Wenn aus Mini Super wird
Die Supermarket Art Fair in Stockholm

29. April 2016 • Text von

Während die spießigen Künstler sich zuhause in ihren Wohnungen verkrochen haben, versammelten sich die verrücktesten Künstlerpositionen von Donnerstag bis Sonntag im Svarta Huset und gestalteten eine Messe der anderen Art. Supermarket Art Fair.

Eine Kunstmesse die Supermarket Fair heißt? Klingt komisch, ist aber ganz schön cool. Die Idee kam vor 10 Jahren, als sich ein kleines Team dazu entschloss, der kommerziellen Stockholmer Kunstmesse Market Parole zu bieten – und somit war die Minimarket-Messe, die in den späteren Jahren aufgrund ihrer stetig wachsenden Größe in Supermarket umgetauft wurde, geboren.

Svarta Huset, Konstmässan Supermarket, Photo: supermarketart

Svarta Huset, Konstmässan Supermarket, Photo: supermarketart

Die Idee: Junge Künstler, Galerien und Vereinen zu unterstützen, ihnen eine Möglichkeit für internationales Networking zu geben und eigentlich keine Grenzen zu setzten. Von Video, Performance über Fotografie und Skizzen ist alles dabei.
Der Ort: Das Svarta Huset, übersetzt Schwarzes Haus, sieht von außen aus wie ein, man mag es kaum glauben, großes schwarzes Haus. Die Räumlichkeiten im Inneren erinnern an eine verlassene Fabrik – Abzugsrohre, Beton und Metall. Durch die Verbindung mit Kunst erhält das Ambiente eine lässige Atmosphäre.
Das Motto: Freiheit, Kreativität, Verrücktheit.
Die Booths: 61 Galerien, mehr als 200 internationale Künstler und Künstlerinnen, die eher non-profit unterwegs sind trafen sich hier. Von Booth zu Booth gab es ständig was zu bestaunen – ob alt ob jung, ob Frau ob Mann. Da war für jeden was dabei.

Hier unsere Highlights:

The artist-run gallery VSVSVS from Toronto, offering a moment of silence and education in the crowded exhibition. Photo: Charles Ludvig

The artist-run gallery VSVSVS from Toronto, offering a moment of silence and education in the crowded exhibition. Photo: Charles Ludvig

VSVSVS sind sieben KünstlerInnen aus Toronto nd präsentierten einen riesigen, aufblasbaren Raum aus Plastik. Gestützt durch Seile füllt er die ganze Booth. Das schwarze monströs wirkende Etwas durfte und sollte auch durch ein kleines Loch betreten werden. Von innen sah das ganze dann komplett anders aus – nämlich weiß. Drinnen fanden Vorträge und Gespräche statt oder konnte einfach nur gechillt werden.

Galerie Hinterland, Supermarket Art Fair, Photo: Gudrun Wallenböck

Galerie Hinterland, Babak Kazemi, Parastou Forouhar, Adel Dauood, Niko Wahl, Photo: Gudrun Wallenböck

Wo es verrückt hergeht, darf natürlich auch Österreich nicht fehlen. Und geht mit der Kunsthalle Graz und der Galerie Hinterland ins Rennen. Während die Galerie Hinterland mit einer überschaubaren Gruppe an Künstlern am Stand mit Eleganz punkten kann, schafft die Kunsthalle Graz es auf ihrem Stand mit den sieben Künstlerpositionen eine gewisse Überladung, der mit einer Erklärung aber schnell ein Überblick geboten wird. Der Tischfußballtisch von Jani W. Schwob schaffte eine kurze Auszeit des sonstigen Getümmels auf der Messe.

kunsthallekleinbasel, the living room of the Swiss artist and curator Jasmin Glaab. Photo: Björn Lindahl.

kunsthallekleinbasel, the living room of the Swiss artist and curator Jasmin Glaab. Photo: Björn Lindahl.

Kunsthallekleinbasel bringt das Feeling seines üblichen Standorts, nämlich das Wohnzimmer der Kuratorin Jasmin Glaab auf die Messe – Pölster, Kekse und Kaffee. An den Wänden werden Werke von vier Künstlern gezeigt. Sonst wird auch viel geboten – Bilder von Alice mit den schlechten Einflüssen einer Bar anstatt im Wunderland bis hin zu einer Performances von Mirjam Spoolder, die sich mit der Frage nach dem Tod auseinandersetzt.

Glädjemännen, Galleri Se Konst, Falun, Sweden, exhibition at Supermarket 2016. Photo: Charles Ludvig.

Glädjemännen, Galleri Se Konst, Falun, Sweden, exhibition at Supermarket 2016. Photo: Charles Ludvig.

Und zu guter Letzt auch noch eine Galerie aus Schweden: Galleri Se Konst (GSK) aus Falun. Die von Künstler geführte Galleri Se Konst startete am ersten Tag mit einer weißen Wand, auf der begonnen wurde, Häuser, Menschen, Gesichter und Autos zu zeichnen. Täglich wurden neue Motive hinzugefügt, Uhrwerke mit eingebaut um dem Ganzen etwas Lebendiges und Mototisches hinzuzufügen. Am Boden liegend und Bier trinkend wurde die Booth ein sich täglich weiterentwickelndes Kunstwerk, das den Besucher einlud es zu betreten und zu bestaunen.

Felipe Castelblanco from Mote 078 Gallery, USA, caught in the action of hanging up an art work. Photo: Maria Högbacke.

Felipe Castelblanco from Mote 078 Gallery, USA, caught in the action of hanging up an art work. Photo: Maria Högbacke.

Hier merkt man, dass jeder sein eigenes Ding macht. Während vor der Eröffnung einige schon fixfertig auf den Ansturm warteten, waren andere noch – der Verzweiflung nahe – am Fertigstellen ihrer Ausstellungsräume. Doch genau das ist gut so und hat dem Ganzen einen authentischen Touch gegeben. Auch wenn es hier weniger ums Verkaufen ging als ums Vernetzten haben alle Menschen – Teilnehmer, Aussteller und Besucher – etwas gewonnen. Erst auf so einer Messe wird meiner Meinung nach klar, was die Welt denn eigentlich in Sachen Kunst zu bieten hat. Wir sind baff, wie easy-going eigentlich so eine Kunstmesse sein kann. Wir wollen mehr davon!

WANN: Die Messe fand vom 21.-24. April 2016 statt, der Termin für 2017 wird erst verkündet.
WO: Supermarket Art FairSvarta Huset, Stockholm