OPEN art Spezial #2
Der Kunstherbst in München

7. September 2017 • Text von

Nach diesem langen Kunstsommer mit Athen, Kassel, Venedig und Münster startet in München der Kunstherbst. Wie jedes Jahr zelebrieren die Münchner Galerien und Institutionen den Start der neuen Saison mit einem Wochenende geballter Intensität. Es ist OPEN art – und zwar vom 8. bis zum 10. September. Hier der zweite Teil unseres OPEN art Spezial. 

Markus Wülbern: Titanic, 2014.

Flecken, Falten, Fehler – klingt wie der Alptraum eines jeden Beauty-Fetischisten, ist aber genau das, was die Arbeiten von Markus Wülbern richtig gut macht. Er braucht kein unbeschriebenes Blatt Papier, um loszulegen, sondern nimmt zum Beispiel auch eins mit Teeklecksern. „Man muss loslassen und still sein, bis die Formen zu Figuren werden“, sagt Wülbern. Nach diesem Prinzip hat er über Jahre Notizzettel gesammelt, statt damit auf Mülleimer zu zielen. Eine Crowdfunding-Kampagne später wurde aus Zeichnung und Collagen „Das Bärenbuch“ – cartoonig, wortwitzig und eventuell Kunst. Dass darf der Betrachter bei Wülbern nämlich gern selbst entscheiden. Karin Sachs zeigt einige Originalarbeiten.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung ist am 8. September, noch bis 14. Oktober zu sehen. 
WO: Galerie Karin Sachs, Augustenstraße 48, 80333 München.

David Lynch: All i Want for Christmas is my Two Front Teeth, 2012, © David Lynch und Galerie Karl Pfefferle.

Er hat ein gammliges Ohr ins Gras gelegt und den „Red Room“ erfunden. Was noch immer nicht ganz so viele wissen: Bevor David Lynch zu einem der wichtigsten Filmemacher des Planeten wurde, hat er Malerei studiert. „Es gibt Dinge, die sich mit Worten nicht ausdrücken lassen. Die Malerei zieht sich durch alles andere hindurch“, findet Lynch und bietet damit gleich mal eine Lesart seiner Arbeiten an. Einige davon sind nun bei Karl Pfefferle zu sehen. Papierarbeiten, Bilder und Fotografien eröffnen einen Blick auf die ganz eigene abgedrehte Welt der Kinolegende. Die ist oft düster bis bedrohlich, ein kleines bisschen skurril, von Schrift durchzogen und unbedingt anziehend.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung ist am 7. September, noch bis 4. November zu sehen. 
WO: Galerie Karl Pfefferle, Reichenbachstraße 47, 80469 München.

Tokihiro Sato: Photo Respirations, Galerie Micheko.

Das nächste Foto ist heute immer nur einen Tab entfernt. Es ist ein alter Hut: Die ganze Digital-Kiste hat das Medium verändert. Wie aber wäre es, wenn man sich für eine Aufnahme tatsächlich einmal ganz viel Zeit ließe? Und damit ist jetzt keine stundenlange Nachbearbeitung am Computer gemeint. Tokihiro Sato fotografiert mit einer Belichtungszeit von bis zu zwei Stunden. Seine Motive findet er in der Natur. Es sind Landschaften – ein Fleckchen Wald, ein Stück Küste. In seiner Kulisse stellt der Künstler kleine Spiegel auf. Deren Reflexionen blenden die Kamera und hinterlassen mystische Leuchtpunkte wie Glühwürmchen auf den Aufnahmen. „Skulpturen der Zeit“, nennt Sato das. Zu sehen sind die in der Micheko Galerie.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung ist am 8. September, noch bis 21. Oktober zu sehen. 
WO: Micheko Galerie, Theresienstraße 18, 80333 München.

Kathrin Partelli, Kunstpavillon.

Einatmen, Ausatmen. Dazwischen ein kurzer Augenblick. Was passiert da? Existiert da ein Moment und kann man das festhalten? Mit Holz, Styropor oder Kreide, Gips, Papier oder Porzellan erschafft Kathrin Partelli Skulpturen, die die Zeit im Raum verorten. Ihre Installation wirken minimalistisch, dadurch jedoch nicht minder komplex. „und nie gewesen scheint“ oder „Leerstellen“ – so lauten Titel von Partellis Arbeiten. Behutsam zwingen sie den Betrachter zu Fragen nach der eigenen Position. Die Antworten lassen sich dann meist in Zwischenräumen vermuten. Irgendwas zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Licht und Schatten, Wirklichkeit und Schein.

WANN: Die Eröffnung des Environments ist am 7. September, noch bis 22. Oktober zu sehen. 
WO: Kunstpavillon, Alter Botanischer Garten München, Sophienstraße 7, 80333 München.

Eine Übersicht aller teilnehmenden Institutionen findet ihr hier.

Der Beitrag erschien bereits in der September-Ausgabe des Super Paper.

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