En plein air
Thomas Huber im MASI Lugano

30. Oktober 2023 • Text von

Berge, Sonnenlicht und ein See. Unter dem Titel “Lago Maggiore” zeigt der Schweizer Künstler Thomas Huber im Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano feine Aquarelle und imposante großformatige Ölgemälde. Das Motiv ist ein See, der so schön ist, dass er fast nicht real sein kann.

Thomas Huber, 1.1.22, 2022, Öl auf Leinwand. Foto Marlene Burz © Thomas Huber & Skopia / P.-H. Jaccaud.

Es ist ein fulminates Spiel mit Licht und Farbe. Das Blau des Wassers und das Blau des Himmels, Reflexionen der untergehenden Sonne in Rot und Orange, Spiegelungen und Schattenspiele auf den imposanten Bergrücken. In seiner Ausstellung “Lago Maggiore” präsentiert der Schweizer Künstler Thomas Huber mit sechzig großformatigen Ölgemälden und Aquarellen Variationen einer Landschaft, in der Berge, Wasser und Licht in immer neuen Szenarien leuchten und brillieren. Geradezu rhythmisch komponiert haben die Bilder eine dynamische Struktur, der Künstler lenkt den Blick der Betrachter*innen geschickt zwischen Bergketten und Wasseroberfläche. Es sind weder Gebäude noch Menschen zu sehen in diesen Landschaftsbildern, Thomas Huber inszeniert seine Heimat als über-reale Idee und Projektionsfläche für Sehnsüchte und Wünsche.

Ausstellungsansicht “Thomas Huber. Lago Maggiore” © MASI Lugano, Foto: Sabrina Montiglia.

Bekannt ist Thomas Huber eigentlich für seine bildnerische Darstellung fast schon irrealer architektonischer Räume. In seiner Malerei nutzt er komplexe Symbole und stellt die Möglichkeit der Darstellung von Realität grundsätzlich in Frage. So verbindet er in seinen Bildern illusorische Räume und utopische Architekturen. Im aktuellen Zyklus verlässt er nun diese enigmatischen Innenräume und tritt förmlich hinaus in die Natur. Den Künstler, der seit vielen Jahren in Berlin lebt, zog es in die Landschaften seiner Jugend zurück, er ließ sich in der Nähe von Cannobio an der italienisch-schweizerischen Grenze nieder. Beeinflusst von der ihn umgebenden Natur, weichen in der aktuellen Serie die konstruierten Räume und die irrealen Architekturen den unwirklichen und ungreifbaren visuellen Impressionen des Lago Maggiore.

Ausstellungsansicht “Thomas Huber. Lago Maggiore” © MASI Lugano, Foto: Sabrina Montiglia.

Der Künstler selbst beschreibt seine Auseinandersetzung mit der Natur und dem See als “Eine Obsession, eine Devotion und eine Passion“. Und tatsächlich hat die ausufernde Serie obsessive Qualitäten. Wie in einem visuellen Tagebuch hält Thomas Huber spezielle Lichtstimmungen fest, den Tagesverlauf und die Abfolge der Jahreszeiten. Die kleineren Aquarelle wirken wie feine Skizzen, die der Künstler dann auf die Leinwand überträgt. Die Farben dieser großen Gemälde sind lebhaft und kraftvoll, die Kontraste gekonnt herausgearbeitet. Obwohl die Gemälde figurativ sind, nutzt Thomas Huber Farbübergänge und Farbverläufe in fast abstrakter Manier, der Künstler spielt mit der Kraft des Lichts. Die Bilder wirken nicht wie Abbildungen eines Landstrichs, eher wie die kondensierte Idee einer Landschaft in mannigfaltigen Ausprägungen.  

Ausstellungsansicht “Balla ’12 Dorazio ’60. Dove la luce” Collezione Giancarlo e Danna Olgiati, foto © Studio Fotografico Enrico Cano Sagl.

Um Licht geht es auch in der aktuellen Präsentation in der Collezione Giancarlo e Danna Olgiati gleich neben dem Museo d’arte della Svizzera italiana. Die Ausstellung “balla ’12 dorazio ’60 dove la luce“ verbindet zwei große Protagonisten der italienischen Kunst des 20. Jahrhunderts, Giacomo Balla und Piero Dorazio. Beide haben sich in ihrem Werk zentral mit dem Thema Licht beschäftigt, ihre Arbeiten ergänzen sich in der Ausstellung zu einer schlüssigen, abstrakten Reflexion über Komposition und Struktur. In weiteren Räumen kann man eine beeindruckende Auswahl der über 200 Werke aus der Sammlung erkunden, die vom frühen 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart reicht. Sie gehört zu den bedeutendsten im Bereich der modernen und zeitgenössischen italienischen Kunst und des Nouveau Réalisme.

WANN: Die Ausstellung “THOMAS HUBER. LAGO MAGGIORE” ist noch bis zum 28. Januar 2024 zu sehen.
WO: Museo d’arte della Svizzera italiana, via Canova 10, 6900 Lugano, Schweiz.

Vielen Dank für die Presse-Einladung nach Lugano und die Übernahme der Reisekosten.