Kunst in Quarantäne #19
Vor die Glotze oder ab ins Gym

2. Februar 2021 • Text von

Zurücklehnen und berieseln lassen, dass geht in dieser Woche dank der Mini-Mediathek von NICO, einer Talkshow von Jovana Reisinger und einer szenischen Lesung von Falk Richter. Aktive motivieren sich fürs Online-Gym der Virginia Bianchi Gallery. Und eine Online-Ausstellung gibt’s on top.

Eine Art futuristischer Vampir-Mensch schaut in die Camera. Still einer Videoarbeit von Yong Xiang Li.
Yong Xiang Li: I’m Not in Love (How to Feed on Humans), 2020. Courtesy of NICO and the artist.

“MIXED // VARIOUS // UNTITLED” – Videokunst bei NICO

Eine Mini-Mediathek, durch die es sich zu klicken lohnt. Der Kunstraum NICO im italienischen Bari zeigt auf seiner Website noch bis Sonntag, den 14. Februar, unter dem Titel “MIXED // VARIOUS // UNTITLED” eine übersichtliche Auswahl Videokunst – von Mohamed Almusibli ursprünglich im Rahmen des Bari International Gender Film Festivals zusammengestellt. Die grobe Rahmung der Komposition bildet ein nicht-binäres Nachdenken über Geschlecht und ein Bruch mit entsprechenden Normvorstellungen.

Fünf Kunstwerke hängen in einem digitalen White Cube.
Installationsansicht “YAK SHAVING”. Arbeiten v.l.n.r.: Anna Nero “(Im)Patiente”, 2020, Jurgen Ostarhild “Naturformen der Kunst (Horneophyton)”, 2020, Götz Schramm “ZEIGE DEINE WUNDE (E.T., a Rendered Cursor Hand and the Chemnitz Karl-Marx Monument on Photoshop Background)”, 2019, Menno Aden “YuMi IRB 14000 15”, 2020, und Lukasz Furs “Untitled”, 2020.

“Yak Shaving” – Online-Ausstellung

Schon mal ‘nen Yak rasiert? Zumindest rhetorisch? “Yak Shaving” bezeichnet entweder eine scheinbar nutzlose Aktivität, mit der ein größeres Problem durch Überwindung von Zwischenschwierigkeiten gelöst wird, oder aber eine weniger nützliche Aktivität, um eine größere, aber nützlichere Aufgabe aufzuschieben. Allein für diesen Fetzen Wissen lohnt sich eine Auseinandersetzung mit der gleichnamigen Ausstellung – es sind aber auch ganz exzellente Künstler*innen dabei: Menno Aden, Lukasz Furs, Anna Nero, Jurgen Ostarhild und Götz Schramm. Die Ausstellung “Yak Shaving” wird vom Organisator Lukasz Furs als Substitut für die wahre Kunsterfahrung ins Feld geführt – die “mit allen Sinnen und vollem Körpereinsatz”. Per Slide-Show geht es durch den digitalen White Cube. Was soll man anderes auch machen? Wie es im Text zur Schau heißt: “Eigeninitiative die beste Verteidigung”.

Jovana Reisinger, Men in Trouble, Kunsthalle Osnabrück, 2020. Foto: Lucie Marsmann.
Jovana Reisinger, Men in Trouble, Kunsthalle Osnabrück, 2020. Foto: Lucie Marsmann.

“Men in Trouble” – Talkshow von Jovana Reisinger

Die Talkshow “Men in Trouble” steht im Zetrum der Einzellausstellung von Jovana Reisinger in der Kunsthalle Osnabrück. Die Bühnenbildnerin Katharina Pia Schütz hat dafür eine irre Rauminstallation mit rosafarbenen Stoffbahnen erschaffen. Darin begegnen sich Hostin und Gäst*innen, um den ganz großen Fragen des Lebens nachzugehen. Bin ich glücklich? Wessen Orgasmus ist wie wichtig? Und was ist eigentlich ein Geld-Bouquet? Die Schau in Osnabrück läuft noch bis Sonntag, den 14. Februar. Die einzelnen Episoden von “Men in Trouble” gibt es auf Vimeo.

Vor eine Säulenreihe sind das Bild einer Frau mit erhobenen Händen sowie der Schriftzug "Gym" montiert.
Christiane Peschek: “Gym”, Virginia Bianchi Gallery, 2021. Courtesy of the artist and Virginia Bianchi Gallery.

“GYM” – Christiane Peschek in der Virginia Bianchi Gallery

Die Fitnessstudios bleiben zu, aber dieses Gym öffnet: Die Online-Ausstellung von Christiane Peschek in der Viriginia Bianchi Gallery will eine Rundumerfahrung sein und Besucher*innen auf eine intime Reise schicken. Es geht um die Beziehung zwischen Körper und Screen, um physische wie digitale Verfasstheit. Peschek sieht in Yoga-Studios und Muckibuden als neue Tempel der Selbstanbetung, mit “GYM” hat sie ihren eigenen geschaffen. Im Angebot ist ein 10-minütiges Work-out. Wer das durchhält, erhält per QR-Code Zugang zu Pescheks Smartphone-Retreat “EDEN”. Über die Website der Galerie könnt ihr euch für Trainings-Sessions anmelden. Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, den 4. Februar.

Ein Mädchen haucht an die Scheibe eines eingeschneiten Autos, Fotografie von Espen Eichhöfer.
Espen Eichhöfer: “Bil”, aus der Serie “Papa, Gerd und der Nordmann”, 2017–2020 © Espen, Eichhöfer/OSTKREUZ.

“ICH BIN EUROPA” – szenische Lesung von Falk Richter

In den Texten von Falk Richter geht es um gespaltene Gesellschaften. Der Autor ist für einige herausragende Theaterinszenierungen der vergangenen Jahre verantwortlich und nun im Kontext der Foto-Kunst zu Gast in der Berliner Akademie der Künste. Ab Montag, den 8. Februar, könnte ihr online in den Genuss der szenischen Lesung “ICH BIN EUROPA” kommen. Da werden die großen Fragen gestellt: “Wie hat sich Europa in unsere Biografien eingeschrieben? Wie sehen wir uns selbst in einem Europa, in dem der demokratische Diskurs mehr und mehr von Hass verdrängt wird? Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben?” Die Veranstaltung begleitet die Ausstellung „KONTINENT – Auf der Suche nach Europa“ mit verschiedenen Positionen der OSTKREUZ-Fotograf*innen.