Internet Explorer: Kunst online #8
Fragen über Fragen

2. November 2021 • Text von

Digitale Medien und Technologien verändern viele Bereiche unseres Lebens, unserer Kommunikation und auch der Kunst. Natürlich stellen sich da viele neue Fragen. Mögliche Antworten geben Diskussionen, Ausstellungen und Panels bei Collaboratory im Lenbachhaus, bei IMPACT21 im PACT Zollverein, im neuen digitalen Raum von peer to space, bei Rhizome und beim Rokolectiv.

Götz Schramm: The Birth of Tragedy From the Spirit of Music (The Faces of Grumpy Cat and Pepe the Frog on Friedrich Overbeck’s Italia and Germania).

Framing ist zwar ein Modewort, aber Framing funktioniert und wird gezielt genutzt. In sozialen Netzwerken werden Geschichten und Narrative erzählt, die gezielte Emotionen auslösen sollen. Speziell rechtsextreme Bewegungen machen sich dieses Wissen zunutze und vernetzen sich im digitalen Raum. Wie kann ein Gegengewicht dazu gebildet werden und dieses Wissen demokratiefördernd genutzt werden? Wie können konkrete Strategien aussehen, um das politische und gesellschaftlich transformative Potential von Kunst im Internet wirksam zu machen, um Echokammern aufzubrechen und ein Gegengewicht zu rechtsextremen Netzwerken zu bilden? Diesen Fragen widmet sich die digitale Podiumsdiskussion ‚Echokammern überwinden: Gegengewichte zum Rechtsextremismus bilden‘. Die Veranstaltung findet am 3. November ab 19 Uhr als digitaler Live-Stream auf der “Open Stage” im Collaboratory statt, dem neuen digitalen Open Space des Lenbachhauses.

Arne Vogelgesang: Let’s play info wars, IMPACT21, 2021.

Welche transdisziplinären Wechselwirkungen können zwischen Aktivismus, Digitalität und Ökologie für einen Prozess der nachhaltigen Transformation genutzt werden? Das Projekt IMPACT21 versteht sich als Schnittstelle für den Austausch von Ideen über wirksame Interventionsmöglichkeiten angesichts globaler Herausforderungen. In einer Ausstellung, bei Vorträgen und in Workshops mit Birgit Schneider, Arne Vogelgesang und JUNCTIONS21 sollen einflussreiche visuelle Medienprozesse und dynamische Kulturtechniken untersucht werden. Welchen Einfluss haben diese auf die Klimapolitik, Zukunftskonzepte aber auch eine politische Radikalisierung? Welche Art von Übersetzungen und Forschungsmethoden sind zu berücksichtigen? Lassen sich aus künstlerischen Arbeitsweisen andere Handlungsoptionen ableiten? Das Projekt findet bei PACT statt, alle Vorträge werden parallel dazu live gestreamt.

(Im)Material Matter, peer to space, Ausstellungsansicht.

Seit 2010 agiert das Projekt ‚peer to space‘ als unabhängige Ausstellungsplattform für digitale Kunst. Das ständig wechselnde Kuratorenteam unter der Leitung von Tina Sauerländer hat zahlreiche internationale Gruppenausstellungen in Kooperation mit Institutionen und Museen umgesetzt. peer to space ist kein Ort im eigentlichen Sinne, sondern arbeitet mit anderen Räumen zusammen, um Ausstellungen und Kunstprojekte zu realisieren, die sich mit den Auswirkungen des Digitalen und des Internets auf unser persönliches Umfeld und die Gesellschaft beschäftigen. Da ist es nur folgerichtig, dass ‚peer to space‘ mit der Eröffnungsausstellung ‚(Im)Material Matter‘ einen Virtual Art Space eröffent hat. Im virtuellen Ausstellungsraum auf der Open-Source-Plattform Mozilla Hubs soll ein Präsentationsformat jenseits des White Cube etabliert werden, um das Potenzial des virtuellen Raums unabhängig von physischen Grenzen voll auszuschöpfen.

NFT Non Fungible Token – scheme Digital Art and digital coins.

Bitcoin, Blockchain und NFTs. Auch die Kunstwelt wird von dezentralen Technologien geprägt und verändert. Wie können Museen und andere Institutionen mit diesen neuen, netzwerkbasierten Systemen umgehen. Welche Auswirkungen werden die Blockchain-basierten digitalen Systeme auf das Sammeln, Bewahren und Bezahlen von Kunst haben? Die gemeinsam von Rhizome und der interdisziplinären Organisation für zeitgenössische Kunst Kadist organisierte Veranstaltung ‚Speculative Values: Between the Institution and the NFT‘ widmet sich der Frage, inwieweit die Arbeit von Institutionen durch diese neuen Modelle vorangetrieben werden kann. Das Programm, bei dem am 4. November Künstler, Entwickler und Denker zu einer Reihe von Gesprächen und Präsentationen zusammenkommen, kann online verfolgt werden. Hier kann man sich registrieren.

Rokolectiv: Mars Can Wait, 2021.

Rokolectiv ist eigentlich ein Festival für elektronische Musik und verwandte visuelle Künste in Bukarest. Es findet jeden Frühling im dortigen Museum für zeitgenössische Kunst und an verschiedenen alternativen Veranstaltungsorten statt. Eigentlich. Aus bekannten Gründen konnte das Festival nicht stattfinden und das Rokolectiv hat sich in eine virtuelle Plattform für Sound und Kunst transformiert. Mit unterschiedlichen Projekten schaffen sie Sichtbarkeit für Künstler*innen und Musiker*innen. Unter dem Titel ‚Mars Can Wait‘ präsentieren sie nun eine Online-Ausstellung, die sich den Themenkomplexen Natur-Kultur, Symbiogenese und der Gaia-Theorie widmet. Die, teils kooperativen, Videos kann man hier sehen.