Münchner Kunstgriff
04.09. – 17.09.19

4. September 2019 • Text von

Wer gern in Galerien geht, kennt das August-Debakel: Wer ist in der Sommerpause? Wer zeigt überhaupt gerade was? Der Kunstherbst macht ungewissen Öffnungszeiten ein Ende. In München wird er im September traditionell eingeleitet von der OPEN art. An einem Wochenende eröffnen die Galerien und Kunstinstitutionen der Stadt gemeinsam neue Ausstellungen. Aber auch Various Others geht zum zweiten Mal an den Start.

Mateusz von Motz: JUPITER x SUN x MERCURY_ 2018, London, Courtesy, Ambacher Conemporary, Munich-Paris.

So richtig wohlig eingewickelt in Farbästhetik der Extraklasse fühlen wir uns bei Ambacher Contemporary. Dort zeigen drei junge Künstler*innen unter dem Titel „Primordial Synthetic“ ihre Arbeiten. Zu erwarten? Farbflächen, in die man reinstarren will, von denen man die Augen nicht abwenden kann, obwohl man doch gedacht hatte, die einzelnen Werke bereits mit kurzen Blicken erfasst zu haben. Bei Alina Birkner fesselt ein pudriger Farbstrudel in Orange-Rosa, Mateusz von Motz sorgt mit schimmernder Folie für genau die richtige Dosis „Bling“ und Tomislav Nikolic rahmt Farbfelder mit Regenbogenrändern und Gold. Nicht, dass es zur OPEN art regnen würde. Aber wenn, dann wäre diese Show erst recht das absolut Richtige für euch: Da gibt’s Farbe, Farbe, Farbe.

WANN: Die Eröffnung ist am Mittwoch, den 11. September ab 19 Uhr. Zu sehen bis 23. Dezember 2019.
WO: Ambacher Contemporary, Lothstrasse 78a, 80797 München.

Peter Halley: Feedback, Galerie Thomas Modern.

Farbkräftige Kompositionen, geometrische Strukturen und strenge Linien. In seinen großformatigen Bildern schafft der Maler Peter Halley strikte Systeme und Ordnungen, die auch als feinsinnige und subtile Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Kontrollmechanismen gelesen werden können. Die Galerie Thomas Modern zeigt unter dem Titel “New Paintings” eben das: neue Bilder des New Yorker Künstlers. Seit über 30 Jahren widmet sich Halley der Auseinandersetzung mit dem Wesen der Malerei, die er analysiert, dekonstruiert und erweitert. Er unterzieht die ungegenständliche Malerei einer Revision und Neuorientierung an den Grenzen und jenseits der bloßen Abbildung. Halley erweitert seine künstlerische Praxis zudem über die Malerei hinaus und schafft umfangreiche Rauminstallationen. So kann man sein Projekt “Heterotopia” auf der diesjährigen Biennale in Venedig bestaunen.

WANN: Die Eröffnung ist am Freitag, den 13. September 2019, 19 Uhr. Zu sehen bis 9. November.
WO: Galerie Thomas Modern, Türkenstraße 16, 80333 München.

Justin Liebermann: Turtle Care And Feeding, Kunstpavillon.

Wie kümmert man sich um eine Schildkröte? Keine der ganz großen Fragen des Lebens und eine, auf die „Turtle Care And Feeding“ vielleicht auch gar keine Antwort gibt. Im Kunstpavillon zeigt Justin Lieberman unter diesem Titel seine von Schildkrötenpanzern inspirierten Keramikskulpturen. Und weil der Gegenpart zur Schildkröte bekanntermaßen der eitel-flinke Hase ist, wird auch diesem Tier im Rahmen der Ausstellung eine tragende Rolle zuteil. Lieberman flickt ihn aus Menschenbildern zusammen. Wenn Hase und Schildkröte aufeinandertreffen, begeht der Hase einen Fehler: Er macht, was Kinder hassen und wonach Berater sich sehnen – ein Schläfchen. Der gepanzerte Kontrahent zieht an ihm vorbei. Bei Lieberman läuft der Hase anders und die Schildkröte auch. Ihm geht es nicht um Tradition, sondern um die Gegenwart.

WANN: Die Eröffnung ist am Donnerstag, den 12. September ab 19 Uhr. Zu sehen bis 20. Oktober.
WO: Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten, Sophienstr. 7a, 80333 München.

Riki Mijling

Riki Mijling

Bilder mit expressivem, gestischen Pinselduktus neben minimalistischen Objekten, die durch variable Positionen vielfältige Formen und Perspektiven schaffen. Die Galerie Rieder zeigt in der Maximilianstraße unter dem Titel “Leere Fläche Volumen” Arbeiten der Künstlerinnen Wang Yani und Riki Mijling. Auf der chinesischen Tradition aufbauend, entwickelt Wang Yani großformatige Sujets auf Papierbögen, Holz- und Leinwänden. Für ihr kräftiges und ausgewogenes Spiel mit Formen, Linien und Farben nutzt sie kalligrafische Zeichen und asiatische Tuschemalerei. Die Reliefs von Riki Mijling wiederum zeichnen sich durch eine feine, reduzierte Formensprache aus, offene und geschlossene Flächen wechseln sich ab. Geometrische Elemente beziehen sich aufeinander, wie Bausteine ergänzen diese sich zu einem räumlichen Ganzen. Ob sich die durchaus unterschiedlichen Arbeiten der beiden Künstlerinnen zu einer in sich schlüssigen Ausstellung fügen, kann man in der Galerie Rieder selbst entscheiden.

WANN: Die Eröffnung ist am Freitag, den 13. September ab 18 Uhr. Zu sehen bis 22. Oktober.
WO: Galerie Rieder, Maximilianstr. 22/1. OG, 80539 München.

Senga Nengudi: Rubber Maid, 2011, Collection Amy Gold und Brett Gorvy
© Senga Nengudi 2019, Lenbachhaus.

Seit letztem Jahr hat München ein neues Format, das im beginnenden Herbst Institutionen, Galerien und andere Spaces verbindet. Im September geht das Münchner Forum für zeitgenössische Kunst „Various Others” zum zweiten Mal an den Start. Die Initiative präsentiert einen Monat lang nationale und internationale KünstlerInnen in 22 Museen, Galerien und Off Spaces. Und man erwartet Gäste aus der ganzen Welt: Galerien aus Hamburg, London, Rom, New York oder Shanghai eröffnen mit ihren Gastgebern am Freitag, den 13. September, ebenso die Projekträume mit Gästen aus Köln, Cluj, Amsterdam, São Paulo, aus Südkorea oder Portugal. Auch sind Ausstellungseröffnungen des Lenbachhaus, der Sammlung Goetz und des Haus der Kunst integriert.

WANN: Das Eröffnungswochenende beginnt am Donnerstag, den 12. September. Bis zum 13. Oktober gibt es Programm.
WO: In vielen Galerien und Institutionen in der gesamten Stadt. Das Programm kann man hier einsehen.

Die Absätze zu den Ausstellungen im Kunstpavillon und bei Ambacher Contemporary wurden von Anna Meinecke verfasst, alle Absätze sind Teil der September-Ausgabe des Superpapers.

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