Wohin während der Art Düsseldorf?
Diese 9 Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen

9. April 2025 • Text von

Es ist Art Düsseldorf – und entsprechend sind Fachpublikum und Kunstinteressierte en masse in der Stadt. Ihr auch? Dann hätten wir da ein paar Vorschläge zur Freizeitoptimierung. Wir empfehlen: Malkasten, Storage Museum, Rinde am Rhein, Wildpalms, Baustelle Schaustelle, Fünfzehnwochen, Die Walachei, Aura und Nexus Nails.

Moreno Schweikle Kunstlerverein Malkasten gallerytalk
Moreno Schweikle “Nesting”, 2025. Courtesy of the artist.

Künstlerverein Malkasten

“Nesting” steht auf dem kleinen gelben T-Shirt, das Moreno Schweikle aufgestellt hat, als könnte es ein eigenes Vorhaben verfolgen. Daneben lehnen an der Wand zwei größere Varianten desselben Designs, ein noch größeres liegt halb aufgefaltet am Boden, das größte Shirt aufgerollt unweit davon. Es ließe sich ganz im Sinne des Nestbau-Nestings irgendeine Familienkonstellation auf das Ensemble projizieren, doch die Bühne, die Schweikle seinen Shirts gebaut hat, legt noch eine andere Deutungsrichtung nahe. Im Künstlerverein Malkasten bespielt er eine Vitrine. Und in selbige hinein hat er eine weitere geschachtelt: gleiches Format, nur kleiner, genau wie das große Vorbild mit transparenter dreigliedriger Schiebefront. Die Shirts darin könnten im Grunde ineinander stapelbare Matroschka-Puppen tragen. Eine unterhaltsame Untersuchung der Wirkung von Maßstab!

WANN: Die Ausstellung “Nesting” von Moreno Schweikle läuft bis zum 15. Juni.
WO: Künstlerverein Malkasten, Vitrine im Hentrichhaus, Jacobistraße 6a, 40211 Düsseldorf.

Miriam Stoney jan huskes storage museum gallerytalk
Miriam Stoney, Real objects, sensual qualities, 2021. Credit: Maximilian Anelli-Monti. // Jan Hüskes, Schrank, 2024/25. Credit: Arian de Vette.

Storage Museum

Das Storage Museum ist Kunstlager und Ausstellungsraum zugleich. Gegenstand der kommenden Gruppenschau ist das Träumen. Inspiriert von Texten der US-amerikanischen Dichterin Alice Notley vereint Kuratorin Tabea Marschall Positionen, die das Flüchtige umkreisen. Ihre Ausstellung “But Only Dream Knows” verschiebt Größenverhältnisse und Zeitabfolgen, lässt das Unbewusste anklingen und verbindet subjektives Empfinden mit kollektiver Erinnerung.

WANN: Die Gruppenausstellung “But Only Dream Knows” eröffnet am Samstag, den 12. April, von 18 bis 22 Uhr. Sie läuft bis zum 22. Juni.
WO: Storage Museum, Himmelgeister Str. 107, 40225 Düsseldorf.

Rinde am Rhein gallerytalk
Courtesy of Luke Herrigel and Rinde am Rhein.

Rinde am Rhein

Wenn eine Steckdose wie ein Gesicht aussieht oder gar die Jungfrau Maria auf einer Scheibe Toastbrot erscheint, spricht man von Pareidolie, dem Phänomen von Sinnestäuschungen, bei denen Menschen vertraute Wesen in abstrakten Mustern oder Gegenständen erkennen. Der Titel der Gruppenausstellung “faces in the wall” bezieht sich lose auf den Begriff, will “faces” jedoch im doppelten Wortsinn auch als Oberflächen verstanden wissen – ein Verweis auf verschiedene Bedeutungsebenen des Materiellen? Vereint sind bei Rinde am Rhein jedenfalls Arbeiten von Lukas Brüggebusch, Luke Herrigel, Jihye Rhii, Lukas Schneider, Alison Yip und Caroline Zellfelder, die eine Auseinandersetzung mit der gegenständlichen Umwelt verbindet.

WANN: Die Gruppenausstellung “faces in the wall” eröffnet am Freitag, den 11. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 18. Mai.
WO: Rinde am Rhein, Kreuzstraße 49, 40210 Düsseldorf.

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Installationsansicht Janosch Jauch “Soft Errors”, Wildpalms, Düsseldorf, 2025. Courtesy of the artist & Wildpalms.

Wildpalms

Wie hat der Künstler das gemacht? Das will man ja gemeinhin gerne wissen. Bei Wildpalms lässt Janosch Jauch vor und hinter Leinwände gucken, mehr oder minder organische Pflanzen um- sowie Projektionen durchschreiten. Klassisch anmutende Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen wieder Pflanzen, eine Banane, einen Turnschuh. Jauch hat einige davon auf Bildträger aufgetragen wie zuvor Sprühfarbe oder Ölkreide. Die Ausstellung “Soft Errors” schichtet verschiedene Formen künstlerischer Produktion zu einer artifiziellen Naturerfahrung.

WANN: Die Ausstellung “Soft Errors” von Janosch Jauch läuft bis Sonntag, den 20. April.
WO: Wildpalms, Gerresheimer Straße 33, 40211 Düsseldorf.

Fabian Raphael Sokolowski baustelle schaustelle gallerytalk
Fabian Raphael Sokolowski “Inquiries Into Indexicality”, Key Visual. // Foto: Anastasia Glaser / Baustelle Schaustelle.

Baustelle Schaustelle

Zwei tiefschwarze Abgaswolken schießen aus den Auspuffrohren eines weißen Ford F-450. Dieses Bild illustriert den Wikipedia-Eintrag zu einer skurrilen Protestpraxis, dem “Rolling Coal”. Dafür tunen Pick-up-Besitzer:innen ihre Fahrzeuge zu besonders gewaltigen Drecksschleudern, um mitzuteilen, was sie von Klimaschutz halten – nämlich nichts. Besagtes Foto findet sich im Ausstellungsraum Baustelle Schaustelle als einer der Screenshots wieder, die Fabian Raphael Sokolowski auf Leinwände verfrachtet. Seine Ausstellung “Inquiries Into Indexicality” positioniert Bilder als Werkzeuge von Deutungsmacht, Bilder online, aber eben auch Kunstwerke. Seine Kritik gilt der Illusion von Neutralität.

WANN: Die Ausstellung “Inquiries Into Indexicality” von Fabian Raphael Sokolowski läuft bis Dienstag, den 15. April.
WO: Baustelle Schaustelle, Brehmstraße 41, 40239 Düsseldorf.

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Installationsansicht Christian Theiss “Fließen”, Fünfzehnwochen, Düsseldorf, 2025. Foto: Felix Höfer.

Fünfzehnwochen

Am Zigarettenautomaten vorbei, die Stufe zum Erdgeschoss des Eckhauses hinauf geht es durch einen Vorhang aus Metallketten hinein in Christian Theiss’ Installation “Fließen”. Der Name ist Programm: Zentral platziert, gerahmt von achteckigen Fliesen und gemalten Rundbögen an den Wänden des Raums, plätschert ein ebenfalls achteckiger Brunnen beruhigend vor sich hin. Fast wähnt man sich im Innenhof einer historischen Stätte. Bei Fünfzehnwochen hat Theiss in Anlehnung an Hieronymus Bosch seinen eigenen Garten der Lüste geschaffen.

WANN: Die Ausstellung “Fließen” von Christian Theiss läuft bis zum 25. Mai.
WO: Fünfzehnwochen – Gerresheim, am Apostelplatz, Keldenichstraße 96, 40625 Düsseldorf.

mick schmitt sam holzberg walachei gallerytalk
Courtesy of the artists.

Die Walachei

“Zeichnungen, Diaprojektionen, gesammelten Figuren und eine fotografische Kulisse” – mit diesen Worten bewerben Sam Holzberg und Mick Schmitt im charmantesten Sinne schmallippig ihre gemeinsame Ausstellung in der Walachei, dem AStA-Ausstellungsraum der Kunstakademie Düsseldorf. Genau das weckt Interesse.

WANN: Die Ausstellung von Sam Holzberg und Mick Schmitt eröffnet am Donnerstag, den 10. April, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis Sonntag, den 13. April.
WO: Die Walachei, Friedrichstraße 12, 40217 Düsseldorf.

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Kavachi “The Liars”, soft sculpture, circa 100x60x40 cm, ongoing, 2021. Foto: Michael Zarskeü.

Aura

Wie wäre die Komplexität der Liebe sprachlich zu erfassen? Roland Barthes hat sich dem 1977 mit seinem Essayband “Fragments d’un discours amoureux”, zu Deutsch “Fragmente einer Sprache der Liebe”, angenährt. Den englischen Titel des Bestsellers haben sich Melo Börner, Kavachi, Sevina Tzanou und Theresa Rothe für ihre Ausstellung im Aura Kunstraum geborgt. “A Lover’s Discourse” vereint ganz unterschiedliche, teils widersprüchliche Perspektiven auf das Erleben eines großen Worts, das sich nicht selten anders anfühlt, als man es erwartet hätte.

WANN: Die Gruppenausstellung “A Lover’s Discourse” eröffnet am Donnerstag, den 10. April, von 18 bis 22 Uhr. Sie läuft bis zum 10. Mai.
WO: Aura Kunstraum, Birkenstraße 67, 40233 Düsseldorf.

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Copyright: Keita Morita, 2025.

Nexus Nails

Ein Puzzelteil, ein Boxhandschuh, ein eher historisch anmutendes Festnetztelefon – derlei Artefakte finden sich auf satinbezogenem Schaumstoff in Plastikkisten gebettet an der Wand des Schaukastens Nexus Nails drapiert. Keita Morita sammelt, was auf der Straße herumliegt: Weggeworfenes, Verlorenes. Die Objekte formt er in Gips nach, archiviert sie in Kisten, die er mit Datum und Uhrzeit des Funds versieht, ehe er die Originale an die Orte zurückbringt, an denen sie von ihren Besitzer:innen zurückgelassen worden waren. In seiner Serie “Contemporary Urban Archaeology” konserviert Morita gleichförmig was wohl – hätte er es nicht geborgen – vergessen worden wäre. Die Anziehungskraft der Präsentation zeitgenössischer Relikte bestätigt, dass Moritas Hinwendung zum scheinbar Belanglosen lohnt.

WANN: Die Ausstellung “Contemporary Urban Archaeology” von Keita Morita läuft bis Sonntag, den 20. April. Sie ist rund um die Uhr zu sehen.
WO: Nexus Nails, Birkenstraße 44, 40233 Düsseldorf.

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