Highlights der Art Paris 2022
Was man nicht verpassen sollte

8. April 2022 • Text von

Kunstbegeisterte zieht es in diesen Tagen an den Fuß des Eiffelturmes. Die Messe Art Paris lockt Besucher und Besucherinnen wieder in die lichtdurchflutete Halle des Grand Palais Éphémère auf dem Pariser Champ-de-Mars. Die Messe ist kleiner und unaufgeregter als die noch im vergangenen Herbst stattfindende FIAC, die ab Oktober diesen Jahres durch die neu kreierte „Paris+“ der Art Basel ersetzt wird. Die Art Paris ermöglicht vor allem weniger bekannte Galerien kennenzulernen und hält dabei einige wertvolle Entdeckungen bereit.

Booth der Galerie Markus
Galerie Marguo, Photo: Mike Derez. Courtesy of the artists and Galerie Marguo.

Es sind absurde Szenerien – zwischen blankem Kitsch und zahlreichen Referenzen auf bekannte Posen der Kunstgeschichte. Mit einer Einzelpräsentation von sechs neu entstandenen Gemälden der polnischen Künstlerin Oh de Laval begeistert die Galerie Marguo mit ihrem Stand auf der Art Paris. Die Gemälde, die meist ein Autoporträt der Künstlerin darstellen und entfernt an die Darstellungsweise eines Goerge Condo denken lassen, zeigen diese meist nackt liegende de Laval zwischen kuriosen Gegenständen, inmitten von Rotweingläsern oder Landschaften wie dem Sacro Bosco. Ein gelungenes Pendant zu den Gemälden bilden die gemeinsam mit der Künstlerin Miranda Keys entstandenen Glasskulpturen eines Dämons und eines Malteser-Hündchens. Wem Oh de Laval bisher kein Begriff war – dieser Booth ist ein Must-See!

Stand She BAM!
Galerie She BAM!, Works of Anna Nero and Gaëlle Leendardt. Courtesy the gallery and artists.

Es tropft, spritzt und fließt zäh – trotz des oftmals rasterartigen und starren Hintergrundes zeichnen sich die farbenfrohen Gemälde von Anna Nero durch eine überzeugende Dynamik aus. Die Gemälde Neros, die zu einer Generation junger Malerinnen gehört, die sich durch abstrakte Formensprache kennzeichnet, stehen in überzeugendem Dialog auf dem Booth der Leipziger Galerie She BAM! von Leatitia Gorsy mit den Skulpturen aus Bronze und Stein der Französin Gaëlle Leenhardt. Letztere zeichnet sich durch eine sehr subtile Formensprache aus, schafft Bronzeabdrücke organischer wie anorganischer Objekte und lässt diese durch entstandene Patina wieder zum Leben erwachen. Der Weg zu She BAM! lohnt.

Grünes Gemälde mit mythologischen Szenen
Galerie Hors-Cadre, Victoria Kosheleva, A phantom kiss by the Fountain named by someone, 2021, Courtesy Galerie Hors-Cadre and the artist.

Eine ebenfalls überzeugende Präsentation legt die Galerie Hors-Cadre im Bereich der aufstrebenden „versprechenden Positionen“ hin. In gelungenem Einklang rund um Sujets wie Weiblichkeit, Sexualität und Mythologie, zeigt die Galerie filigrane skulpturale Werke der Französin Clara Rivault und Fotografien von Lucile Boiron. Eine thematische Ergänzung liefern die mythischen Bildwelten auf großformatigen und farbenreichen Gemälden wie „A Phantom kiss by the Fountain named by someone“ der Künstlerin Victoria Kosheleva. Eine überzeugende Präsentation und eindeutig vielversprechend.

31 Project, Copyright Nicolas Brasseur / 31 Project.

Vor tiefblauem Hintergrund stechen die aufwendig aus Stoffen gewebten skulpturalen Gebilde in kräftigem Rot und Türkist-Tönen der Künstlerin Georgina Maxim ins Auge. Die aus Zimbabwe stammende Künstlerin, die 2019 im Pavillon ihres Heimatlandes auf der Venedig Biennale ausstellte, dekonstruiert mittels Näh-und Webtechniken gebrauchte und aussortierte Kleidung und lässt diese zu neuen ästhetischen Objekten werden. Neben den Positionen von Maxim zeigt die Pariser Galerie 31 Project die ebenfalls zwei afrikanischen Künstler Kelani Abass und Mawande Ka Zenzile, deren Werke soziopolitische Themen ihres Heimatkontinents aufnehmen.

Booth Galerie Arian C-Y
Galerie Ariane C-Y, Works of Camille Brès, Guillaume Castel, Samuel Yal et William Wright, Crédits photos : Clara Ferrand.

Es sind tausende Fragmente mehrerer Gesichter, in deren Münder und Augen man sich regelrecht verliert. Ausgeschnittene Mimiken, Abdrücke fremder Personen, die der Künstler Samuel Yal in einer Konstruktion aus Porzellan und Edelstahl auf dem Stand der Galerie Ariane C-Y präsentiert. Neben den Arbeiten aus Gips zeigt die Galerie weitere Werke Yals wie großformatige hängende Stein- und Spiegelskulpturen sowie Gemälde der französischen Malerin Camille Brès und William Wright. Eine thematische Vielfalt, die es sich unbedingt anzusehen lohnt!

WO: Art Paris, Grand Palais Éphémère, Place Joffre, 75007 Paris.
WANN: Die Messe findet bis einschließlich Sonntag, den 09. April, statt.

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