Kunst-Ausflüge in Nordrhein-Westfalen
Ausstellungstipps von Neuss bis Recklinghausen

13. Juli 2021 • Text von

Die Inzidenzen sind niedrig, die Museen wieder geöffnet und der Sommer lockt uns aus den eigenen vier Wänden. Warum nicht wieder etwas Kunst genießen? Falls ihr in NRW unterwegs seid, haben wir uns für euch mal ein bisschen umgesehen und ein paar Ausstellungs-Highlights zusammengetragen. In vielen Museen und Ausstellungshäusern der Region lässt sich derzeit zeitgenössische Kunst entdecken, die sich mit aktuell brennenden gesellschaftlichen Fragen an die Besucher*innen richtet.

In bühnenhafter Präsentation steht inmitten fragiler Objekte ein kostümartiges Körperkonstrukt.
Mariechen Danz: „Clouded in Veins“, Ausstellungsansicht 1. OG, Kunsthalle Recklinghausen, Foto: Roman März.

Recklinghausen: Kunsthalle

In der Kunsthalle Recklinghausen steht mit „Clouded in Veins“ der menschliche Körper im Mittelpunkt der Betrachtung. In raumgreifenden Installationen, die sich über die drei Etagen des Ausstellungshauses ziehen, erforscht Mariechen Danz Fragen von Kommunikation und Wissenstransfer über Sprache hinaus. Im Erdgeschoss sind um ein astronomisches Messgerät zweitausend handbedruckte Ziegel mit Abdrücken von Organen, Händen und Füßen platziert, die von den Besucher*innen betreten werden dürfen. Auch die daneben befindliche Figur ist interaktiv, indem sich durch die übertragene Wärme von Berührungen mit den Händen ihre Farbe verändert. Fragile Objekte finden in der Bunkerarchitektur einen Schutzraum, wachsen zugleich aus den Wänden heraus und machen die Kunsthalle zu einem durchlässigen Ort voll von Empathie und Neugier.

WANN: Die Ausstellung „Mariechen Danz – Clouded in Veins“ läuft noch bis Sonntag, den 29. August.
WO: Kunsthalle Recklinghausen, Große-Perdekamp-Straße 25–27, 45657 Recklinghausen.

Zu sehen ist eine Person, die mit drei Figuren in Virtual Reality interagiert.
Nicole Ruggiero: „How The Internet Changed My Life“, 2021 Fotografie, Virtual Reality, Multimedia,© Nicole Ruggiero, Daniel Sabio, Dylan Banks, Foto: Katja Illner.

Düsseldorf: Kunsthalle

„Journey Through A Body“ in der Kunsthalle Düsseldorf beschäftigt sich mit hochaktuellen Fragen rund um gendergerechte Sprache und neue Formen von Geschlechterdefinition über heteronormative Vorstellungen hinaus. Die Künstler*innen Kate Cooper, Luki von der Gracht, Christina Quarles, Nicole Ruggiero, Tschabalala Self und Cajsa von Zeipel nähern sich aktuellen Debatten, die sich in Sprache äußern, aber letztlich auf ein strukturelles Problem zurückzuführen sind. Die gezeigten Werken reichen von klassischer Malerei bis VR- und AR-Experience. Binäre Geschlechtsidentitäten werden als nicht mehr zeitgemäß enttarnt, ein neuer Blick auf Körper- und Identitätsfragen vermittelt.  

WANN: Die Ausstellung „Journey Through A Body“ läuft noch bis Sonntag, den 1. August.
WO: Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf.

Videoausschnitt aus der Multimedia Installation von Bahar Noorizadeh, in der sie sich mit Fragen von Stadtplanung beschäftigt.
Bahar Noorizadeh: „The Red City of the Planet of Capitalism“, 2021, 2-Kanal-Video (Animation: Ruda Cabral, Musik: Mhamad Safa) in Multimedia-Installation, Filmstill, © Bahar Noorizadeh, 2021.

Essen: Museum Folkwang

„The Red City of the Planet of Capitalism“ ist die erste museale Einzelausstellung der iranisch-kanadischen Künstlerin Bahar Noorizadeh. Die gezeigte Multimedia Installation wurde dabei explizit von der Künstlerin für das Museum Folkwang in Essen angefertigt. Noorizadeh beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Geschichte und Entwicklung von Stadtplanung und stellt zwei fiktive Städte gegenüber. Auf der einen Seite eine karge Landschaft mit einzelnen Gebäuden, auf der anderen eine überfüllte Großstadt voller Hochhäuser. Auf mehreren Bild- und Tonebenen untersucht die Künstlerin in der Vergangenheit aufgekommene Fragen um die Auflösung von Städten und führt experimentelle Auswege für Wohnraummangel in einem Hongkong der Zukunft vor Augen.

WANN: Die Ausstellung „6 ½ Wochen. Bahar Noorizadeh – The Red City of the Planet of Capitalism“ läuft noch bis Sonntag, den 25. Juli.
WO: Museum Folkwang, Museumsplatz 1, 45128 Essen.

Blick von außen auf die Langen Foundation und eine Installation von Alicja Kwade.
Außenansicht Langen Foundation, Alicja Kwade: „MatterMotion“, 2020, Courtesy the artist, kamel mennour, Paris/London, Foto: Hans Georg Esch.

Neuss: Langen Foundation

Sicherlich lohnt sich auch ein Besuch in der Langen Foundation in Neuss, die aufgrund ihrer Architektur von Tadao Ando sowieso immer ein Erlebnis ist. Dort lassen sich derzeit in der Ausstellung „Kausalkonsequenz“ raumgreifende Arbeiten der Künstlerin Alicja Kwade entdecken, die Konzepte von Raum und Zeit in den Fokus der Betrachtung rücken. Insbesondere die monumentale Installation auf der Treppe bestehend aus im Fluss befindlichen Objekten, die beiderseitig als Zeitskala gelesen werden können, findet poetisch Einlass in das aus Glas, Stahl und Beton errichtete Ausstellungshaus. Danach können die Besucher*innen den Ausflug nach Neuss mit einem Spaziergang ins Grüne auf dem Gelände der nur wenige Gehminuten entfernten Museumsinsel Hombroich ausklingen lassen und dort weitere Kunstwerke inmitten der Natur entdecken.

WANN: Die Ausstellung „Kausalkonsequenz“ läuft noch bis Sonntag, den 8. August.
WO: Langen Foundation, Raketenstation Hombroich 1, 41472 Neuss.