Alle Artikel von Julia Stellmann

Von Wolkenburgen und Exoskeletten

In der Kölner Galerie Berthold Pott öffnet die Gruppenausstellung „Love and Human Remains“ Vorstellungs- und Möglichkeitsräume für scheinbar widerstrebende Gegensätzlichkeiten. Irgendwo im Dazwischen laden die Werke von zehn Künstler*innen gleichermaßen zum Träumen wie Schaudern ein.

Gescheiterte Wiedervereinigung

In Henrike Naumanns Kulisse aus Möbelstücken lässt sich in titelgebender “Westalgie” wie Ostalgie schwelgen und in die bunt glasierte Welt zur Zeit der Wiedervereinigung eintauchen. Doch immer wieder blitzen dunkle Gestalten, Parolen, Erinnerungen hintergründig auf, klopft es von unten an die Oberfläche.

Ist Blut dicker als Wasser?

Gibt es Verwandtschaft jenseits familiärer Bindung? Die Kölner Temporary Gallery untersucht anhand zahlreicher künstlerischer Positionen unterschiedliche Formen von Beziehungsgeflechten, die Antworten auf die Probleme einer modernen Gesellschaft geben und das Modell der Kleinfamilie ergänzen.

Wie fühlt sich Luxus an?

Weich und geschmeidig fühlen sich die Autositze, Taschen und Polstermöbel aus Alcantara an. Entspricht das dem Gefühl von Luxus? Oder von Kunst? Es ist ungewöhnlich, wenn ein Unternehmen nicht etwa die hauseigene Kunstsammlung, sondern sein Material als Werkstoff für Kunstschaffende in den Fokus rückt.

Gefangen in der Metamorphose

Aus alter Gestalt zur Hälfte neu geboren sind die hybriden Formfindungen von Emil Walde irgendwo in den Zwischenräumen des Seins verortet, im Prozess hin zu einem neuen Wesenszustand begriffen. Entschlüpfen sie in den Düsseldorfer Galerieräumen von Setareh X endgültig der eigenen Form?

Beziehungsstatus: Künstliche Intelligenz

Wie konnte das passieren? Irgendwie finde ich mich für diesen Artikel mitten in einer toxischen Beziehung mit dem vom MGKSiegen in Kooperation mit Künstlerin Florence Jung entwickelten Chatbot “Sam” wieder. Über Wochen entspinnt sich zwischen uns eine trügerische Intimität, die zunehmend in Grusel umschlägt.

Eingefrorene TV-Momente

Im Düsseldorfer Kunstverein tut sich dieser Tage eine Zeitkapsel auf, die zwischen 1989 und 2001 eingefangene TV-Momente konserviert. Der Kölner Künstler Matthias Groebel war seiner Zeit voraus, als er die immersive Wirkung des Fernsehens festhielt.

Intersektional-feministischer Brückenbau

Künstler*in Götz Sophie Schramm wagt in den Kunstmuseen Erfurt den Brückenschlag, wendet sich gegen toxische Männlichkeit und intergenerationale Misskommunikation. Verlockend bunt und witzig in Memes verpackt, leitet sie zu einem empathischen Miteinander an.

Leergeträumte Traummaschinen

Kinetische Skulpturen von Peter Fischli ragen wie Galgen aus dem grauen Stadtbild. Lichter geben uneindeutige Signale, hüllen sich in den Nebel der Ungewissheit. In der Galerie Buchholz fügen sich Ampelanlagen zu einem Erinnerungswald, in dem vergangene Geister wie Irrlichter locken, bis die Besuchenden selbst im Rampenlicht sind.

Wenn der Schrank lebendig wird

In der Galerie Jan Kaps besitzen die Möbel Zehen, Köpfe, Brustkörper, als ob Menschen, Tiere darin eingeschlossen wären, eins mit dem Eichenholz geworden sind. Wen würde es wundern, wenn die seltsamen Möbelstücke des Künstlerduos Daniel Dewar und Grégory Gicquel sich plötzlich bewegen, sobald sie unbeobachtet sind?