Münchner Kunstgriff
14.10. – 28.10.20

14. Oktober 2020 • Text von

Der goldene Kunstherbst ist vorbei, jetzt droht Winter. Der feuchten Kälte entfliehen kann man bei Maya Schweizer in der Villa Stuck, bei Cyrill Lachauer im Haus der Kunst, bei “a skeleton, just like the rest of us” bei Galerie Christine Mayer und Lena von Goedeke bei Britta Rettberg.

Man sieht ein Foto der Arbeit Le fossile von Maya Schweizer, zu sehen ist eine Muschel.
Maya Schweizer: Le fossile, Fotografie, 2020, Courtesy Maya Schweizer und ASPN Galerie Leipzig © Maya Schweizer und VG Bild-Kunst, Bonn 2020.

“Von der Kanalisation aus – dem Inneren dieser Stadt – versuche ich mir eine Erinnerung an nicht-gesehene Bilder vorzustellen” – Das macht neugierig. Für ihre Ausstellung “Stimmen” in der Villa Stuck hat die französische Künstlerin Maya Schweizer speziell eine neue Arbeit konzipiert, für die sie seit November 2019 wiederholt in München recherchiert und gedreht hat. Maya Schweizer widmet sich in ihren filmischen Arbeiten Fragen von Geschichte, Identität und Erinnerung. In ihren Reflexionen über Alltagsräume bewegt sie sich zwischen Dokumentation und Inszenierung. Dabei verwebt sie situative Beobachtungen und dokumentarische Materialien, selbst produzierte und gefundene Bilder mit gesampelten Sounds, mit Ton und Texten zu einer neuen Struktur.

WANN: Eine “stille Eröffnung” findet am Mittwoch, den 21. Oktober, von 11 Uhr bis 21 Uhr statt. Zu sehen bis zum 24. Januar.
WO: Museum Villa Stuck, Prinzregentenstr. 60, 81675 München.

Im Filmstill aus Cyrill Lachauers "Cockaigne - I am not sea, I am not land" aus dem Jahr 2020 sieht man eine brennende Hütte, auf ihr steht geschrieben: We are unarmed, wir sind nicht bewaffnet.
Cyrill Lachauer: Cockaigne – I am not sea, I am not land, 2020, (Filmstill: We are unarmed) © the artist, Courtesy Sammlung Goetz, Medienkunst, München

Ein US-Amerikaner, der nach Berlin geflohen ist, um einer langjährigen Gefängnisstrafe zu entgehen, drei Diamantensucher in Südafrika, ein queerer Parkranger im Yosemite National Park oder dämonische Rituale in der Alpenregion. Cyrill Lachauer entwickelt seine umfangreichen Projekte auf intensiven Reisen, bei denen er tief in die lokalen Kulturen des jeweiligen Ortes eintaucht. Für die Ausstellung im ehemaligen Luftschutzkeller des Haus der Kunst hat er eine neue mehrteilige Installation mit Filmen, Videos, Fotografien und Texten als dystopische Weiterentwicklung zu den utopischen Räumen in seinem letzten Film „Dodging Raindrops – A Seperate Reality“ geschaffen. Lachauer bleibt dabei aber nicht distanzierte Beobachter, sondern stellt auch seine eigene Position als Teilnehmer in Frage.

WANN: Eine Eröffnung mit begrenzten Kapazitäten findet am Donnerstag, den 22. Oktober, ab 17 Uhr statt. Zu sehen bis zum 11. April.
WO: Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München.

Zu sehen ist ein Pudel, der von einer Drohne Gassi geführt wird.
a skeleton, just like the rest of us, Galerie Christine Mayer, curated by Franziska Linhardt.

Unter dem eher kryptischen Titel “a skeleton, just like the rest of us” zeigt die Galerie Christine Mayer im Lehel eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Anders Dickson, Berenice Güttler, Andy Hope 1930, Yein Lee, Justin Lieberman, Nadia Perlov, Kristina Schmidt und Frank Stürmer. Kuratiert wird die Ausstellung von Franziska Linhardt, die auch im Team des Museum Brandhorst aktiv ist. 

WANN: Die Eröffnung ist am Freitag, den 23. Oktober, von 16 Uhr bis 21 Uhr. Zu sehen bis zum 28. November.
WO: Galerie Christine Mayer, Liebigstraße 39, 80538 München.

Man sieht die Installation Berth & The Perimeter von Lena von Goedeke im Dortmunder U.
Lena von Goedeke: Berth & The Perimeter, Installation Dortmunder U, 2019, Galerie Britta Rettberg.

Lena von Goedeke beschränkt sich in ihrem künstlerischen Schaffen nicht auf ein Medium oder eine Technik, sondern kreist um die spezifischen Qualitäten des Materials, das sie für die Realisierung ihrer Werke wählt, und um die Fragen, die sich daraus ergeben. Ihr gekonnter Umgang mit den unterschiedlichsten Materialien und die konzentrierte und präzise Umsetzung der zugrundeliegenden Konzepte und Ideen basieren auf physikalischen Phänomenen, eigenen Expeditionserfahrungen in den arktischen Extremen und ihren regelmäßigen Grenzüberschreitungen im digitalen Transit. “Static” ist die erste Einzelausstellung der Berliner Künstlerin Lena von Goedeke in der Galerie Britta Rettberg. Eigentlich sollte die Ausstellung schon im Frühjahr stattfinden, wurde aber pandemiebedingt verschoben, der Blick jedoch auf individuelle und kollektive erlebte Verschiebungen und Verzerrungen durch die zeitliche Zäsur der Abriegelung geworfen.

WANN: Die Eröffnung ist am Samstag, den 24. Oktober, von 12 Uhr bis 18 Uhr. Zu sehen bis zum 19. November.
WO: Britta Rettberg, Gabelsbergerstraße 51, 80333 München.

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