Kontext ist alles Das Ausweichquartier der Villa Stuck
17. Mai 2024 • Text von Quirin Brunnmeier
Zwar keine Villa aber doch eine spannende Plattform für Kunst und Kultur. Unter dem Namen “VS” bezieht die Villa Stuck ihr Ausweichquartier in der Ludwigsvorstadt. Die ersten Projekte widmen sich der Geschichte des Ortes und der Nachbarschaft.
Aus der noblen Prinzregentenstraße in Bogenhausen in die Ludwigsvorstadt, zwischen Hauptbahnhof, Theresienwiese, Uniklinik und Nußbaumpark: Weil die historische Künstlervilla Stuck saniert und barrierefrei ausgebaut werden muss, bezieht das Museum Villa Stuck für ungefähr ein Jahr ein Ausweichquartier in der Goethestraße 54. Dort soll es im Hauptgebäude auf drei Etagen neben Ausstellungen auch ein abwechslungsreiches Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm geben. Das Projekt richtet sich dabei auch direkt an die unmittelbaren Nachbarn. Im gesamten Haus gibt es bei freiem Eintritt Räume zum Lesen, Treffen oder Arbeiten, im kleinen Innenhof kann man auch eine Partie Tischtennis wagen.
Um Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft und die wechselvolle Geschichte des Gebäudes selbst geht es auch in den ersten Projekten, die vorgestellt werden. Unter dem Titel “Was bisher geschah“ wird die wechselvolle Geschichte des Hauses in der Goethestraße 54 und seiner Bewohner untersucht. In der NS-Zeit wurde es als Zwangsunterkunft für jüdische Personen genutzt, in den 1980er Jahren beherbergte es einen der aktivsten italienisch-migrantischen Vereine in München “Rinascita e. V.”, der Anfang der 1970er-Jahre aus dem Umkreis der Italienischen Kommunistischen Partei (PCI) ins Leben gerufen wurde. In der Ausstellung wird die Recherche als offener Prozess präsentiert, die im Laufe der Zeit um weitere Funde und Erkenntnisse ergänzt werden soll.
Um die bedeutende Architektur der frühen Moderne in unmittelbarer Nachbarschaft geht es in der Ausstellung “Kongeniale Nachbarn“. Es sind Entwurfspläne und Fotografien zu sehen, die einen Einblick in die Entstehung und Nutzung der jeweiligen Gebäude aber auch der Ludwigsvorstadt als Bezirk geben. Besonders im Fokus steht die Neue Anatomie von Max Littmann in der Pettenkoferstraße 11, die zu den bedeutendsten Baudenkmälern Münchens zählt und als eines der ersten Eisenbetongebäude Deutschlands gilt. Auch das ehemalige Kunsthaus Brakl von Emanuel von Seidl, das heute als Medizinische Lesehalle am Beethovenplatz 1 dient, wird in der Ausstellung thematisiert.
Mit den ersten Ausstellungen und Projekten verorten sich das “VS“ aktiv in der städtischen Landschaft und positioniert sich als kulturellen Space im Kontext der Ludwigsvorstadt. Neben Ausstellungen zeitgenössischer Kunst soll es in den kommenden Monaten auch ein dichtes Programm mit Workshops für Kinder und Erwachsene, Konzerten, Künstler*innengespräche, Theateraufführungen und ein Dokumentarfilmprogramm in Kooperation mit dem Dok.Fest geben.
WANN: Die aktuellen Ausstellungen sind noch bis zum 16. Juni zu sehen.
WO: VS – Das Interimsquartier der Villa Stuck in der Goethestraße 54, 80336 München