Es werde Licht!
Das Kunstareal München erhellt die Gemüter

5. Februar 2021 • Text von

“Gott sah, dass das Licht gut war”, steht in der Bibel. Nicht nur gut, sondern auch Freude schenkend. Gerade in den dunklen Wintermonaten, die sich durch die Corona-Pandemie noch länger anfühlen, bringt die Kunstinstallation “Das Kunstareal verbindet” das Münchner Museumsviertel zum Leuchten. Das ist nicht nur aufmunternd, sondern bietet genauso die Möglichkeit, die weggesperrten Exponate der großartigen Münchner Sammlungen in Form von Lichtprojektionen zu genießen.

Betty Mü, “Inside Out”, Pinakothek der Moderne, Courtesy Sara Kurig.

Verschmitzt zwinkern einem im Wechsel das animierte Selbstbildnis Albrecht Dürers oder der blonde Jüngling aus Manets “Déjeuner” von der steinernen Wand der Alten Pinakothek entgegen. Die Kunst, die sich hinter verschlossenen Türen befindet, wird somit temporär erlebbar und macht in dieser Form animiert wieder große Lust, die Häuser von innen zu durchstreifen. Fast erleichtert stellt man fest, dass die Kunst noch da ist. Und auch dann, wenn ihre klassischen Ausstellungsorte vorerst nicht geöffnet sind. Gleichzeitig bot diese Kondition KünstlerInnen den Anstoß, überraschende und neue Lösungen zu finden, um den öffentlichen Raum zu gestalten und kreativ zu bereichern.

Lichtinstallationen von Betty Mü an der Pinakothek der Moderne sowie am Ägyptischen Museum.
Betty Mü, “Inside Out”, Pinakothek der Moderne. Foto: WEAREVIDEO. // Betty Mü, “Inside Out”, Ägyptisches Museum. Foto: WEAREVIDEO.

Der Münchner Videokünstlerin Betty Mü ist dieses Vorhaben mit ihrer Installation „Inside Out“, zu welcher auch die genannten Exponate der Alten Pinakothek gehören, durchaus gelungen. Laut Mü sei die Installation eine Einladung zu einer Reise durch das Kunstareal, bei der sie dessen Schätze von innen nach außen gekehrt habe, um die kulturelle Vielfalt der Sammlungen in  München widerzuspiegeln und zu beleuchten. Diesen Aspekt verwirklicht sie an den Wänden der Alten Pinakothek oder der Pinakothek der Moderne genauso wie bei der Projektion auf das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst. Sich kaleidoskopisch drehend, spiegelnd und vervielfältigend bringt Mü Filmaufnahmen aus dem Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke mit Exponaten aus der Ägyptischen Sammlung, sowie Außenaufnahmen vom Kunstareal zusammen.

Kunstareal “Lichterwald”, Courtesy Sara Kurig.

Führt man den abendlichen Spaziergang, durch illuminierte Lichterwälder von Georgel Cita fort, sowie vorbei an den Kugeln von Helmut Eding, die in verschiedenen Größen den Makrokosmos der Museen widerspiegeln, gelangt man auf das angeleuchtete Ensemble des Königsplatzes. Auch hier spiegelt Mü die sich im Innern der Staatlichen Antikensammlung befindenden Werke in Form von runden, sich drehenden Animationen auf das Gebäude. Der kulturelle Schatz wird nach außen gekehrt und ins Gedächtnis gerufen. Bei immer mehr Online-Angeboten wird hier fast schmerzlich bewusst, wie sehr der physische Ausstellungsbesuch fehlt − dass er eigentlich kaum zu ersetzen ist.

Betty Mü, “Inside Out”, Antikensammlung München, Courtesy Sara Kurig.

Die Stadt München schafft es, mit den Licht-Installationen das immer stärker werdende Bedürfnis Kultur analog zu erleben etwas zu besänftigen und die Vorfreude auf kommende Besuche in den Sammlungen zu schüren. Eine Einsicht, die umso schöner wird, da man sie endlich wieder mit seinen Mitmenschen teilt. Man betrachtet nicht isoliert künstlerische Werke auf dem Computerbildschirm, sondern erlebt sie wieder gemeinsam. Mit Abstand stehen Einzelne in Grüppchen, lassen sich durch den Lichterwald treiben oder tauchen in die Sammlungen an den Außenwänden ein. Und man merkt, wie sehr man wieder das Innere der Häuser erkunden möchte. Dient es nicht zuletzt der Reflexion und unserer emotionalen Stärke.

WANN: Die Installation ist noch bis Sonntag, den 14. Februar, täglich von 17.45 Uhr bis 21 Uhr zu besichtigen.
WO: Kunstareal München, Maxvorstadt.

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