Kunst in Quarantäne #13
Energiegeladene Szenerien in digitalen Welten

8. Dezember 2020 • Text von

Die Kunstwelt bietet online ein vielfältiges Angebot, um weiterhin den in Deutschland verschieden massiven Formen des Lockdowns zu trotzen. Diese Woche empfehlen wir Carroll Dunhams neue Ausstellung in New York sowie einen Zoom-Talk mit der afroamerikanischen Künstlerin Senga Nengudi. Außerdem kann man sich in den Weiten der Online-Ausstellungen “Disembodied Behaviors” und “year01.life” verlieren.

Blick auf vier Gemälde von Carroll Dunham.
Installation view, Carroll Dunham, at Gladstone Gallery, New York, 2020. Courtesy the artist and Gladstone Gallery, New York and Brussels.

Die Anzahl an Online Viewing-Rooms hat zugenommen. Mal ein guter Aspekt dieser Pandemie, wenn man das äußern darf. Denn somit lässt sich eine Anzahl spannender Ausstellungen, von denen man im Normalfall wenig mitbekommen würde einfach durch den Bildschirm besuchen. So auch die neue Show des amerikanischen Malers Carroll Dunham, der bei Gladstone in New York eine neue Werkserie von Gemälden präsentiert. In “Winners and Losers” ringen in Dunhams typischen Malstil – ein durchaus wilder Duktus, harte Kanten und knallige Farben – Gewinner und Verlierer in emotionalen und energiegeladenen Szenerien miteinander.

Senga Nengudi hängt ein Tuch über das Gesicht einer Frau.
Senga Nengudi, Ceremony for Freeway Fets, detail, 1978.

Sie bewegt sich zwischen Performance, Tanz und Skulptur – spätestens seit ihrer Werkschau im Münchner Lenbachhaus 2019, mag die Kunst der afroamerikanischen Künstlerin Senga Nengudi einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sein. Diese Woche bietet die Galerie Sprüth Magers, die die Künstlerin vertritt, die Teilnahme an einem Zoom-Talk, in dem die Künstlerin gemeinsam mit der Regisseurin Barbara McCullough sowie Naima J. Keith, Vizepräsidentin für öffentliche Programme der LACMA über ihre bisherige Zusammenarbeit diskutiert.

Ein computergenerierter Raum mit verschiedenen Bildern und Schrifttafeln.
Vitória Cribb, @ Ilusão.

Man klickt sich durch die Ausstellung “Disembodied Behaviors” und scheint Gefühl für Zeit und Raum zu verlieren. Man kommt durch Welten, in denen überdimensional große Spielkarten, Münder oder Buchstabenketten durch einen tiefblauen Himmel fliegen. Die von Zaiba Jabbar und Valerie Amend kuratierte Ausstellung “Disembodied Behaviors” auf der Plattform New Art City zeigt neben einer analogen Präsentation in der bitforms gallery digitale Individuen, Avatare bis hin zu KI-Erzählern, die prädiktive Machtstrukturen abbauen.

Ein Handybildschirm mit Nachrichten in einer Hand.
Alexandra Pirici & Jonas Lund, Year 01 (2020), Online game, Image: Courtesy of the artists.

Auch wenn wir weiterhin wohl immer strenger werdenden Maßnahmen gegen das wütende Corona-Virus ausgesetzt sind, bringt dieses von Alexandra Pirici und Jonas Lund konzipierte Online-Spiel, das sich ebenfalls mit einer fiktiven Pandemie beschäftigt neue Denkanstöße. Wie kann ich mich verhalten in einem erneuten Lockdown? Oder wie kann ich die Zeit zuhause sinnvoller nutzen? “A strange illness began to ravage the human world a while ago.” – mit diesem Satz beginnt year01.life und spielt den Teilhabern eine fiktive Realität vor – man würde fast wünschen, es wäre nicht so real.  

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