AdBK München: Highlights der Diplome 2024
Diese Abschlussarbeiten sind einen Blick wert

9. Februar 2024 • Text von

Berstend volle Gänge und ungemein viel Kunst. In der Diplomausstellung 2024 der Akademie der Bildenden Künste werden die Abschlussarbeiten von mehr als 70 Künstler*innen gezeigt. Zu sehen sind zahlreiche Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Performance, Fotografie, Video, Schmuck, Bühnenbild, Sound und Architektur. Wir zeigen eine subjektive Auswahl unserer Highlights.

Tatjana Vall: Ghost to its Story, 2024, Foto: Stephanie Rössing.

Sonnenkollektoren, künstliches Licht und gravierte Steinplatten. In einer mehrteiligen Installation kombiniert Tatjana Vall auf poetische Weise Technologien, Materialien und Kosmologie. Ein Teil ihrer Arbeit befindet sich im Vestibül im ersten Stock, hier fangen Solarpanele Energie ein, mit der in einen angrenzenden Raum eine installative Skulptur beleuchtet und in Bewegung gesetzt wird. Künstliches Licht bricht sich hier in Spiegeln und wird durch eine sich kräuselnde Wasseroberfläche reflektiert. Energie durchläuft hier, wie in einem künstlichen Ökosystem, unterschiedliche Zustände und wird kontinuierlich transformiert.

Merlin Stadler, 2024, Foto: Stephanie Rössing.

Um die Transformation von Körpern geht es auch Merlin Stadler. In seiner Arbeit, einem Video, das um skulpturale Elemente ergänzt ist, werden Körper in unterschiedlichsten Zuständen thematisiert. Digital und lebendig, als Attrappe und Simulacrum. Ausgangspunkt ist die reale Geschichte eines Vogels, der sich tragischerweise in eine, von Wissenschaftlern in seinem Habitat platzierte Vogelfigur verliebt hat. Merlin Stadler überträgt diese Anekdote in eine von ihm erschaffene digitale Welt, die zunächst realistisch scheint und doch mythisch aufgeladen ist. In dieser Installation, die in der historischen Aula gezeigt wird, vermischen sich unterschiedlichste Ebenen der Repräsentation, das Konstrukt Realität wird in Frage gestellt.

Juyoung Kim: Aeroplastic, courtesy of the artist, 2024.

Ihre physische Präsenz und ihren Platz in der Welt scheint auch Juyoung Kim aus der Klasse Olaf Nicolai zu hinterfragen. Die Künstlerin pendelt viel zwischen Korea und Europa, das Flugzeug verbindet dabei verschiedene Orte, Zeitzonen und Welten. Für Juyoung Kim bedeutet diese Erfahrung das Gefühl einer parallelen Existenz in einer Zwischensphäre von nirgendwo und überall. In ihrer Installation “Aeroplastic” verbindet sie folgerichtig unterschiedlichste Materialien und Elemente. Hightech-Artefakte aus der Luftfahrt werden mit Jugendstilkomponenten aus Glas und Metall ergänzt und ergeben in ihrer Dualität ein stimmiges Zusammenspiel.

Georgia Kaw, Foto: Stephanie Rössing.

Im Gartenatelier der Klasse Florian Pumhösl zeigt Georgia Kaw filigrane Papierskulpturen, die sie an der Wand befestigt hat. Lose Streifen sind in Bögen eingewickelt, manche horizontal, manche vertikal. Die Künstlerin spricht von Systemen der Ordnung und Unordnung, die sie herausfordern will und tatsächlich wirken die einzelnen Elemente ihrer Skulpturen modular, als könnten sie beliebig erweitert werden. In ihrer Stringenz scheinen diese Systeme aber auch brüchig, als könnten die Papierstreifen jederzeit reißen und ihr Inneres preisgeben.

Rosanna Marie Pondorf: Random Access Memory, Foto: Stephanie Rössing.

Nur ein paar Türen weiter zeigt Rosanna Marie Pondorf ebenfalls ihren Blick auf Systeme der Ordnung und Macht. Unter dem Titel Random Access Memory zeigt sie unterschiedliche Arbeiten, die sich struktureller Macht anhand von Geld, Medien und Pornographie widmen. Sie nutzt geschredderte Euro-Banknoten, um neues Papier zu schöpfen. Ein vermeintlicher Wert wird somit zunächst zerstört, nur um von der Künstlerin neu geschaffen zu werden. Mit Mitteln der Bondage präsentiert, wird der Fetisch des Geldes unterlaufen.

Eduardo Palomares: Vernantibus Oceanum, Foto: Stephanie Rössing.

Im ersten Stock, in den Räumen der Klasse Alexandra Pirici präsentiert Eduardo Palomares sein Projekt “Vernantibus Oceanum”. In Videos, Texten, Skulpturen und einer raumgreifenden Installation widmet er sich als artistic Researcher den Blüten und Früchten einer spekulativen Spezies. In Kollaboration mit unterschiedlichen Institutionen und Spezialisten hat er einen botanischen Kosmos erschaffen, in dem er sich als Künstler und Gestalter bewegt. Seine fiktive Welt ist dabei feinsinnig und mit unterschiedlichen Sinnen erfahrbar: In Zusammenarbeit mit Parfum-Experten hat er einen eigenen, intensiven Duft für seine Pflanze entwickelt.

WANN: Noch zu sehen bis Dienstag, 13. Februar.
WO: Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 2 – 4, 80799 München.

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