Wiener Kunstgriff
07.03. - 21.03.2019

7. März 2019 • Text von

Wie erlebt ein Individuum Räume, wenn es jeglicher Privatsphäre beraubt wurde? Welchen Widerstand kann ein körperliches Subjekt gegen gesellschaftliche Normen leisten? – eine Auswahl von Fragen, die die Wiener Kunstwelt in den nächsten zwei Wochen beschäftigen.

Magda Csutak : DETAIL, Lichtfassen, 2002. 15-teilige Bildkonstruktion, Porzellan, Fotoemulsion, Holz , 363 x 64 x 6 cm. Courtesy Christine König Galerie, Wien and the artist.

An diesem Donnerstag veranstalten die Wiener Galerien wieder einen Eröffnungsmarathon. Nicht nur um die Eschenbachgasse, unter anderem bei der Galerie CRONE, bei Krobath und EXILE, sondern auch im vierten Bezirk in der Schleifmühlgasse sind fast alle Türen geöffnet. Bei Christine König sind Arbeiten von Magda Czutak zu sehen. Im Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzung steht die Übersetzbarkeit von mathematischen Symbolen in eine künstlerische Sprache. Czutak fügt medial und formal verschiedenartige Bildträger zu reliefartigen Formeln zusammen, die sich entlang der Galeriewände ausdehnen. So manifestieren sich mathematische Bedeutungsträger als körperlose Chiffren im Raum und werden mit einen anderen Set von symbolischen Bezügen aus der Kunstgeschichte konfrontiert.

WANN: Die Ausstellungen eröffnet am Donnerstag, den 07. März, um 18:00 Uhr.
WO: Christine König Galerie, Schleifmühlgasse 1a, 1040 Wien. Details hier.

Olga Holzschuh: /the anger belongs to the gods /. Print auf Papier, 29,7 x 42,0 cm Edition 20. Courtesy KOENIG2 by_robbygreif, Wien and the artist.

In dem Projektraum der Galerie, KOENIG2 präsentiert die Künstlerin Olga Holzschuh ihre erste Einzelausstellung in Österreich. Ausgehend von Recherchen zum gefängnisindustriellen Komplex und der psychologischen Dimension von Inhaftierungsverfahren hat die Künstlerin eine raumgreifende Installation gestaltet. Das Interieur ist in einem spezifischen Farbton gehalten, dem sogenannten Cool Down Pink, dem eine beruhigende Wirkung auf die Insassen von Justizvollzugsanstalten nachgesagt wird. In Holzschuhs installativen und fotografischen Arbeiten zum Thema steht der Körper im Mittelpunkt, genauer der Nacken, als Ort, an dem sich privater und öffentlicher Raum treffen und autoritäre Kontrolle, Aktivität und Fragilität sichtbar werden.

WANN: Das Opening findet am Donnerstag, den 07. März, um 18:00 Uhr, statt.
WO: KOENIG2_by RobbyGrief, Margarethenstraße 5, 1040 Wien. Mehr hier.

Daniel Sostaric: Markus Benjamin Riedel. © The artist.

Einen Tag vor der Veröffentlichung dieses Kunstgriffs eröffnete bei Improper Walls eine Show von Markus Benjamin Riedler, die wir an dieser Stelle aufgrund ihres genialen Titels trotzdem ankündigen wollen. „Warum denkst du an meinen Penis?“ ist eine Übertragung des privaten Lebens- und Arbeitsraums des Künstlers in die Ausstellungsräumen. Erneut wird die Grenze von privat und öffentlich verschoben. In diesem Fall geht es weniger um den Verlust der Privatsphäre, sondern darum, die Aufmerksamkeit auf diejenigen Situationen zu lenken, in denen wir in unserem alltäglichen Leben mit Teilen unserer Selbst konfrontiert werden – sei es durch Spiegel, Fotos oder all jenen Spuren, die unsere eigene körperliche Gegenwart fortlaufend hinterlässt.

WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum 20. März, jeweils von Mittwoch bis Freitag, von 15 bis 19 Uhr zu sehen.
WO: Improper Walls, Reindorfgasse 42, 1150 Wien. Oder online.

Henrike Iglesias: OH MY . © Paula Reissig.

Imagetanz, das Festival für Neues aus Choreografie und Performance, feiert dieses Jahr sein dreißigstes Jubiläum. Während die Zahl dreißig für viele das Ende von jung, innovativ und aufstrebend bedeutet, haben die Veranstalter*innen auch dieses Jahr wieder ein vielseitiges und inspirierendes Programm aus Uraufführungen von lokalen Künstler*innen, internationalen Gastspielen, Studio Visits und Diskussionen zusammengestellt. An den diesjährigen Spielstätten – das Atelier Augarten als Festivalzentrum, der Dschungel Wien und das Studio Brut – widmen sich Performer*innen aus dem breiten Spektrum ihrer Disziplin der Kritik an Alltagsrassismen und sozialen Konventionen aus einer queer-feministischen Perspektive. In diesem Sinne eröffnet Imagetanz 2019 am internationalen Frauentrag mit der Performance „OH MY“ des Kollektives Henrike Iglesias, das dem Publikum Pornografie als eine Strategie der Selbstermächtigung vorführt und zur Teilnahme einlädt.

WANN: Das Festivalprogramm beginnt am 08. März, um 20 Uhr, mit der Performance „OH MY“ und läuft bis zum 30. März.
WO: Der Hauptspielort ist das Atelier Augarten, Scherzergasse 1a, 1020 Wien. Alle weiteren Orte und das Programm findet Ihr hier.

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