Innovative Freiheit auf Leinwand
Zeitgenössische abstrakte Malerei in Deutschland

26. Juni 2023 • Text von Teresa Hantke

Vielfach totgesagt erscheint das Medium Malerei heute lebendiger denn je. Neben der Vielzahl an figurativen Positionen sind es vor allem abstrakte Kompositionen, die momentan deutschlandweit im Fokus stehen. Wir stellen sehenswerte Ausstellung abstrakter Malerei von Hamburg bis Frankfurt vor. 

Sarah Morris in den Deichtorhallen Hamburg

“I’ve always been interested in failure” – so äußert sich Sarah Morris, britische Malerin und Filmemacherin. Ihr Oeuvre ist momentan in ihrer bisher umfassendsten Einzelausstellung „All Systems fail“ in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen. Der Gefallen am Zusammenbruch von Systemen, politischen Institutionen, menschlichem Versagen ist nicht nur titelgebend, sondern omnipräsent in Morris‘ vielfältigem Werk.

Kürzlich entstandene Serien wie die “Spiderweb”-Werke spiegeln in Morris’ abstrakten, farbintensiven Kompositionen urbanes Chaos, globale Vernetzung und damit ein fragiles Zusammenspiel aus Abhängigkeiten und Widersprüchen wider. Die Künstlerin beweist nicht nur eine sozialpolitische Relevanz in ihrem Werk, sondern bietet gleichzeitig ästhetische Genugtuung. Die Deichtorhallen bieten als erste von vier Institutionen, in welche die Ausstellung weiterwandern wird, die Möglichkeit, das reichhaltige Oeuvre der britischen Künstlerin zu entdecken.

WANN: Die Ausstellung von Sarah Morris läuft bis Sonntag, den 20. August.
WO: Deichtorhallen Hamburg, Deichtorstr. 1-2, 20095 Hamburg.

Bridget Riley bei Max Hetzler

Es ist ein Spiel mit Illusionen, Farbkombinationen und geometrischen Formen. Die britische Künstlerin Bridget Riley reduziert uns umgebende Eindrücke auf das Wesentliche. Riley kann mit ihren Werken als stilistischer Einfluss der ebenfalls empfohlenen Sarah Morris gelten. Derzeit ist die Künstlerin mit den Wall Works in den großzügigen Berliner Räumen der Galerie Max Hetzler zu sehen. In ihren auf minimale Formen reduzierten Streifen- wie Punktegemälden, inspiriert vom Pointilismus eines Georges Seurat, fordert die Künstlerin das Wahrnehmungs- sowie das Fantasievermögen der Betrachter und Besucherinnen.

WANN: Die Ausstellung von Bridget Riley läuft bis Samstag, den 19. August.
WO: Galerie Max Hetzler, Potsdamer Straße 77-87, Mercator Höfe, 10785 Berlin-Tiergarten.

Susanne Bonowicz bei Rundgaenger

Neonfarbige Formationen in Gelb, Pink und Orange treffen auf den Leinwänden von Susanne Bonowicz aufeinander und lassen bei Titeln wie “Backyard Garden” entfernt an Andy Warhols “Flowers” denken. Mit ausdrucksvollem Gestus bringt die Malerin in ihren Werken runde Formen mit kantigen Elementen zusammen; schafft durch komplementäre Farbkompositionen eine von Dynamik geprägte Bildwelt. In der Frankfurter Galerie Rundgaenger lenken leuchtende Farben den Blick auf bekannte Formen wie eine zur Faust geballte Hand. Bonowicz’ Verwendung abstrakter Bildsprache zeugt von inneren Impulsen, die jedem ihrer Werke einen persönlichen Charakter verleihen.

WANN: Die Ausstellung von Susanne Bonowicz läuft bis Samstag, den 29. Juli.
WO: Rungaenger by SchierkeSeinecke, Niddastraße 63, 60329 Frankfurt am Main.

“Keine Illusionen” in der Hamburger Kunsthalle

Welche gestalterischen Grenzen bietet das Medium Malerei? Unter “Keine Illusionen” präsentiert die Hamburger Kunsthalle Werke von Shila Khatami, Ingo Meller, Rolf Rose sowie Cornelia Baltes. Baltes’ farbintensive Kompositionen lassen auf figürliche Sujets als Ursprung ihrer spielerischen Abstraktionen auf Leinwand schließen. Formen, die den Rahmen sprengen, überhängen, sich in geometrischen Strukturen auf den Museumswänden widerspiegeln und mit diesen kontrastieren. Es ist ein stetiges Austesten, das unsere Wahrnehmung spielerisch herausfordert.

WANN: Die Ausstellung “Keine Illusionen” läuft bis Sonntag, den 22. Oktober.
WO: Hamburger Kunsthalle, Glockengiesserwall 5, 20095 Hamburg.

“Abenteuer Abstraktion” im Sprengel Museum

Dauerhaft zeigt das Sprengel Museum in Hannover einen Großteil seiner abstrakten Werke in der Ausstellung “Abenteuer Abstraktion”. Herausragende Positionen von Piet Mondrian über Paul Klee bis hin zu zeitgenössischen Künstlerinnen wie Pia Fries und Pipilotti Rist lassen Ursprünge wie Entwicklung der Auseinandersetzung mit Abstraktion nachvollziehen. Das Einsetzen neuer Ausdrucksmöglichkeiten und die Entwicklung einer neuer künstlerischen Sprache sind Sujets, die die abstrakte Kunst im 20. Jahrhundert essentiell begleite. In einem neu konzipierten Rundgang im Untergeschoss des Hauses lassen sie sich hervorragend nachvollziehen.

WANN: “Abenteuer Abstraktion” ist eine Dauerausstellung.
WO: Sprengel Museum Hannover, Kurt-Schwitters-Platz 1, 30169 Hannover.

In freundlicher Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen Hamburg.