Wiener Kunstgriff
03.05. - 16.05.19

3. Mai 2019 • Text von

Der Versuch etwas abzubilden, das zwangsläufig unvollständig ist – Initiationsmoment jedes Bildes, genauso wie jedes Textes. In den Veranstaltungen der kommenden zwei Wochen wird dieses Urproblem künstlerischer Tätigkeit auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen verhandelt.

Toni Schmale: im eimer #1 #2 #3, 2019. Blech, Beton, je ca. 92 cm, Ø 42 cm. Courtesy Christine König Galerie, Wien und die Künstlerin, Foto: Andrea Kopranovic.

Der Kunstmonat begann am vergangenen Abend mit einer Reihe von Eröffnungen in der Schleifmühlgasse. In der Galerie Christine König präsentiert die Wiener Künstlerin Toni Schmale neue Arbeiten, deren Ästhetik sich aus ihrem Werk selbst ergibt (und dennoch auch unweigerlich von ihrem Studium bei Monica Bonvincini zeugt): Skulpturen, die weder Subjekt noch Objekt sind, sich weder als männlich noch als weiblich beschreiben lassen. Hier verselbstständigt sich die Form, um zwischen Präzision und Grobheit und zwischen Materialität und Sinnlichkeit zu oszillieren.

WANN: Die Ausstellung ist noch bei zum 22. Juni zu sehen, jeweils von Dienstag bis Freitag, von 10 – 19 Uhr, und am Samstag von 11 bis 16 Uhr.
WO: Galerie Christine König, Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien. Details online.

Ivan Cheng by Nona_stopped_cinema.

Im Belvedere 21 eröffnen diesen Freitag die letzten drei eingeladenen Wiener Projekträume ihre Ausstellungen innerhalb des Programms „Über das Neue“. foundation führt die künstlerischen Positionen von Kareem Lotfy, Evelyn Plaschg, Fabio Santacroce und Anne Schmidt zusammen, um einer Reflexion einerseits über Widerstand gegen den Himmel als fiktive Landschaft und andererseits über den Himmel als Flucht vor einer auswegslosen Situation im Jetzt nachzugehen. Mauve nutzt die Schau im Belvedere als Auftakt für eine Ausstellungstriologie, die um das Thema Repräsentation kreist, und zeigt Arbeiten von Titania Seidl, Lukas Thaler und Laura Yuile in Beziehung zu Fragen, wie: Was repräsentiert ein Bild? Eine Künstler*in? Für wen und für was können individuelle und kollektive Repräsentationen gefunden werden? Pina entscheidet sich als einziger Projektraum für ein ausschließlich performatives Programm: Neben dem Eröffnungsabend finden an drei Terminen Performances, Lesungen und Konzerte statt, deren ephemere Überbleibsel den Raum schrittweise füllen werden.

WANN: Die Midissage im Belvedere 21 beginnt am 03. Mai, um 19 Uhr.
WO: Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Hier mehr.

NOME D’US.Copyright: Sanna Helena Berger, shore gallery.

Während einige Projekträume in den letzten Monaten im Zusammenhang mit Institutionen mit großem „I“ genannt wurden, öffnen andere gerade erst ihre Türen. Im zweiten Bezirk startet Paul Makowsky dieses Wochenende den Raum „shore“. Sanna Helena Berger hat für die Eröffnung eine Gruppenausstellung konzipiert, deren geteilter Raum gleichzeitig Name und Thematik der Show ist. „Nome d‘us“ steht für den Möglichkeitshorizont des Dialoges, des instinktiven Teilens und das emanzipatorische Potential einer Gruppenausstellung vor feministischen Hintergrund. Elf Künstlerinnen „echo into a choir.“

WANN: Das Opening beginnt am 04. Mai um 18 Uhr.
WO: shore, Glockengasse 21, 1020 Vienna. Details hier.

Der Wiener Kulturkalender im Monat Mai verzeichnet auch ein Großereignis: Die Eröffnung der Wiener Festwochen. Der Interimsintendant Christophe Slagmuylder verzichtet auf eine thematische Konturierung des Programmes, sondern setzt auf Komplexität und Nuancierungen. Die Auftaktveranstaltung – ein assoziatives Programm von Musikerinnen, Komponistinnen, Instrumentalistinnen und Performerinnen – unter der Regie von Mirjam Unger findet traditionell noch auf dem Rathausplatz statt. Danach fokussiert sich das Eröffnungswochenende auf die Donaustadt als urbanen Ort: Sara Vanbel konzipiert beispielsweise einen Event rund um den Schrei und Anna Witt lässt die Bewohner*innen von Gemeindebauten ihre Rhythmen und Sounds in die Stadt tragen.

WANN: Die Wiener Festwochen werden am 11. Mai um 19:00 Uhr offiziell eröffnet.
WO: Wiener Festwochen, Tageskasse, Lehárgasse 3a, 1060 Wien. Programm und Infos hier.

Cyprien Gaillard: Cities of Gold and Mirrors (Still), 2009. © Cyprien Gaillard, Courtesy Cyprien Gaillard & Sprüth Magers.

„Der blinde Fleck ist die jüngste Vergangenheit“ ist der Titel eines zweiteiligen Programms im mumok Kino, das aus einer Lehrveranstaltung von Diederich Diederichsen an der Akademie der bildenden Künste hervorgegangen ist. Auf das Jahr 2009 zurückblickend werden darin Fragen nach Gegenwärtigkeit und Jetztzeit artikuliert, ebenso wie Kritik an nostalgischen Reminiszenz- und Historienbestrebungen geübt. Für den ersten Filmabend haben Studierende unter anderem Videos von Cyprien Gaillard, Melanie Gilligan, Jonas Mekas, Laure Prouvost und Jon Rafman ausgewählt, denen als atmosphärische Referenz ein Song der Goldenen Zitronen überschrieben ist: „Bloß weil ich friere, ist noch lange nicht Winter.“

WANN: Die Veranstaltung beginnt am 15. Mai um 19:00 Uhr.
WO: mumok Kino, Museumsplatz 1, 1070 Wien. Sowie online.

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