Der Traum einer Ausstellung
Svea Mausolf bei Gold + Beton in Köln

18. November 2021 • Text von

In der Betonwüste des Ebertplatzes in Köln lässt sich das schmuckvolle Innenleben des Ausstellungraumes Gold + Beton erst beim Öffnen der Eingangstür entdecken. Die Soloausstellung der Künstlerin Svea Mausolf ist nicht nur immersives Raumerlebnis, sondern humorvolle Kritik an generischen Ausstellungskonzepten. Ein „Death to all of them!“ im geträumten White Cube.

Svea Mausolf, „Death to all of them!“, installation view, GOLD+BETON, 2021, F

Im herbstlichen Dunkel des Ebertplatzes, auf der Ruheinsel inmitten des großen Kölner Verkehrsknotenpunkts, findet sich unter der schweren Betondecke der Ausstellungsraum Gold + Beton. Ein kleiner Raum einbettetet in den Reigen der vielseitigen Kunstlandschaft am Ebertplatz. Von außen nicht einsichtig, öffnet sich im Innern ein sich bis über die großen Schaufenster erstreckender White Cube. Kleinformatige Malereien hängen an den Wänden mit wilden bunten Linien, die über die Rahmen auf die umgebenden Wände ausgreifen.

Svea Mausolf, „Death to all of them!“, installation view, GOLD+BETON, 2021, Foto: Almut Elhardt.

Ein Geflecht aus sich überlappenden Zeichnungen entsteht, das den ganzen Raum überzieht, bei geschlossener Tür ein immersives Erlebnis schafft. Im Zentrum steht eine Wippe, oben flach als könne man sich daraufsetzen und tatsächlich war die Versuchung während der Eröffnung groß. Das meditative Schaukeln verleiht der Ausstellung einen spielerischen Touch. Im Hintergrund spielt Smooth Jazz. Man fühlt sich ein wenig zurückversetzt in die 90er Jahre, fragt sich, wann gestylte Frauen mit Blazern in Nadelstreifenoptik zur Tür hereinspazieren und möchte den Champagner öffnen. 

Svea Mausolf, „Death to all of them!“, installation view, GOLD+BETON, 2021, Foto: Almut Elhardt.

Die Ausstellung verwundert. Nicht nur die Besucher, die sie ganz unvoreingenommen betreten, sondern vor allem diejenigen, die mit dem sonstigen Schaffen der Künstlerin Svea Mausolf bereits vertraut sind. Bekannt ist sie für ihren kritischen Umgang mit sozialen Medien, an deren formale Gegebenheiten sie sich anpasst und denen sie gleichzeitig inhaltlich den Spiegel vorhält. Ihre Malereien sind zudem in der Regel mit Cartoon Figuren in eindeutigen Posen ausgestattet, so ebenfalls frühere Exemplare der gezeigten Wippe. Für gewöhnlich enthalten ihre Arbeiten klare Botschaften, sind bissig und scheuen keine Kritik. Und doch passt auch diese Ausstellung zu den übrigen Werken, denn Mausolfs Kunst ist bunt, humorvoll, lädt in eine ganz eigene Vorstellungswelt ein. 

Svea Mausolf, „Death to all of them!“, installation view, GOLD+BETON, 2021, Foto: Almut Elhardt.

Die Schau bei Gold + Beton entspricht eher der Vorstellung von einer Ausstellung. Ähnlich den Träumen, in denen man sich eine ganz alltägliche Situation ausmalt und sich diese in generischen Räumen abspielt. Der Raum fungiert hier als eine im Unterbewusstsein erzeugte Schablone der jeweiligen Gegebenheit. Die Ausstellung ist also mehr eine geträumte Ausstellung. Eine solche, die Menschen in Filmen besuchen, die eher niederschwellig ist und als Kulisse für den Plot dient. Wieder eignet sich Mausolf ein bestimmtes Vorstellungsbild an, wie etwas zu sein hat, und bricht scheinbar festgefügte Bilder aus dem Innern heraus auf.

Svea Mausolf, „Death to all of them!“, installation view, GOLD+BETON, 2021, Foto: Almut Elhardt.

Alle gerahmten Werke sind während des Lockdowns entstanden. Einer Zeit der Innenschau, der meditativen Beschäftigungen. Mausolf hat sie geleitet von Musik gemalt, aber nicht während sie Smooth Jazz hörte. Ganz im Gegenteil. In der Ausstellung greifen die Linien über die Rahmen aus, sprengen sie geradezu auf und brechen mit der generischen Optik des vermeintlichen White Cubes. Der begleitende Flyer zeigt eine Figur von Conny Dambach, deren Feder herrlich kitschige Designs entspringen. So überzeichnet und klischeebeladen, dass sie zur Persiflage werden, ins Unheimliche zu kippen drohen. Ganz ähnlich Mausolfs Arbeiten, die im Habitus der Aneignung beißenden Spott äußern. „Death to all of them!“ steht in großen Lettern auf der Einladungskarte geschrieben.

WANN: Die Ausstellung “Death to all of them!” läuft noch bis Sonntag, den 28. November 2021.
WO: 
GOLD+BETON, Ebertplatzpassagen, Köln.

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