Best of Various Others
Der Kunstherbst 2024 in München

2. September 2024 • Text von

Various Others bietet der zeitgenössischen Kunst im Herbst wieder eine Plattform. Nicht nur die gesamte Münchner Kulturlandschaft zeigt, was sie zu bieten hat. Auch international renommierte Galerien sind bei der kollaborativen Initiative eingeladen. Das Programm umfasst eine Vielzahl an sehenswerten Ausstellungen. Da fällt es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Wir empfehlen VS, Gig im Lothringer 13 Studio, Beacon, VO Special, Britta Rettberg, Deborah Schamoni, die Eres Stiftung, Max Goelitz und Rüdiger Schöttle.

Yael Bartana VS
Yael Bartana, Two Minutes To Midnight, 2021, performance still, Foto: Birgit Kaulfuß.

VS: Yael Bartana

Hinter dem Kürzel VS steckt das Interimsquartier der Villa Stuck. Das Museumsteam ist wegen Renovierungsarbeiten an dem historischen Gebäude vor ein paar Monaten in die Goethestraße 54 gezogen, um weiterhin Ausstellungen, Veranstaltungen und Vermittlungsangebote zu realisieren. Im Rahmen von Various Others ist dort Yael Bartanas Film “Two Minutes To Midnight” zu sehen. Die Videoarbeit basiert auf einer gleichnamigen Performance, bei der die Künstlerin der Frage nachgeht: Was wäre, wenn Frauen die Welt regieren würden?

WANN: Die Ausstellung “Two Minutes To Midnight” eröffnet am Samstag, den 9. September, um 15 Uhr und ist bis zum 20. Oktober zu sehen.
WO: VS, Goethestr. 54, 80336 München.

Der Tipp kommt von Julia Anna Wittmann.

Sophia Mainka gig munich various others gallerytalk
Sophia Mainka, Chien et canal, 2024. Video still (3.44min, fullHD, without sound, loop).

Gig im Lothringer 13 Studio: Sophia Mainka

Sophie Mainka ist Tier geworden oder besser Tiere. Sie hat sich Hundepfoten gefertigt und ist damit über Pariser Kopfsteinpflaster gestreunt. Sie hat die Perspektive eines Wals eingenommen, der sich in die Seine verirrt hat, und mit Spielzeugpfeife einen Vogel imitiert. In der von Gig organisierten Ausstellung “Notes on Roommates (a dog, a parrot, a whale and a canal)” im Lothringer 13 Studio finden Mainkas Einfühlungserfahrungen ihren Ausdruck in Videoarbeiten und Skulpturen. Das Tier im urbanen Raum – Stand jetzt ist da in Sachen Koexistenz noch Luft nach oben.

WANN: Die Ausstellung “Notes on Roommates (a dog, a parrot, a whale and a canal)” von Sophia Mainka eröffnet am Freitag, den 6. September, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum, 13. Oktober.
WO: GiG im Lothringer 13 Studio, Lothringer Str. 13, 81667 München.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Sveta Mordovskaya: V.I.P., 2022, Photo: Gina Folly, Courtesy of Weiss Falk and the Artist.

Beacon: Dani Leder, Robert Keil und Sveta Mordovskaya

Eine Hingabe und einen Idealismus, der sie optimistisch stimmt, sieht die Kuratorin Hêlîn Alas in den Arbeiten, die sie für die neue Ausstellung bei Beacon ausgewählt hat. Die Gruppenausstellung versammelt Werke von Dani Leder, Robert Keil und Sveta Mordovskaya. Zu sehen sind eher nüchterne Malereien und Objekte, die fast banal nah an Materialien und Szenen aus dem Alltag rücken. Dennoch eint sie der wissende Blick auf die komplexe Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt.

WANN: Die Gruppenausstellung mit Robert Keil, Dani Leder und Sveta Mordovskaya eröffnet am Freitag, den 6. September, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 11. Oktober.
WO: Beacon, Liebherrstrasse 8, 80538 München.

Der Tipp kommt von Quirin Brunnmeier.

AnnaMcCarthy CarCrash Various Others
Anna McCarthy, Car Crash, 2024, Courtesy the artist.

VO Special: “Carrying the Earth to the Sky”

Für das Various Others Special fungiert ein unscheinbares Wohnhaus in der Schillerstraße 38 für drei Wochen als Ausstellungsort. Präsentiert wird Kunst aus München: 13 Künstler:innen, die derzeit die zeitgenössische Kunstszene der Stadt prägen, wurden von den Teilnehmer:innen von Various Others nominiert und von einer internationalen Jury ausgewählt. Die Gruppenausstellung “Carrying the Earth to the Sky” zeigt Werke von Hêlîn Alas, Pierre-Yves Delannoy, Lukas Hoffmann, Veronika Hilger, Anna McCarthy, Jonathan Penca, Gülbin Ünlü, Curtis Talwst Santiago, Valio Tchenkov, Ayaka Terajima, Paul Valentin, Max Weisthoff und Ju Young Kim.

WANN: Die Ausstellung “Carrying the Earth to the Sky” eröffnet am Samstag, den 7. September, um 18 Uhr und läuft bis Sonntag, den 29. September.
WO: Schillerstraße 38, 80336 München.

Der Tipp kommt von Julia Anna Wittmann.

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Paul Valentin: Coda, 2024. Video, 16/9. Courtesy of the artist.

Britta Rettberg: Lennart Lahuis und Paul Valentin

Nur für einen kurzen Moment dampfen Textfragmente durch die Galerie Britta Rettberg, schon sind sie wieder verpufft. Lennart Lahuis hat handelsübliches Gastrogerät zu Mantra-spuckenden Dampfmaschinen umfunktioniert. Auf antik anmutenden Tonstücken inszeniert er Satzbruch hingegen alles andere als flüchtig – wie zu entziffernde Weisheiten aus einer vergangenen Zeit. Mit ihrer Ausstellung “Solid Currents”, die in Zusammenarbeit mit der niederländischen Galerie Dürst Britt & Mayhew entstanden ist, rütteln Lahuis und Paul Valentin am Raumzeit-Kontinuum. Valentin lässt einen Androiden in seinem Sci-Fi-Universum „Formula“ ein futuristisches Flötenspiel aufführen. Aus der fiktiven Zukunft überführt er eine glänzende Amphore ins physische Jetzt.

WANN: Die Ausstellung “Solid Currents” von Lennart Lahuis und Paul Valentin eröffnet am Freitag, den 6. September, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 19. Oktober.
WO: Britta Rettberg, Gabelsbergerstraße 51, 80333 München.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Flaka Haliti: Under the Sun – Explain What Happened, 2022, © Flaka Haliti. Photo: © Manifesta 14 Prishtina / Ivan Erofeev;
Courtesy the artist and Deborah Schamoni. 

Deborah Schamoni: Flaka Haliti

Die Welt ist kompliziert und verworren. Geostrategische Narrative werden immer noch durch Militarismus und den Missbrauch von Macht geprägt. Diese Form der Durchsetzung von Interessen reflektiert Flaka Haliti in ihrer Erforschung der “Entmilitarisierung der Ästhetik”, auch basierend auf ihren persönlichen Erfahrungen nach dem Kosovo-Krieg und dem visuellen Eindruck der Nato-Militärpräsenz während der Friedensbemühungen. “Partly Cloudy or Partly Sunny” ist Halitis zweite Einzelausstellung bei Deborah Schamoni.

WANN: Die Ausstellung “Partly Cloudy or Partly Sunny” von Flaka Haliti eröffnet am Freitag, den 6. September, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 26. Oktober.
WO: Deborah Schamoni, Mauerkircherstraße 186, 81925 München.

Der Tipp kommt von Quirin Brunnmeier.

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Merlin Stadler: On the Nature of Things, 2024, Video. © Merlin Stadler, Foto: Stephanie Rössing.

Eres Stiftung: Debütant:innen der AdBK

Wer unter den Studierenden der Akademie der Bildenden Künste München (AdBK) in diesem Jahr besonders hervorgestochen ist, zeigt die Ausstellung “one step beyond” in der Eres Stiftung. Dort sind die ausgezeichneten Absolvent:innen des Diploms und des Staatsexamens versammelt. Unter anderem Ju Young Kim, Rosanna Marie Pondorf, Merlin Stadler, Jonas Höschl und Tatjana Vall zeigen neue und auf den Raum bezogene Arbeiten.

WANN: Die Ausstellung “one step beyond” der Debütant:innen der AdBK, Jahrgang 2024, eröffnet am Donnerstag, den 5. September, von 19 bis 22 Uhr. Sie läuft bis zum 19. Oktober.
WO: Eres Stiftung, Römerstraße 15, 80801 München.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Installation view at FRAGILE, Berlin Jenna Sutela Vermi Cell, 2023, Courtesy of FRAGILE Copyright of the artist Photo: Jonas Wendelin.

Max Goelitz: Jenna Sutela and Pamela Rosenkranz

Die Grenzen zwischen dem Organischen und dem Synthetischen stehen diesen Herbst bei Max Goelitz im Fokus. Die Galerie zeigt unter dem Titel “dirt” in Zusammenarbeit mit Sprüth Magers Arbeiten von Jenna Sutela und Pamela Rosenkranz. Die lebende Installation “Vermi Cell” von Sutela, ein Kompost aus Erde, Setzlingen und Regenwürmern, entwickelt sich während des Ausstellungszeitraums stetig weiter und generiert Energie für ein Soundsystem. Die Arbeiten von Rosenkranz wiederum sollen im Dialog mit diesem Organismus stehen und die Idee von “Natur” und dem menschlichen Blick auf diese reflektieren.

WANN: Die Ausstellung “dirt” von Flaka Haliti eröffnet am Freitag, den 6. September, von 16 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 5. Oktober.
WO: Max Goelitz, Maximilianstraße 35, Eingang Herzog-Rudolf-Straße, 80539 München.

Der Tipp kommt von Quirin Brunnmeier.

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Helene Appel, sink (with dishes), 2024, Acryl, Öl und Lack auf Leinen, 49 × 39,5 cm, Photo: Marcus Schneider, Courtesy of Galerie Rüdiger Schöttle.

Galerie Rüdiger Schöttle: Helene Appel

Helene Appel präsentiert in ihrer Einzelausstellung “Try-Outs” neue Malereien in der Galerie Rüdiger Schöttle. Die Künstlerin löst vertraute Objekte aus ihrer häuslichen Umgebung und macht Phänomene des Alltags zum Mittelpunkt ihrer Bilder. Die groß- und kleinformatigen Gemälde zeigen Alltagssituationen, wie den täglichen Abwasch, die normalerweise nicht auf der Leinwand, sondern innerhalb der eigenen vier Wänden stattfinden. Die illusionistisch anmutenden Bilder wirken dabei so haptisch und detailgetreu, dass es fast schon schwerfällt, die Finger davon zu lassen. 

WANN: Die Ausstellung “Try-Outs” eröffnet am Freitag, den 6. September, um 18 Uhr und ist bis zum 16. November zu sehen.
WO: Galerie Rüdiger Schöttle, Amalienstr. 41, 80799 München.

Der Tipp kommt von Julia Anna Wittmann.

gallerytalk.net ist Medienpartner von Various Others.

Transparenzhinweis: Julia Anna Wittmann hat den Text für die Ausstellung bei Britta Rettberg geschrieben.

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