Raus für zeitgenössische Kunst
Inspiration für Spaziergänge in Berlin

8. Februar 2021 • Text von

Man hat sich satt spaziert. Jedenfalls geht uns das so. Um die tägliche Route mal ein bisschen aufzupeppen, empfehlen wir quer durch Berlin sechs Kunst-Ziele, die sich ganz coronakonform ansteuern lassen.

Der blaue Neon-Schriftzug "I AM NOT SAFE" an der Fassade der PSM Gallery. Das "not" blinkt.
Ariel Reichman: I AM (NOT) SAFE, PSM Gallery, 2021. Courtesy of the artist and PSM Gallery.

Fühlt ihr euch sicher? Die Frage wirft Ariel Reichman an der Fassade des Schöneberger Ufers 61 auf. Dort leuchtet ein blauer Neon-Schriftzug, der über die Komplexität eines Gefühls nachdenken lässt, dessen Vorhandensein nicht selten Privilegien signalisiert. Die Installation wird per Knopfdruck in der Galerie oder online über eine extra eingerichtete Website gesteuert. Wird sich für ein Nein entschieden, blinkt der gesamte Schriftzug auf, ist es ein Ja, erlischt das “NOT”.

WANN: Die Installation ist während der Laufzeit von Ariel Reichmans Ausstellung “This is Worse” bis Samstag, den 27. Februar, zu sehen.
WO: PSM, Schöneberger Ufer 61, 10785 Berlin.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Alexander Iskin sitzt im Fenster von Griesebach.
Grisebach, Ausstellungsansicht „Fenster von hinten“, 2021, Alexander Iskin, Foto: Roman März.

Alexander Iskin zeigt im Schaufenster des Auktionshauses Grisebach nicht nur seine „interrealistischen“ Werke, sondern ist auch höchstpersönlich anwesend. Im Rahmen einer Live-Performance ist der Künstler täglich zwischen 17 und 18 Uhr vor Ort und kann durch die Glasscheibe betrachtet werden. Wer etwas aktiver in die Szenerie eingreifen möchte, kann auf der ausgeschriebenen Handynummer anrufen und persönlich mit Iskin plaudern.

WANN: Iskins Ausstellung „Fenster von hinten“ und die damit verbundene Performance sind noch bis Sonntag, den 14. Februar, zu sehen.
WO: Auktionshaus Grisebach, Fasanenstraße 27, 10719 Berlin.

Der Tipp kommt von Julia Meyer-Brehm.

Ein aus roten Stoffkissen modelierter Frauenkörper ohne Kopf im Schaufenster des Berliner Institut français.
Hoda Tawakol: “Corps (in)visibles – (Un)sichtbare Körper”, Les Vitrines, Institut français Berlin, Curated by Liberty Adrien © Photo Ivo Gretener.

Große, schwarze Augen blicken Passant*innen aus dem Schaufenster des Institut français an. Augen des Horus, fragend und beschützend zugleich. Die bilden den Hintergrund für die voluminösen Textilskulpturen der französisch-ägyptischen Künstlerin Hoda Tawakol. Ihre Ausstellung “Corps (in)visibles – (Un)sichtbare Körper”, kuratiert von Liberty Adrien, ist derzeit im Kunstraum Les Vitrines zu sehen.

WANN: Die Ausstellung läuft bis Sonntag, den 28. März.
WO: Institut français Berlin, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Skulptur von Barkow Leibinger im verschneiten Garten des Hauses am Waldsee.
Barkow Leibinger, Summer House II, 2016/2020, Installationsansicht Skulpturenpark Haus am Waldsee, 2021, Foto: Haus am Waldsee.

Das Museum ist zwar geschlossen, der Garten aber weiterhin geöffnet. Das Haus am Waldsee lockt mit seinem Skulpturenpark, in dem ihr unter anderem die Arbeiten von Angela Bulloch, Tony Cragg und Barkow Leibinger entdecken könnt. Weitere Highlights des Geländes: Fuchsbauten, der malerische Waldsee und so manches Eichhörnchen. Im Schnee ist der Spaziergang besonders schön!

WANN: Der Skulpturenpark ist unter der Woche zwischen 10 und 16 Uhr sowie am Wochenende zwischen 12 und 16 Uhr geöffnet.
WO: Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin

Der Tipp kommt von Julia Meyer-Brehm.

Links: Soundinstallation von Susan Philipsz im Hof der KW. Rechts: Außenansicht der KW.
Susan Philipsz, Rosa, 2002, sound installation in the courtyard of KW Institute for Contemporary Art, 2021; Courtesy the artist // Philippe Van Snick, Dag/Nacht, 1984–ongoing, Installation view entrance gate, KW Institute for Contemporary Art, Photo: Frank Sperling, Courtesy Tatjana Pieters.

Man sieht erst mal nicht viel, doch darum geht es auch nicht. “Auf, auf zum Kampf, zum Kampf. Zum Kampf sind wir geboren”, klingt es aus einem Lautsprecher im Hof der KW. Susan Philipsz trägt “Rosa” vor, eine Hymne für die deutsche Revolutionärin Rosa Luxemburg und ihren Mitstreiter Karl Liebknecht. Etwas Kämpferisches hat Philipsz Stimme nicht. Sie säuselt scheinbar für sich selbst – öffentlich. Das ist angenehm intim und perfekt zum Innehalten. Da kann man schon mal die knapp zwei Minuten zuhören.

WANN: Bis auf Weiteres.
WO: KW Institut für Zeitgenössische Kunst, Auguststraße 69, 10117 Berlin.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Blick ins Fenster des Künstlerhauses Bethanien mit Arbeiten von Andrés Pereira Paz.
Fotocredits: Künstlerhaus Bethanien, Open Window 2021, Installationsansicht „Pachakuti time! (Surfboard)“, Andrés Pereira Paz, Foto: Peter Rosemann.

Mit der Präsentationsreihe OPEN WINDOW zeigt das Künstlerhaus Bethanien die Arbeiten von diesjährigen und ehemaligen Artists-in-Residence kurzerhand im Schaufenster. Aktuell sind im Rahmen der Ausstellung „Pachakuti time! (Surfboard)“ Zeichnungen von Andrés Pereira Paz zu sehen. Aufmerksamen Betrachter*innen wird nicht entgehen, dass sich die Präsentation im Laufe der Zeit stetig verändert.  

WANN: Die Ausstellung ist täglich zwischen 13 und 24 Uhr zu sehen und läuft noch bis Montag, den 15. Februar.
WO: Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Straße 10, 10999 Berlin.

Der Tipp kommt von Julia Meyer-Brehm.

Nicht in Berlin? Wir haben auch Tipps für einen Kunst-Spaziergang in München.

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