatz: Das was meine Freunde und ich eigentlich haben wollen, ist nicht da, also machen wir es einfach selber. Das ist ja in ländlichen Strukturen gang und gäbe.

Wie war es dann für dich, später in deiner Karriere, Kollaborationen mit großen Firmen einzugehen?
Das hat sich zunächst durch meine Arbeit mit Skateboard-Firmen ergeben. Da fand ich es immer interessant, wie man Oberflächen mit eigenen Zeichnungen gestalten kann und auch wie die eigene Arbeit anders wahrgenommen wird. Im Vergleich, zum Beispiel, zu einer Zeichnung, die in einer Galerie präsentiert wird. Ich finde es spannend, wenn Bilder einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Wenn bestimmte Zeichen und „Vokabeln“ aus der Skateboard-Kultur oder auch aus der elektronischen Club-Kultur einem Mainstream-Publikum präsentiert werden. Deswegen sträube ich mich nicht, sondern finde es eigentlich toll, auch Kooperationen mit größeren Firmen einzugehen. Die Reichweite ist einfach größer und man darf unterschiedliche Leute mit den Bildern konfrontieren. Nicht nur das elitäre Galerien- und Kunst-Publikum.

Stefan Marx: Easyjet.

Eine Offenheit anderen Zielgruppen gegenüber?
Naja, eine Zielgruppe gibt es, wenn man eine Ausstellung macht oder wenn man ein Skateboard designt. Aber wenn ich jetzt für eine größere Firma wie zum Beispiel Uniqlo in Japan ein T-Shirt designe, dann erreicht das unglaublich viele Kanäle, unterschiedliche Altersgruppen, das kann man gar nicht planen. Das finde ich sehr spannend.

Was genau zeigst du heute Abend im Zwickl Apartment?
Ich zeige eine Kopier-Arbeit. Ich habe im März, da war ich auf einer Konferenz in München, Zeichnungen gemacht. Münchner Begebenheiten, auch vom Flughafen und in der Bahn. Drei von diesen Zeichnungen habe ich am Kopierer manipuliert und überarbeitet. Diese Zeichnungen zeige ich in einer Serie. Es sind also immer die gleichen Zeichnungen, aber jede ist, durch den Kopierer, leicht überarbeitet. Der Kopierer ist ja auch ein Verweis auf meine Künstlerbücher und Zines. Da gibt es dann den Zusammenschluss.

WANN: Die Eröffnung ist am 31. Mai ab 17 Uhr, die Party startet um 19 Uhr. 
WO: Zwickl Apartment im Lovelace Hotel, Kardinal-Faulhaber-Straße 1, 80333 München.
Anmeldung unter: zwicklapartment@paulaner.de

Weitere Artikel aus München