Tierische Metamorphose
"From Animal to Mineral" in der Lothringer 13 Halle

19. Januar 2024 • Text von

Die Gruppenausstellung “From Animal to Mineral” versammelt in der Lothringer Halle 13 Werke von sechs jungen Münchner Künstler*innen, die sich Deleuzes und Guattaris Publikation “Tausend Plateaus” annähern. Gemeinsam mit Texten der Kuratorin Magdalena Wisniowska illustrieren die multimedialen Arbeiten Überlegungen des Werdens, der Veränderung und des Übergangs im Zeitalter des Anthropozäns.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

Ausgangspunkt für die Ausstellung “From Animal to Mineral” ist Gilles Deleuze und Félix Guattaris Publikation “Tausend Plateaus”, insbesondere das Kapitel “1730: Intensivwerden, Tierwerden, Unwahrnehmbarwerden…”. Kuratorin Magdalena Wisniowska näherte sich der Thematik während der Corona Pandemie an, als die Menschheit noch versuchte, ihren Platz in der Natur differenziert zu hinterfragen. In der Lothringer Halle 13 wird das Anthropozän, das vom Menschen bestimmte Zeitalter, in ein kritisches Licht gerückt.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

Rachel Fäths Arbeit verschmilzt mit der Architektur der Lothringer Halle 13, ihre subtile Intervention ist auf den ersten Blick fast nicht zu erkennen. Ein einzelner, quadratischer Hohlbalken durchbricht nahtlos ein Galeriefenster. Dieser physische Übergang von einem Bereich in den nächsten markiert den Beginn der Ausstellung und leitet den Blick der Besucher*innen vom kuratorischen Ausstellungstext hin zur ersten Rauminstallation.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

Dunkel schimmernde Tatzen, Hundekuchen und das Abbild eines steinernen Löwen – Sophia Mainkas Installation “Habit Loss” setzt sich aus drei metallenen Skulpturen in Verbindung mit Videoarbeiten zusammen, gespickt mit humoristischen Akzenten. Die Künstlerin verhandelt die Beziehung zwischen Mensch und Tier, die sich irgendwo zwischen Freundschaft, Nahrung und Projektionsfläche bewegt. Ein Aufruf, die herrschenden, hierarchischen Strukturen zu begraben?

Jonathan Penca
Jonathan Penca, Penca Field Plots, 2023.

Direkt gegenüber spielt sich eine ernüchternde Szene auf der großen Leinwand ab. Jonathan und Jakob Pencas Animationsfilm “Field Plots” zeigt eine nicht enden wollende Sisyphus-Arbeit in Sci-Fi Ästhetik. Immer wieder versuchen Hacken, Pflüge und Sämaschinen ein kleines Stückchen freischwebendes Land zu kultivieren. Den eigenständig arbeitenden Werkzeugen gelingt es nicht, in die Oberfläche des glatten Weiß einzudringen, sie schweben schließlich erfolglos davon und die Fläche bleibt unberührt.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

Im starken Kontrast steht dazu Maria VMiers Zeichnung “Noch o.T. (Zinnober- Schwefel)”, die, frei im Raum hängend, intensive farbige Spuren auf dem weißen Papier hinterlassen hat. Dynamische Linien und filigrane Schwünge kreieren eine Explosion aus Gelb- und Rottönen, gespickt mit grauen, blauen und lilanen Untertönen. Es scheint, als habe die Künstlerin eine Metamorphose festgehalten, den Moment des Umbruchs und des Werdens.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

Irgendwo dazwischen, zwischen Mensch und Tier, bewegen sich die schimmernden Oberflächen und kleinen Keramikköpfe von Judith Adelmann. Die auf Metallrahmen platzierten Objekte erinnern an die glänzenden, organischen Oberflächen von Meerestieren. Ihre Installation “Like your curvy waves” ruft Assoziationen von Aalen, Muscheln und Seesternen hervor, von weichen Körpern und fließenden Grenzen.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

Hannah Mitterwallner lässt dagegen die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen, zwischen Natur und Kultur verschwimmen. Aufgetürmte hölzerne Zweige bilden kleine Höhlen mit mystischem Charakter. Zarte Gebilde und kleine Figürchen türmen sich über seriell platzierte, quadratische Gipsziegel auf. Dazwischen verstecken sich Wölfe, oder zumindest ihre industriellen Abbilder, die die Besucher*innen mit den Augen verfolgen – ein artifizieller Wald entsteht.

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Installationsansicht “From Animal to Mineral”, Lothringer Halle 13, Foto: Thomas Splett.

In Jonathan Pencas Videoarbeit “Field Plots” hinterlassen die Werkzeuge keine Spuren auf der glatten, digitalen Oberfläche – ganz im Gegenteil zu den menschlichen Einflüssen auf der Erde. Die Ausstellung “From animal to Mineral” versammelt Arbeiten, die auf sehr subtile Art und Weise die Rolle der Menschheit und die starre Trennung von Mensch und Tier sowie Natur und Kultur hinterfragen.

WO: Die Ausstellung “From Animal to Mineral” ist noch bis zum 18. Februar zu sehen.
WANN: Lothringer 13 Halle, Lothringer Straße 13, 81667 München.

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