Kunst in Quarantäne #33 Parodie und Pessimismus
18. Mai 2021 • Text von Teresa Hantke
Kunst soll parodieren, ins Extreme gehen, neue Sichtweisen eröffnen. All das liefern unsere Tipps dieser Woche für das Kunsterlebnis im virtuellen Raum. Intimität liefert Evy Schubert, kreativ austoben kann man sich mit der Tate Modern, durch surreale Welten von Lanéya Billingsley reisen oder sich einer NoWin-Situation hingeben.
“I shall brush my theeth immediately for their shiny power will bless me with mercy” – mit diesen Worten, weit aufgerissenem Mund und wilder Mimik, die durchaus amüsiert, begrüßt die Video-Künstlerin Evy Schubert auf worldwidenap.org. Die Internetseite ist als Pendant zu Evys Theaterprojekt, das nur vor einer Person aufgeführt wird, entstanden. “World Wide Nap” ist die ironische Antwort auf die Folgen der Pandemie – Social distancing wird parodiert, es geht um Nähe, Intimität. Evys Uraufführung von “World Wide Nap” fand Ende März im Haus der Statistik statt. Für nur eine Zuschauerin verausgabt sich die Künstlerin, spricht über Dekadenz, räkelt sich im Silberkleid und schafft ein intensives Erlebnis, das man hofft, bald auch selber in persona erleben zu dürfen.
“NoWin Situation” oder auch “lose-lose-situation” ist zwar eine Situation, in der man eine Wahl hat, kein Weg aber zum Gewinn führt. So sehen die teilhabenden KünstlerInnen der Ausstellung New Media Art from Berlin – The Pessimistic View wie Maxim Tur, Constantin Hartenstein oder Zoe Spehr, die am Wochenende in den Treptower Ateliers zu sehen war, die aktuelle Lage. Die Komplexität des Internets, eine allgemeine Überforderung und die Folgen der Pandemie en plus lassen die MedienkünstlerInnen pessimistisch in die Zukunft blicken. Die ausgestellten Arbeiten, die von Film zu Skulpturen reichen, lassen sich nun nochmal per Klick nachvollziehen. Für uns eine “win-win-Situation”.
Einmal eine Rachel Whiteread-Arbeit zuhause für sich privat genießen? Kann nun Realität werden. Für alle DIY-Begeisterten gibt es jetzt die Möglichkeit seine eigene Skulptur ganz nach der Ästhetik der britischen Künstlerin zu fertigen. Das Einzige, was man dafür braucht, ist Muse, etwas Ton und Gips. Step-by-Step erklärt die Tate Modern in einem Video wie, man sich zuhause eine Skulptur in Form einer Glühbirne gießen und somit seine eigene individuelle Whiteread-Arbeit besitzen kann.
Zwei weiße Kaninchen, die entfernt an “Alice im Wunderland” erinnern, heißen die BesucherInnen in der surrealen rosafarbenen Welt von Lanéya Billingsley willkommen. Es macht Spaß sich durch “Wound“, die digitale 3D-Austellung der Video-Künstlerin bei New Art City zu klicken. Folgt man den Anweisungen wie “When inside… walk through the RED DOORS (…) The doors and us rabbits will guide you to the final destination!!” stößt man auf eine reiche Bilder- und Videosammlung der Künstlerin, die Lust auf mehr macht.