Internet Explorer: Kunst online #15
Online ist nicht genug

22. Februar 2022 • Text von

Ob Stream, virtuelle Ausstellung oder poetische Malware, wir haben wieder Empfehlungen aus den digitalen Sphären. Mit Minimal Music von Julius Eastman im Lenbachhaus, der ArtBase von Rhizome, der Ausstellung Echoes in der digitalen Epoch Galerie und dem Filmprogramm Unravelling Stories von Kadist und Videobrasil.

Julius Eastman composing, ca. 1969, Photo by Donald W. Burkhardt, Lenbachhaus.

Minimal Art und Minimal Music. Im Februar und März führen die Münchner Philharmoniker, das Münchener Kammerorchester und das Schweizer Kukuruz Quartett mit verschiedenen Konzerten im Kunstbau des Lenbachhauses in München Werke des US-amerikanischen Komponisten Julius Eastman auf. Die selten gespielte und anspruchsvolle Musik ist ein beeindruckendes Beispiel für die internationale und gattungsübergreifende Bewegung des Minimalismus. Die Konzerte sollen als musikalische Ergänzung zu bedeutenden Werken der Minimal Art in der Sammlung des Museums verstanden werden. Die Konzerte finden am 5. März, am 11. März und am 12. März, jeweils um 20 Uhr statt und werden auch mit einem Livestream über Youtube präsentiert.

Mark Fingerhut: GOBLIN.exe (2020). Courtesy of the artist.

Wir haben vor einiger Zeit bereits auf das Archiv für digitale Kunst der Plattform Rhizome, die ArtBase, hingewiesen. Die Plattform wird ständig erweitert und Rhizome hat nun fünfzehn Kunstwerke zum Thema Executable Poetry in die Rhizome ArtBase aufgenommen. Die von einer Jury im Rahmen eines öffentlichen Aufrufs ausgewählten Arbeiten sind die ersten offiziellen Neuzugänge seit dem Relaunch der ArtBase im April 2021. Zu den Neuzugängen gehören Werke aus den Bereichen Hypertext, Softwaresprachen, generative Poesie, durch maschinelles Lernen gesteuerte Komposition und poetische Malware. Executable Poetry ist die erste von mehreren Erweiterungen, die im Rahmen von Open-Calls zur Einreichung von Vorschlägen erfolgen und das ArtBase-Archiv um neue Formen der künstlerischen Praxis, Strategien und Communities ergänzen werden.

Screenshot of ECHOES.

Eine urbane Landschaft, Palmen und der sonnige Himmel Kaliforniens. Die digitale Ausstellung Echoes findet auf einem virtuellen Campus statt. Echoes ist eine experimentelle Zusammenarbeit zwischen der Epoch Galerie und dem Art + Technology Lab des Los Angeles County Museum of Art, an der ehemalige und aktuelle Stipendiat*innen des Art + Technology Lab beteiligt sind und die vom Künstler und Epoch-Gründer Peter Wu+ organisiert wird. Die virtuelle Landschaft der Ausstellung ist dem Ausgrabungsgelände auf dem Campus des LACMA nachempfunden, wo das neue Gebäude für die ständige Sammlung entstehen soll, sowie den benachbarten Orten am Wilshire Boulevard in Los Angeles. Die gesamte Ausstellung wird als einzelnes NFT angeboten, das die Kunstwerke der teilnehmenden Künstler*innen zusammenstellt.

Alicia Smith: Teomama, 2018, Still.

Die interdisziplinäre Organisation für zeitgenössische Kunst Kadist will die Relevanz der Kunst im gesellschaftlichen Diskurs fördern. Digital wie in der tatsächlichen Welt schaffen sie Netzwerke, ermöglichen Sichtbarkeit und Kollaborationen. Unter dem Titel Unravelling Stories zeigen nun Sechs Künstlerinnen aus drei Kontinenten eine Online-Videoausstellung, die auf videobrasil.online gestreamt werden kann. Dabei sollen aus patriarchalischen Mythen und Erzählungen stammenden Handlungen enträtselt werden. Die von Catalina Lozano (KADIST) und Solange Farkas (Videobrasil) kuratierte Ausstellung schließt eine Reihe von Ausstellungen ab, die Künstlerinnen gewidmet sind, deren Werke Teil der Sammlungen beider Institutionen sind, und sich mit aktuellen Themen und Medien befassen.