Münchner Kunstgriff
02.09. – 08.09.20

2. September 2020 • Text von

Schon bevor der Kunstherbst in München richtig startet, gibt es erste Highlights zu sehen: Niko Abramidis &NE bei Max Goelitz, “Everything is going to be alright” im DG Kunstraum, das AWARENESS MUSCLE TRAINING CENTER in der Villa Stuck, die DebutantInnen im BBK, die Gruppenausstellung “The world is not like us, it was imposed, we try to transform it”  bei Britta Rettberg und Michael Armitage im Haus der Kunst.

Zu sehen ist die Arbeit "Cryptic Machine Prototype A" von Niko Abramidis &NE. Man sieht eine graue Leinwand mit links drei blauen Schlitzen und rechts ein Screen.
Niko Abramidis &NE: Cryptic Machine Prototype A, 2018, Copyright The Artist, Photo: Dirk Tacke.

Wer heute an die Zukunft denkt, dem kann schon mal flau im Magen werden, mutet doch die Gegenwart zuweilen bereits dystopisch an. Niko Abramidis &NE wirft den Blick voraus. Er untersucht Mechanismen der Finanzökonomie, fragt nach Arbeitsprozessen und Lebensformen. Unter dem Titel „NE><ECON“ installiert er seine Schaltzentrale in der Galerie Max Goelitz. Die umfasst unter anderem einen steinernen „Alpha Conference Table“, RFID-Chips sowie Wandobjekte mit Stahloberfläche. Die Inszenierung mutet futuristisch an und nimmt gleichzeitig den Verfall vorweg. Als müsse Machtdemonstration zwangsläufig zum Verhängnis werden. Doch für den Moment sieht das Ganze hervorragend aus. Bereits im Frühling sprachen wir mit dem Galeristen über sein Programm.

WANN: Die Eröffnung ist am Dienstag, den 8. September, zwischen 16 und 20 Uhr.
WO: max goelitz, Maximilianstraße 35, 80539 München.

Dieser Tipp kommt von Anna Meinecke.

Links eine Arbeit von Andreas Greiner, es ist ein Wald zu sehen. Rechts eine Arbeit von Maximilian Prüfer mit einem Birnbaum im Bild.
Andreas Greiner, Lost in the Woods II, Jungle Memory, 2019, Courtesy of Dittrich & Schlechtriem. // Maximilian Prüfer, Performance Handbestäubung Birne, 2018, Fine Art Print, 46,5 x 70 cm, 5 + 2 AP.

Vielleicht wird am Ende ja doch noch alles gut. Das jedenfalls verspricht die Ausstellung von Andreas Greiner und Maximilian Prüfer im DG Kunstraum dem Titel nach. „Everything is going to be alright“, heißt es da nämlich – vielleicht ist es ein Ausdruck der Hoffnung. Greiner und Prüfer fragen beide auf ihre ganz eigene Weise nach dem Gleichgewicht im menschlichen Umgang mit der Natur. Greiner hat eine Künstliche Intelligenz Bilder vom Wald erschaffen lassen, nachdem er sie zuvor mit Aufnahmen echter Wälder gespeist hatte – darunter der umkämpfte Hambacher Forst. Prüfers Arbeiten sind das Ergebnis einer weiten Reise, auf der er selbst anstelle von Bienen einen Baum bestäubt hat.

WANN: Die Eröffnung ist am Dienstag, den 8. September, zwischen 18 und 21 Uhr, zu sehen bis 29. Oktober.
WO: Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V., Finkenstraße 4, 80333 München.

Dieser Tipp kommt von Anna Meinecke.

Zu sehen ist ein Videostill der Aktion: Thierry Geoffroy: Critical Run, What is an emergency now - Can we rank Emergencies, abgebildet sind mehrere Menschen, die laufen.
Thierry Geoffroy: Critical Run, What is an emergency now – Can we rank Emergencies, München, März 2020
© Thierry Geoffroy ⁄ Colonel.

Wer seine Muskeln trainieren kann, kann auch sein Bewusstsein erweitern, seinen ‘Muscle of Awareness’ stärken. Unter dem Titel “AWARENESS MUSCLE TRAINING CENTER” hat der in Frankreich geborene und in Kopenhagen lebende Künstler Thierry Geoffroy / COLONEL für das Museum Villa Stuck eine Ausstellung konzipiert. In seinem Manifest aus dem Jahr 1989 legt Geoffroy den Grundstein für seine Arbeit. Er setzt den Standard der ‘Moving Exhibition’, der „Ausstellung in Bewegung“ und legt verschiedene Formen von Partizipation fest, indem er Kategorien definiert. Die Ausstellung in der Villa Stuck verfolgt zwei Ziele: für drei Wochen können die Besucher*innen an den im Museum bereitgestellten Fitnessgeräten trainieren, während sie sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen auseinandersetzen. Gleichzeitig werden zum ersten Mal fast vierzig CRITICAL RUNS gezeigt, die Thierry Geoffroy über einen Zeitraum von über zwanzig Jahren auf der ganzen Welt durchgeführt hat.

WANN: Die Ausstellung ist bis Sonntag, den 20. September zu sehen.
WO: Villa Stuck, Prinzregentenstraße 60, 81675 München.

Jonah Gebka: ohne Titel, Detailansicht, © Jonah Gebka + VG Bild Kunst Bonn.

Jungen, aufstrebenden Künstler*innen bietet der BBK – Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler München u. Oberbayern e.V. auch in diesem Jahr wieder eine besondere Plattform. Im Rahmen der Ausstellung „DebutantInnen 2020“ werden Arbeiten von Jonah Gebka, Helena Pho Duc und dem Duo Hennicker-Schmidt gezeigt. Jonah Gebka malt das Alltägliche. Seine Figuren falten Wäsche, fegen Laub oder kopieren Dokumente. Er lässt sich bei seinen Motiven von Werbeaufnahmen und Stockfotos inspirieren. Helena Pho Duc malt farbenfrohe Aquarelle oder erschafft Skulpturen aus Porzellan. Das Duo Hennicker-Schmidt, bestehend aus Melina Hennicker und Michael Schmidt hat für die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Künstler Andreas Woller eine Arbeit erschaffen. Sie alle sind dem BBK bereits durch besondere Arbeiten ausgefallen, stehen aber noch am Anfang ihrer Karriere. In der Galerie der Künstler zeigen sie ihre neuesten Werke.

WANN: Die Eröffnung ist am Dienstag, den 8. September, zwischen 13 und 18 Uhr, zu sehen bis 4. Oktober.
WO: Galerie der Künstler, Maximilianstraße 42, 80538 München.

Dieser Tipp kommt von Anna Meinecke.

Zu sehen ist ein Videostill von Sarah Minter, abgebildet ist ein Mann der tanzt, sein Öberkörper ist nackt.
Sarah Minter: Minueto (Minuet), 2010-2014, Video still, Courtesy of Emiliano Rocha Minter.

Postkolonialismus bedeutet auch, westliche Identitätskonzepte, Wertvorstellungen und Auffassungen von Entwicklung zu hinterfragen. Die in der Gruppenausstellung “The world is not like us, it was imposed, we try to transform it” präsentierten Arbeiten widmen sich der gewaltsamen Auferlegung von bzw. dem Widerstand gegen solche externen Systeme. Die Ausstellung bei Britta Rettberg zeigt Zeichnungen, Skulpturen, Videos, Fotografien und Installationen von fünf internationalen Künstler*innen verschiedener Generationen, in denen der Körper zu einem Medium des Widerstands wird. Gezeigt werden Arbeiten von Miguel Calderón, Karla Kaplun, Sarah Minter, Berenice Olmedo und Lucia Elena Průša. Die Ausstellung wurde von Anna Goetz kuratiert.

WANN: Die Eröffnung ist am Freitag, den 11. September, ab 18 Uhr.
WO: Galerie Britta Rettberg, Gabelsbergerstraße 51, 80333 München.

Zu sehen ist eine Malerei von Michael Armitage, die den Titel "Baboon" trägt zu sehen ist ein Affe.
Michael Armitage: Baboon, 2016, © Michael Armitage. Photo © White Cube (Ben Westoby).

In seinen großformatigen, farblich nuancierten Ölgemälden verbindet Michael Armitage europäische und ostafrikanische Themen und Maltraditionen. Diesen Herbst eröffnet seine Ausstellung „Paradise Edict“ im Haus der Kunst. Der junge britisch-kenianische Maler ist binnen kürzester Zeit zu einer der spannendsten Stimmen der Gegenwartsmalerei avanciert. Inspiration erwächst ihm aus tagespolitischen Ereignissen, Popkultur, Folklore und persönlichen Erinnerungen, die er zu mythisch aufgeladenen und traumhaft anmutenden Bildern verwebt. Mit „Paradise Edict“ hat der Künstler seine bislang umfassendste Präsentation in einem Museum, und zugleich seine erste in Deutschland.

WANN: Die Eröffnung ist am Donnerstag, den 3. September, ab 19 Uhr. Zu sehen bis 14. Februar 2021.
WO: Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München.

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