Wiener Kunstgriff
Februar 2019

11. Februar 2019 • Text von

Februar als kürzester Monat des Jahres hat nur 28 Tage. Nichtsdestotrotz haben wir diesen Monat sechs Empfehlungen aus dem Wiener Kulturbetrieb.

Courtesy TransArts, Universität für angewandte Künste Wien.

Ob Studierende der Universität für angewandte Kunst Wien fleißiger sind, als Studierende anderer Hochschulen, kann nur individuell beantwortet werden. Fakt ist aber, dass der Studiengang TransArts am Montag, den 11. Februar, eine Ausstellung mit dem vielsagenden Titel „naja“ eröffnet – und das während den Semesterferien. Präsentiert werden Werke und Performances der Studierenden, die sich in ihrem Studium mit Theorie und Praxis von verschiedenen Kunstformen beschäftigen, deren Einheit, aber auch Differenz. Wie dem auch sei, denkt sich der eine (ein Synonym für naja);  so einigermaßen, der andere (auch ein Synonym für naja). In jedem Fall eine hervorragende Gelegenheit junge Kunst zu sehen und herauszufinden, was unter dem Label „TransArts“ läuft und wie es sich von transmedialer Kunst unterscheidet. Denn auch das kann man an der Angewandten studieren.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Montag, den 11. Februar, um 19:00 Uhr und läuft bis zum 14. Februar.
WO: Rienößlgasse 20, 1040 Wien. Details hier.

Selfstorage-Container an der südlichen Peripherie in Wien, Foto: Klaus Pichler/Wien Museum.

In Zeiten von steigenden Mietpreisen und begrenztem Wohnraum, verfügen immer weniger Menschen in Großstädten über den Luxus eines Kellerabteils oder Dachbodens. Geliebte Erinnerungsstücke, ausrangierte Möbel und zunehmend einstaubende Sportgeräte haben keinen Platz mehr in den eigenen vier Wänden. Das Konzept der Selfstorage, in den USA in den 1960er Jahren entstanden und um die Jahrtausendwende nach Österreich importiert, wird währenddessen immer beliebter. Unter dem Titel „Wo die Dinge wohnen – das Phänomen Selfstorage“ eröffnet das Wien Museum am 13. Februar eine Ausstellung, die nach Gründen und Rahmenbedingungen des Trends fragt. Dabei wird Selfstorage zum sozio-politischen Exempel erhoben, an dem sich nicht nur Urbanisierung, sondern auch Globalisierung im Sinne von schwindender Sesshaftigkeit und Generation Easyjet ablesen lassen. Außerdem werden in der Ausstellung Fotografien von Klaus Pichler präsentiert, die Wiener Bürger*innen in ihren Selfstorage Parzellen zeigen.

WANN: Die Eröffnung findet am Mittwoch, den 13. Februar, um 18:30 Uhr, statt.
WO: Wien Museum MUSA, Felderstraße 6-8, 1010 Wien. Mehr Information hier.

Die Diskussionsplattform „Crit Cross“ für kritische Themen in Bezug auf zeitgenössische Kunst in Wien kehrt mit ihrer ersten Veranstaltung im neuen Jahr ins Belvedere 21 zurück. Der vom Verein K initiierte Ort zur Diskussion von aktuellen Debatten und Diskursen in der Kunst, ebenso wie zur kritischen Hinterfragung des Konzepts Kritik im Allgemeinen, ist für alle offen. Im Vorfeld der Treffen können Lektürevorschläge eingereicht werden, die anschließend um Anregungen von Artworld VIPs erweitert werden. Gelesen wird allein, diskutiert gemeinsam, der Eintritt ist frei. Im Februar steht auf der Liste: ein Text von Dorian Batycka über die Biennale in Athen, von Julia Friedman über die Kanonisierung von popkulturell bedeutsamen Künstlerpersönlichkeiten, von Philippe Parreno über Bruce Nauman und von Martina Schöggl zu Sexismus im Kunstbetrieb.

WANN: Die Veranstaltung ist am Freitag, den 15. Februar, um 18:30 Uhr.
WO: Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Texte und Anmeldung online.

Roberto Minervi: What you gonna do when the world’s on fire (Filmstill), 2018. Italy/USA/France, 123 min, B&W, ratio 1:1,85, sound 5.1, in English. Courtesy of the artist.

Ebenfalls im Belvedere 21 findet an demselben Wochenende ein Filmscreening von Roberto Minervis „What you gonna do when the world’s on fire“ statt. Der italienische Dokumentarfilmemacher, der auch auf der Viennale 2018 vertreten war, hat sich mit seiner Texas Trilogie und dem in Louisiana gedrehten Film „On the other Side“ einen Namen gemacht: Mit geringem Budget und Laiendarstellern realisiert er einfühlsame Porträts aus unterschiedlichen sozialen Milieus. „What you gonna do when the world’s on fire“ spielt im US-amerikanischen Louisiana und begleitet die Aktionen der New Black Panther Party in New Orleans in Gegenüberstellung mit Gewaltverbrechen durch den Ku-Klux-Clan. Während auf der Leinwand Fragen nach Kollektivierung und Mobilisierung im Mittelpunkt stehen, stellt Minervi immer wieder die Frage nach Repräsentation, Sichtbarkeit und der Verantwortung, die damit einhergeht als weißer Europäer „anderen“ eine Stimme zu geben.

WANN: Das Screening ist am Sonntag, den 17. Februar, um 15:30 Uhr.
WO: Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Mehr online.

Heinz Frank: Das Loch in meiner Seele und ihr gläsernes Kleid, Bureau des Réalités, Brüssel, 2018. Foto: Isabelle Arthuis. Courtesy der Künstler und LambdaLambdaLambda, Prishtina.

Mit Heinz Frank widmet die Kunsthalle Wien einem österreichischen Künstler eine Einzelausstellung, der an der Grenze von Architektur und bildender Kunst agiert. Geboren 1939 in Wien, weist Heinz Frank (einer von denjenigen, bei denen man immer automatisch Vor- und Nachnamen sagt) alle wesentlichen Charakteristika eines deutschsprachigen Nachkriegskünstlers auf: Aphoristische Anweisungen, die räumliche Erweiterung über den Bildträger hinaus, sowie die Rebellion gegen festgeschriebene Gattungsbegriffe und Konventionen. Immer wieder strapaziert er dabei Dualitäten – Außen- und Innenräume, Mensch und Umwelt, aber auch Gefühl und Emotion, was wiederum als Beweis dafür gesehen werden kann, dass Heinz Frank dem vorherigen Jahrhundert angehört.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Dienstag, den 19. Februar, um 19:00 Uhr.
WO: Kunsthalle Wien Karlsplatz, Treitlstraße 2, 1040 Wien. Details hier.

Courtesy das weisse haus.

Die letzte Empfehlung des Monats ist eine doppelte Ausstellungseröffnung im weissen Haus. In den aktuellen Räumlichkeiten des Kunstvereins nahe Stadtpark werden Ende Februar gleich zwei Gruppenausstellungen präsentiert. Die eine widmet sich dem vor knapp vierzig Jahren erschienenen Buch „Camera Lucida“ von Roland Barthes und versucht sich an einer audiovisuellen, essayistischen Aktualisierung des Grundlagentextes: Mittels einer chronologischen Aneinanderreihung von verschiedensten fotografischen Positionen soll die Zeitlichkeit des Mediums um eine örtliche Vergänglichkeit erweitert werden. Die andere Ausstellung beschäftigt sich mit Künstler*innenbüchern, genauer gesagt mit derartigen Künstler*innenbüchern, die auf bereits publiziertes Material zurückgreifen und dieses mit neuem Einband in einen anderen Kontext setzen.

WANN: Beide Openings finden am 19. Februar, um 19:00 Uhr statt.
WO: das weisse haus, Hegelgasse 14, 1010 Wien. Mehr Information hier.

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