Familiäre Angelegenheiten FAMilia Stradale. Abolish the Police w/ FAM_
11. September 2020 • Text von Quirin Brunnmeier
Kooperative Zusammenarbeit bedeutet auch die Bündelung unterschiedlicher Fähigkeiten und Interessen. Die Gruppe FAM_ ist ein Hybrid zwischen Kollektiv und Label, sie kombinieren Kunst, Musik und Theorie um Strukturen zu hinterfragen. Ruine München hat FAM_ dieses Jahr anlässlich von Various Others eingeladen, gemeinsam präsentieren sie ein nachmittägliches Label Get-Together mit Musik, antifa-rotem Aperitif und einer Edition.
Oft stehen Diskurs und Unterhaltung in einem Spannungsfeld, auch Politik und Kunst ergänzen sich nicht oft zu einem schlüssigen Ganzen. Dass gesellschaftlich relevantes Handeln auch eine Komponente des Amüsements haben darf, beweisen die Akteur*Innen hinter FAM_. Seit 2017 veranstaltet das fluide, anarchistisch-feministische Kollektiv mit Sitz in Berlin, London und Essen Pop-up-Events, die zwischen Bar, Party und intimen Wohnzimmer-Settings oszillieren. Sie wollen so Orte schaffe, an denen Austausch und Diskurs in einem offenen und sicheren Kontext, auch für marginalisierte Communities, möglich ist und soziale Konsum- und Rezeptionsgewohnheiten unterlaufen werden. Dabei haben sie schon mit unterschiedlichsten Partner*Innen und Institutionen kollaboriert, unter anderem der Volksbühne in Berlin, PACT Zollverein in Essen und dem Radio 80‘000 aus München.
Auf Einladung von und gemeinsam mit Ruine München organisiert FAM_ nun diesen September unter dem Titel „FAMilia stradale. Abolish the Police w/FAM_“ ein nachmittägliches Zusammentreffen. Ruine München ist eine nomadische, von Künstler*Innen initiierte Raum- und Ausstellungsreihe. Auch Ruine München pflegt einen offenen und dezentralen Ansatz, im Vordergrund steht die Präsentation künstlerischer Positionen, jedoch nicht objektorientiert, sondern in Form von Texten, Publikationen und durch forschungsbasierte und performative Praktiken. Im Zuge von „FAMilia stradale. Abolish the Police w/FAM_“ wird auch eine gemeinsame Edition präsentiert: Ein in 70 Teile geschnittenes Transparent, das zur Abschaffung der Polizei aufruft und als Schal, Maske oder Haarband genutzt werden kann.
Der Aufruf, die Polizei abzuschaffen oder die Budgets bestimmter staatlicher Ordnungskräfte zu kürzen ist eine im aktuellen Diskurs prominente Forderung. Für FAM_ ist dieser Appell auch ein Vehikel und eine Metapher, um auf die Möglichkeit einer radikalen Umverteilung von staatlichen Geldern hinzuweisen. Bestehende Strukturen verfestigen die etablierten Machtverhältnisse, die auf Ökonomie und systematischer Benachteiligung fußen. „FAMilia stradale. Abolish the Police w/FAM_“ bietet, bei Getränken und einem dichten Programm von Performer*Innen, die Möglichkeit neue Möglichkeiten der Empathie und Umverteilung zu denken. Jeder, der sich für eine radikal gleichberechtigte Gesellschaft einsetzt ist herzlich willkommen, vorbeizukommen, abzuhängen und für die Abschaffung der Polizei zu kämpfen. Der Veranstaltungsort befindet sich im Münchner Kreativquartier, direkt neben dem Studiohaus der Empfangshalle, die Ruine für diese Veranstaltung unterstützt.
WANN: Die Veranstaltung findet am Sonntag, den 13. September, zwischen 14 und 20 Uhr statt.
WO: Mickeymouseplatz c/o Empfangshalle, Kreativquartier, Dachauer Straße 110G, 80636 München, sowie hier, hier und hier.