Berliner Kunstgriff
29.09. - 05.10.20

29. September 2020 • Text von

Umdenken im EIGEN + ART Lab, Orchideen-Wässerung bei DISKURS Berlin, Doppel-Schau in der LOOCK Galerie, Theatralik im Raum für drastische Maßnahmen, “Neues Bauen” im Scharaun und Versammlungsgedanken in der Villa Schöningen. Trotz Post-Art Week-Sättigung glänzt Berlin mit einem spannenden Programm.

Eine Hand im gelben Plastikhandschuh hält eine Petrischale mit bunten Pillen.
Lotte Meret: “To Fear, Hope and Desire again”, 2020, Video Still. Courtesy die Künstlerin und EIGEN + ART Lab.

Lotte Merets Kunst untersucht die Auswirkungen digitaler Medien und neuer Technologien auf Gemeinschaft und Individuum. Im Rahmen des Ausstellungsprojektes “fragil” im EIGEN + ART Lab hinterfragt die Künstlerin geltende Denkansätze und Gesellschaftsnormen und führt die Betrachter*innen in unbekannte Sphären zwischen den Physisch-Realem und Digital-Immateriellen.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung findet am Mittwoch, den 30. September, von 11 bis 20 Uhr statt. Die Ausstellung läuft bis Samstag, den 24. Oktober.
WO: EIGEN + ART Lab, Torstraße 220, 10115 Berlin.

Das Bild zeigt eine fliederfarbene Fläche auf schwarzem Untergrund. Der visuelle Eindruck scheint wie eine durch ein Regenfenster aufgenommene Orchidee.
Gregor Hildebrandt, “Donnerstags Orchideen Wässern”, Ausschnitt. Courtesy of the artist and DISKURS Berlin.

Weniger Orchideen, mehr Spiegelungen zeigt die Ausstellung „Donnerstags Orchideen Wässern“ von Gregor Hildebrandt. In Zusammenarbeit mit der Mayerschen Hofkunstanstalt entstanden, zeigen die Arbeiten Reflexionen eines Stillebens in einem VHS-Spiegel und werfen einen neuen Blick auf vermeintlich Bekanntes. Das 11-teilige Ausstellungsprojekt „#Solidarity#FightBack#sundGoesUp“ geht damit in seine siebte Runde – auf geht’s!

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung findet am Mittwoch, den 30. September, von 19 bis 22 Uhr statt. Die Ausstellung läuft bis Mittwoch, den 14. Oktober.
WO: DISKURS Berlin, Novalisstraße 7, 10115 Berlin.

Das Bild zeigt zwei fotografische Aufnahmen von Händen. Das linke Bild ist schwarz-weiß und zeigt zwei annähernd verschlungene weibliche Hände und Ellen. Das rechte Bild zeigt eine mit der Handfläche zum Bild Gestreckte Hand; erstere ist mit Sternen tätowiert. Im Hintergrund ist verschwommen ein Baum vor blauem Himmel zu sehen.
Manfred Paul, from the series: “Steffi Scherzer”, 1997; Gregory Halpern, from the series: “ZZYZX”, 2016. Courtesy of the artists and LOOCK Berlin.

Mit Gregory Halpern und Manfred Paul vereint die LOOCK Galerie zum “European Month of Photography” eine Deutschland-Premiere mit einer Werkrückschau. Die Arbeiten des US-amerikanischen Fotografen Gregory Halpern stammen aus zwei Serien, in welchen sich der Künstler mit Hypermaskulinität und den Randbereichen des amerikanischen Westens auseinandersetzt. Manfred Paul zeigt die Berliner Opernwelt der 1980er und -90er Jahre, gegenübergestellt mit fragilen Tulpenstudien. Eine surreale, leicht entrückte Ästhetik vereint die Arbeiten beider Künstler.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellungen findet am Freitag, den 2. Oktober, von 19 bis 21 Uhr statt. Beide Ausstellungen laufen bis Sonntag, den 1. November.
WO: LOOCK Galerie, Reinbeckhallen, Reinbeckstraße 17, 12459 Berlin.

Bunde Malerei mit drei Figuren, die Dehnübungen zu machen scheinen.
Ivana de Vivanco: “Study for a Happy Apocalypse” (detail), 260x190cm. Courtesy of the artist.

Wie Bühnen erheben sich die großformatigen Bilder von Ivana de Vivanco in den Raum. Ihre Figuren sind Performer*innen – jedenfalls legen das ihre weiß getünchten Gesichter nahe. Ganz sicher kann man sich da allerdings auch wieder nicht sein. De Vivancos Ausstellung “”Break a leg!” im Raum für drastische Maßnahmen will wie experimentelles Theater sein und weil es dieser Tage bekanntermaßen extra schwer ist, Theaterkarten zu ergattern, nehmen wir das Drama auf Leinwand. Oder ist es am Ende doch eine Komödie?

WANN: Die Eröffnung ist am Freitag, den 2. Oktober. Die Ausstellung läuft bis Samstag, den 24. Oktober.
WO: Raum für drastische Maßnahmen, Oderstr. 34, 10247 Berlin-Friedrichshain.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Das Bild zeigt eine Fotocollage bestehend aus drei Teilen. In der linken Seite des Bildes ist eine Schwarz-Weiß Fotografie eines Hochhauses aus Froschperspektive zu sehen. Rechts davon befindet sich die Fotografie eines kleinen Mädchens; sie hat schwarze Haaren, welche zu zwei Zöpfen gebunden sind. Beide Fotografien sind auf einem Roten Untergrund mit schwarzen Punkten angebracht.
Ahu Dural, “neues Bauen 13629”, Foto-Collage. Courtesy of the artist and Scharaun.

Neubewertung des Konzepts “Großsiedlung”: In ihrer Einzelausstellung “neues bauen 13629“ beleuchtet Ahu Dural die Relevanz der ursprünglichen Idee des Neuen Bauens – „Arbeiten, Wohnen, Erziehen und Erholen”. Selbst in der Siemensstadt aufgewachsen verbindet die Künstlerin Ausstellungsort und eigene kritische Reflexion und schlägt die Brücke vom Gestern ins Heute. 

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 3. Oktober, von 14 bis 20 Uhr statt. Die Ausstellung läuft bis Samstag, den 14. November.
WO: Scharaun, Jungfernheideweg 4, 13629 Berlin-Siemensstadt.

Zwei Menschen Ringen. Eine Fotografie von Pola Sieverding.
Pola Sieverding: “Arena #10”, 2014, Pigment print on paper 168 x 112 cm, Edition 5. ©courtesy the artist and OFFICE IMPART.

Mit dem Versammeln ist es gerade ja so eine Sache. Im Grunde lässt man es lieber. Alles zwischen Verzicht und Familienfeier ist Verhandlungssache – vor allem mit dem eigenen Gewissen. Wo wir ja aber ohnehin viel über Zusammenkünfte sinnieren, kann es überhaupt nicht schaden, sich nochmal neuen Input zu dem Thema zu holen, auch losgelöst von Pandemie-bedingten Erwägungen. Die Ausstellung “1+1+1+1+1+1+1+1 Art. 8 GG Versammlungsfreiheit” in der Villa Schöningen vereint Arbeiten von 14 Künstler*innen, die ganz auf ganz unterschiedliche Weise die Facetten von Versammlungen, darunter Malte Bartsch, Constant Dullart, Anna Ehrenstein und Pola Sieverding.

WANN: Die Ausstellung läuft von Samstag, den 3. Oktober, bis zum 10. Januar 2021.
WO: Villa Schöningen, Berliner Straße 86 14467 Potsdam.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

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