Kunst in Quarantäne #30
Vampire und Organe

20. April 2021 • Text von

Online-Ausstellungen,Virtual-Reality oder sich kreativ ausleben. Der Kunst ist im Internet kaum Grenzen gesetzt. Ausstellungen wie “Digital Legacies 2.0” kuratiert von Tiffany Auttrianna Ward oder “Time is hard to manage” der Künstlerin Claudia Holzinger laden zum Verweilen und Entdecken ein und bringen obendrein noch richtig Freude. Wem das nicht genügt, der kann an Kreativworkshops des Museum Brandhorst mit der Künstlerin Linda Zylla teilnehmen, sich mittels einer Virtual-Reality-Tour in das Innere des Künstlers Theo Triantafyllidis’ begeben oder ein Game von Léa Porré spielen. 

Eine weiße Skulptur auf Holzboden
Nairy Baghramian, Beliebte Stellen, 2015 © die Künstlerin. Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München.

Ihre Arbeit thematisiert räumliche und soziale Beziehungen zu Sprache, Geschichte und Gegenwart. Die iranisch-armenische Künstlerin Nairy Baghramian schafft Skulpturen und Installationen, die oftmals in Bezug auf Architektur und den menschlichen Körper zu verstehen sind. Am morgigen Mittwoch, den 21. April, findet organisiert vom Museum Brandhorst, der Kreativ-Workshop “Material und Form im Raum – Die Formensprache von Nairy Baghramian” statt, in dem Fragen nach der Entstehung von Raum anhand der Arbeiten von Baghramian mit der Künstlerin Linda Zylla thematisiert werden. Der Online-Workshop soll allerdings nicht nur informieren, sondern zum Mitmachen und Kreieren von eigenen Skulpturen anregen! Ein weiterer Termin ist am Montag, den 31. Mai.

Theo Triantafyllidis, Self Portrait (Interior) © of the artist.

Kaum hat man sich versehen, ist man schon tief in den Schlund von Theo Triantafyllidis hineingesogen worden. Eine Reise durch sein Inneres, vorbei an seinen Organen, Gedanken und Gefühlen bietet der griechische Künstler mittels eines Spiels in Form einer Virtual-Reality-Tour. Die macht nicht nur Spaß , sondern fordert genauso heraus, den sinnvollsten Weg durch seinen Körper zu wählen. Auf Gaming-Ästhetik setzt Traintafyllidis auch bei seinem neuesten Projekt, wenngleich sich das nicht spielen, sondern nur hören und anschauen lässt. Am Freitag, den 23. April, erscheint das Musikvideo für den Song “Until Mirror” von Giant Claw, für das der Künstler verantwortlich ist.

Ein aufgeschnittener Granatapfel.
Claudia Holzinger, Claudia The Vampire Slayer © the artist.

“Wollte ich mit 12 wirklich mit Nick Carter in ein Kaminfeuer schauen? Was hätten wir getrunken – Spezi? Was hätten wir gegessen – Pinocchioteller?” Fragen, mit denen die Künstlerin Claudia Holzinger alias “Claudia the Vampire Slayer” die Besucher und Besucherinnen ihrer Online-Ausstellung “Time is hard to manage” konfrontiert. Es sind Fragen, die sich die Künstlerin stellte, als sie die bekannte Vampire-Serie “Buffy the Vampire Slayer” während der 1990er Jahre im Fernsehen sah. Im Zuge des Lockdowns ist Holzinger wieder auf die Serie gestoßen und wurde in ihre Jugend zurückversetzt. Typische Teenagergefühle wie Scham, Wut, Sujets wie die Familie, das Heranwachsen kamen wieder zum Vorschein. Holzinger thematisiert selber als “Vampire Slayer” auf ironische Weise ihre damaligen Gefühlszustände und lässt dabei kein Auge trocken. Eine Online-Ausstellung, die amüsiert und einen in das Gefühl der 1990er Jahre eintauchen lässt.

Lea Porre: “Versaliae”, 2021. Off Site Project. Courtesy of the artist.

Du bist wach. Keine Sorge, tot bist du nicht. Du bist der Geist von Ludwig XIV. und du hast etwas zu erledigen … Auf so eine Story muss man erst einmal kommen. Die Künstlerin Léa Porré arbeitet sich mit ihrem Game “Versaliae”, zugänglich via Off Site Project, an französischer Geschichte und dem Reiz des Royalen ab. Vom Schlafzimmer in den Garten in den Spiegelsaal. Wer die Arbeit so richtig erfahren will, muss sich drauf einlassen. Das kennen wir ja mittlerweile so von Computerspielen im Kunstkontext. Also los, Ludwig muss Frieden finden.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Schwarze Frauen in weißen Kostümen tanzen in der Natur.
Remembering Her Homecoming © Nastassja E. Swift.

Vor einem rosa changierenden Hintergrund klickt oder besser scrollt man sich durch die Online-Ausstellung “Digital Legacies 2.0” der Kuratorin Tiffany Auttrianna Ward. Collagen mit den Bildern schwarzer Frauen, wie in “Every nigga is a star” von Diamon Ariel Fisher, wechseln mit Kurzfilmen wie “Remembering Her Homecoming” von Nastassja E. Swift. Ward gelingt es die verschiedenartigen Werke von Schwarzen wie nicht-binären Künstler*innen wie Amira Green, Diamon Ariel Fisher oder Bia Rogrigues, “avataronym biarritzzz” in Bezug zu setzen. Die Werke behandeln sowohl den Einsatz neuer Medien wie traditionelles Handwerk der Textilkunst. So steht vor allem die Ehrung des Vermächtnisses Schwarzer Frauen und nicht-binärer Menschen als Autor*innen des kulturellen Erbes im Vordergrund. Und das sehr gelungen.