Kunst in Quarantäne #28 Über das Sammeln, Bewahren und Erinnern
6. April 2021 • Text von Carolin Kralapp
Wer der allgemeinen Eintönigkeit entgegenwirken mag, findet hier ein mögliches Beschäftigungsprogramm: Einen Online-Talk von Art Tours Berlin über Félix González-Torres, die virtuellen Ausstellungen “Recollecting Futures” und “Digital Legacies 2.0”, eine Schaufenster-Ausstellung von Emily Hunt, junge Foto-Talente des FOAM Amsterdam, einen Besuch per Videocall bei Ebensperger und kulturelle Debatten bei “This is Germany”.
Art Tours Berlin präsentiert kommenden Donnerstag, den 8. März, um 20 Uhr ein Online-Gespräch zwischen dem Kunsthistoriker Justin Polera und Künstler Ariel Reichman über das Werk des Konzeptkünstlers Félix González-Torres und seinen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst. Über die Website von Art Tours kann ein Online-Ticket für die Veranstaltung ab 5€ erworben werden. Wem finanziell mehr möglich ist, kann auch einen höheren Betrag spenden. Mehr zu Félix González-Torres und seiner “Fortune Cookie Corner” könnt ihr hier in einer Review von Quirin nachlesen.
Der Dresdener Ausstellungsraum PYLON-Lab hostet derzeit in Zusammenarbeit mit der Synthesis Gallery die Online-Ausstellung “Recollecting Futures“, die Arbeiten von Carla Gannis, Mohsen Hazrati und Christopher Meerdo zeigt. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Fragen, wie wir Informationen und Erinnerungen teilen, aufbewahren und wie wohl die Archive der Zukunft aussehen werden. Ihr könnt euch einen Avatar erstellen, verschiedene Räume betreten und, sofern noch andere Besucher*innen online sind, mit ihnen interagieren, chatten und sprechen.
Scrollen und dabei Kunst anschauen kann man aktuell auch in der virtuellen Ausstellung “Digital Legacies 2.0”, die von Tiffany Auttrianna Ward kuratiert wurde. Die Ausstellung zeigt Positionen Schwarzer Frauen und nicht-binärer Künstler*innen, deren Arbeiten sich zwischen neuen Medien und Textilkunst bewegen. Alle Beteiligten haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie Schwarze Frauen und nicht-binäre Künstler*innen digitale Archive ihres Widerstands, ihrer Existenz und Erbes aufbauen. Die Schau ist online verfügbar bis zum 30. April. Mit der Künstlerin Qualeasha Wood, die in der Ausstellung vertreten ist, hat Chefredakteurin Anna vergangenen Dezember ein Interview in der DOUBLE TAB-Reihe geführt.
Für einen Spaziergang in Berlin bietet sich derzeit die Ausstellung “Job Center. Aufgeladene Orte – Psychic Places” der australischen Künstlerin Emily Hunt in den Schaufenstern der Galerie Wedding an. Die Arbeiten sind ein Abbild unserer Zeit: Orte und Gesichter, wie die Künstlerin sie während des Lockdowns bei ihren Spaziergängen durch den Kiez wahrgenommen hat, finden hier ihren Ausdruck und werden uns, den Betrachter*innen, zurück gespiegelt. Zu sehen sind Keramikfiguren, sogenannte “Power Rings” und eine handgezeichnete Karte mit den “aufgeladenen” Orten.
Fotografie-Liebhaber*innen aufgepasst: Das Amsterdamer Fotografie-Museum FOAM hat momentan eine Online-Schau im Angebot, wo junge internationale Talente und ihre Projekte mit begleitenden Audio-Aufnahmen vorgestellt werden. Unter anderem mit dabei: Simone Sapienza, Micha Serraf, Kamonlak Sukchai, Benoît Jeannet, Alba Zari und Hashem Shakeri. Zur Ausstellung geht es hier entlang. Außerdem hat das Museum den noch jungen Podcast “Foam Talks” ins Leben gerufen, wo verschiedene Fotograf*innen über ihre Arbeiten sprechen. Den Podcast findet ihr auf den gängigen Plattformen.
Die Berliner Galerie Ebensperger, die ihre Räumlichkeiten auf dem Gelände eines alten Krematoriums hat, dem Silent Green Kulturquartier in Berlin-Wedding, hat sich erneut ein den aktuellen Gegebenheiten angepasstes Ausstellungskonzept für ihre neueste Präsentation überlegt: “Americana” von Benjamin Heisenberg kann noch bis zum 18. April via Offline-Einzelbesuch oder Video-Anruf über das Handy angeschaut werden. Einfach einen Termin vereinbaren und los geht’s! Über das letzte Ausstellungsprojekt “Freedom & Independence” von Ebensperger haben wir hier berichtet.
Last but not least: Die Videoreihe “This is Germany” auf YouTube beschäftigt sich mit den großen Fragen unseres kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Miteinanders und versucht, eine Momentaufnahme zusammenzufassen. Akteur*innen aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern werden zu Themen wie der allgemeinen Quotendebatte, Cancel Culture oder der Z-Sauce befragt und ein vielfältiges Stimmungsbild versucht darzustellen. Die neueste Folge der Reihe “Lost in Translation” ist mit Künstler Nils Pooker. Außerdem mit dabei sind zum Beispiel die Direktorin des Kunstvereins in Hamburg Bettina Steinbrügge sowie die Künstler*innen Viktoria Binschtok, Sophia Süßmilch, Flaka Haliti, Will Fredo, Heiko-Thandeka Ncube und Anna Ehrenstein.